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Im Jahr des Drachen

China erlebt Aufschwung durch einen florierenden Wintertourismus Exklusiv

german.china.org.cn  |  
02.02.2024

von Wang Xuemei, Beijing

Der Countdown zum diesjährigen Frühlingsfest hat bereits begonnen. Aufgrund der vielfältigen Gameplay-Erlebnisse und des sorgfältigen Services könnte sich Nordostchina fest an der ersten Stelle unter den beliebten Reisezielen für den Frühlingsfest-Tourismus behaupten.

Nachts stehen im Skigebiet Miaoxiangshan in der nordostchinesischen Provinz Jilin zahlreiche Schneebegeisterte mit Snowboards in der Schlange, um auf die Seilbahn zu warten.

„Das Resort war seit der Eröffnung des Nachtskifahrens im Jahr 2011 nie so beliebt wie jetzt. Derzeit verzeichnet es einen kontinuierlichen Besucheranstieg auf durchschnittlich fast Tausend pro Tag“, erzählte der Gründer des Resorts, Wang Yong, begeistert.  

Eis und Schnee waren einst ein Nachteil für Nordostchina. Heute sind sie eine einzigartige touristische Ressource. Darüber hinaus wird der Spillover-Effekt von Schnee und Eis ständig noch weiter verstärkt: Die Scharen von Wintertouristen, die den eisigen Temperaturen trotzen, sorgen für einen erheblichen Aufschwung in Gastronomie und Hotellerie, Thermen und Bädern, Verkehr, kulturellen Darbietungen und anderen Wirtschaftszweigen. Der ganze Nordosten ist in der Folge „heiß“ geworden.

Eis- und Schneetourismus auf dem Vormarsch

In den letzten Jahren ist das Interesse am Eis- und Schneesport in China stetig gewachsen. Dies sind eindeutig auch die positiven Nachwirkungen der Olympischen Winterspiele in Beijing 2022, die den Grundstein für einen florierenden Wintertourismus gelegt haben. Die Branche erlebt möglicherweise die erfolgreichste Saison der letzten fünf Jahre.

Mit dem Wachstum beim Eis- und Schneetourismus steigen auch die Zahlen bei Buchungen für Skiausflüge und Besuche von Thermalquellen deutlich an.

Daten von Meituan und Dianping zeigen, dass die Gruppenbestellungen für Skitickets seit November 2023 im Vergleich zu 2019 um über 780 Prozent gestiegen sind.

Daten von Douyin zufolge sind die Buchungen für den Besuch von Thermalquellen landesweit um mehr als das 11-fache im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

Auch Badezentren sind zu beliebten Zielen für Touristen geworden, die den Nordosten Chinas besuchen. Während der Feiertage zum Jahreswechsel registrierten die Badezentren 180 Prozent mehr Gäste im Vergleich zum Vorjahr, wobei Städte wie Shenyang, Harbin und Changchun die nationale Wachstumsrate übertrafen. Auch dies geht aus den Daten von Meituan und Dianping hervor.

Ein Bericht über die Entwicklung des chinesischen Wintertourismus im Jahr 2023 prognostiziert, dass in der Wintersaison 2024-2025 voraussichtlich 520 Millionen Menschen in China im Eis- und Schneetourismus tätig sein werden. Die Einnahmen werden demnach voraussichtlich 720 Milliarden Yuan (etwa 100 Milliarden US-Dollar) erreichen.

Konsum im Zusammenhang mit Wintersport wächst

Mit dem Aufschwung des Tourismus in Nordostchina fragen sich aber gleichzeitig vor allem viele Menschen aus Südchina, was sie denn anziehen sollten, wenn sie Nordostchina besuchen.

Die niedrigste Temperatur in der Stadt liege bei fast minus 30 Grad Celsius, erklärt Xiaoqian (Pseudonym), der Harbin bereist hat. Auf das kalte Wetter müsse man sich ernsthaft vorbereiten, betont er, zum Beispiel mit dem Kauf einer warmen Jacke.

