„Ökologische Gesellschaft“
Chinas Unternehmen auf dem Weg zu gelebter Nachhaltigkeit Exklusiv
Wie setzen die Unternehmen moderne Ansätze zur Unternehmensführung und relationalen Führung ein, um den steigenden Anforderungen an Umweltschutz und Nachhaltigkeit gerecht zu werden?
In meinen Fallunternehmen werden Mitarbeiter durch Wertekampagnen, die auch an den Patriotismus appellieren, angeleitet, ihr privates Konsumverhalten zu überdenken. Dies geht vor allem mit hohen Anforderungen an Manager einher, die mit gutem Beispiel vorangehen sollen, um die Belegschaft auch in ihrem privaten Umfeld zum nachhaltigen Konsum anzuregen.
Zahlreiche Interviewpartnerinnen und -partner berichteten mir – teils mit überzeugender Begeisterung – dass sie stolz darauf sind, für ein Unternehmen zu arbeiten, das das Thema Umwelt befürwortet.
Wie werden nachhaltige Praktiken und Umweltschutz in Chinas Geschäftswelt, vor dem Hintergrund zunehmender globaler Interessen an umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen gefördert?
Der Druck der Regierung, die Ansprüche von Kunden und die Forderungen von Geschäftspartnern nach nachhaltigen Praktiken sind zwar wichtige Motivatoren, werden aber nur dann realisiert, wenn auch die Konkurrenz diese einhalten muss. Die Modernisierung geht voran, wird aber Zeit brauchen. In der Phase des Niedrigwachstums rutscht die Nachhaltigkeit in der Regel in allen Ländern in der Liste der Prioritäten nach unten. Die Firmen wissen, dass Modernisierungen im Umweltbereich zwar höhere Kosten verursachen, sie aber zukunftssicherer machen. Derzeit hat die ökonomische Nachhaltigkeit – die neben der sozialen und ökologischen auch gegeben sein muss – Konjunktur.
Gibt es Initiativen chinesischer Unternehmen, die sich auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz konzentrieren und international Anerkennung finden?
Eine hierzulande wenig bekannte NGO ist die Graswurzelinitiative „Society of Entrepreneurs and Ecology“ (SEE), die 2004 in Beijing durch einen Zusammenschluss von 100 Unternehmern entstand. Sie erkannten, dass die Staubstürme in Beijing von Wüstenbildung in der Inneren Mongolei verursacht werden. Seither helfen sie mit Initiativen vor Ort, um Boden- und Winderosion durch Anpflanzung von Büschen zurückzudrängen, die auf sandigen Böden als Pionierpflanze wirken. Lokale Bauern, deren Weidewirtschaft durch die Wüstenbildung gefährdet ist, werden als Hüter der Projekte eingesetzt. Die SEE hat inzwischen 900 Unternehmermitglieder, regt vergleichbare Projekte im ganzen Land an und wirkt wie ein Katalysator für andere Umweltinitiativen. Erfolgreich ist vor allem eine Funktion in „WeChat“, welche Konsumenten in den Städten mit Kampagnen erreicht, die bei digitalen Zahlungen Projekte mit Kleinstbeträgen fördern können.
Vielen Dank!