Tatsächlich sind im vergangenen Monat die Verkäufe von Daunenjacken in Südchina gestiegen, erklärt der Leiter des E-Commerce-Büros von Douyin. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die Bestellungen aus Chongqing und Fujian für Daunenjacken bei Douyin E-Commerce um 530 Prozent beziehungsweise 497 Prozent. Auch die Verbraucher in Guangdong, Hainan und Zhejiang kauften dreimal mehr Daunenjacken als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

„In unserer Fertigung arbeiten rund 200 Mitarbeiter. In etwa zehn Tagen werden wir 30.000 Paar Skibrillen fertigstellen“, berichtet Zhang Daozeng, Leiter einer Sportproduktionsfirma in Taizhou in der Provinz Zhejiang.
Traditionell sei die Zeit von Oktober bis zum chinesischen Neujahrsfest eine Nebensaison in der Sportartikelproduktion, erklärt Zhang. In diesem Jahr sei das jedoch ganz anders, es würden bereits Bestellungen bis März vorliegen.

Für das Jahr 2024 rechnet Zhang im Vergleich zu 2023 mit einem Produktionswachstum von über 60 Prozent, wobei allein die Produktion von Skibrillen auf eine Million Stück wachsen soll.

Harbin als das beliebteste chinesische Reiseziel während des Frühlingsfests

Einem Bericht von chinanews.com.cn zufolge hat Harbin aufgrund des Anstiegs der eingehenden Reisebestellungen und des erhöhten Suchvolumens mittlerweile sogar die Aufmerksamkeit des Auslands auf sich gezogen. Viele ausländische Reiseunternehmen bieten demnach Tickets und Buchungsdienste für das „gefrorene Wunderland“ Harbin in Nordostchina an.

Daten des Reisedienstleisters Trip.com zeigen außerdem, dass Harbin zu einem der beliebtesten Reiseziele für internationale Reisende geworden ist. Die Stadt verzeichnete nach Angaben der Plattform in den ersten zwei Wochen im Januar einen Anstieg von 42 Prozent bei den eingehenden Reisen. 

Der Countdown zum diesjährigen Frühlingsfest hat bereits begonnen. Big Data von Mafengwo, einem Reiseservice und einer Plattform für soziale Netzwerke, zeigt, dass in der vergangenen Woche die Suchanfragen nach „Wohin gehen wir zum Frühlingsfest“ um 350 Prozent zugenommen haben und weiter ein kontinuierlicher Aufwärtstrend zu verzeichnen ist. Familienausflüge während des größten Familienzusammentreffens des Jahres sind für die meisten Touristen die bevorzugte Wahl geworden.

Pegasus auf Eis und Fluchtprinzessin am Architecture Art Square ansehen, die herrliche Eisarchitektur und den Tanz von zehntausend Menschen in der Eis- und Schneewelt beobachten, bei Hunger den großen Schneemannskuchen und den gefrorenen Birnenkaffee bei Durstprobieren... Eis und Schnee sind natürlich die Hauptbestandteile der Winterreise. Aufgrund der vielfältigen Gameplay-Erlebnisse und des sorgfältigen Services hat Harbin die Popularität des Neujahrstags erfolgreich auf das Frühlingsfest ausgeweitet und könnte sich fest an der ersten Stelle unter den beliebten Städten für den Frühlingsfest-Tourismus behaupten, schrieben die Daten von Mafengwo am 18. Januar 2024.

Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren traditionelle Bräuche des Frühlingsfests wie charakteristische Volkserlebnisse, Vorführungen des immateriellen Kulturerbes, Tempelmärkte, Laternenmärkte und Neujahrsgebete schrittweise mit der zeitgenössischen trendigen Kultur kombiniert, weshalb ihre Anziehungskraft für die Reisenden von Tag zu Tag steigt. Inzwischen ziehen mit dem wachsenden kulturellen Selbstbewusstsein die traditionellen Bräuche als immaterielles Kulturerbe mehr und mehr die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich.

Andere Orte in China lernen vom „Harbin-Phänomen“

Das von der „Eisstadt“ Harbin in Nordostchina ausgelöste Tourismusphänomen ist ungebrochen und hat in jüngster Zeit sogar zu Nacheiferungsversuchen durch die Tourismusbehörden in mehreren anderen chinesischen Städten geführt. Diese bemühen sich nun darum, das Potenzial des Internets zur Umwandlung eines Internethypes in tatsächliche Touristenströme zu nutzen.

Seit dem 9. Januar sind auf dem offiziellen Douyin-Konto des Ministeriums für Kultur und Tourismus der Provinz Henan immer mehr Videos veröffentlicht worden: 20 bis 30 Clips pro Tag und insgesamt 112 in vier Tagen. Darin werden die kulturellen und touristischen Ressourcen der Provinz enthusiastisch präsentiert. Durch die Veröffentlichung von Videos wie „Shaolin Kung Fu“ und „Nudeln mit Hammelfleisch“, die die lokale Küche vorstellen, hat das Konto innerhalb weniger Tage fast eine Million Follower gewonnen. Im Januar kündigten die nordchinesische Provinz Shanxi und die zentralchinesische Provinz Henan eine Tourismuspartnerschaft an, die eine gegenseitige Befreiung von Eintrittskarten für 114 Sehenswürdigkeiten der Kategorie A in sechs Städten vorsieht.
Noch interessanter ist, dass das Video, in dem der Leiter der Abteilung für Kultur und Tourismus im Acheng-Bezirk von Harbin mit Künstlern der Harbin Ice-Snow World, dem weltgrößten Themenpark seiner Art, auf Kurzvideoplattformen tanzt, Millionen von Internetnutzer unterhalten hat.

Internetnutzer im ganzen Land prahlten dann spielerisch mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten ihrer eigenen Leiter von Kultur- und Tourismusbüros, um in ihren eigenen Städten ähnliche Erfolge zu erzielen. Netizens aus der südwestchinesischen Provinz Sichuan, die für ihre Riesenpandabären bekannt ist, behaupteten scherzhaft, dass ihr Leiter des örtlichen Kultur- und Tourismusbüros die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, Riesenpandas zu „gebären“. Netizens aus der zentralchinesischen Provinz Hunan, die u.a. bekannt für das scharfe Essen ist, rühmten sich, dass ihr Leiter des Kultur- und Tourismusbüros 50 Kilogramm rote Chilis verschlingen kann.

Aus der einst nur kurz florierenden Tourismusindustrie wird ein nachhaltiger Trend

Der Tourismus in Harbin sei allerdings nicht über Nacht populär geworden. Vielmehr sei dies das Ergebnis der langfristigen Förderung des Wintersports in Nordostchina und spiegele die boomende Popularität des damit zusammenhängenden Tourismus wider, erklärte Jiang Yiyi, stellvertretende Leiterin der School of Leisure Sports and Tourism an der Beijing Sport University. 

Branchenbeobachter weisen darauf hin, wie  wichtig es sei, kontinuierlich ein angenehmes Reiseziel zu schaffen und eine warme und gastfreundliche Haltung zu pflegen, um die einst nur für kurze Zeit florierende Tourismusindustrie in einen nachhaltigen Trend zu verwandeln. Seit Beginn dieses Winters hat Harbin Beschwerden von Touristen über die Organisation und Dienstleistungen sowie das Problem, dass lokale Restaurants zu hohe Gebühren berechnen, effektiv gelöst. Dieses Krisenmanagement hat bei den Touristen einen positiven Eindruck hinterlassen. Außerdem hat Harbin einen größeren Schwerpunkt auf die Verbesserung der Servicequalität gelegt. In diesem Zuge wurden zahlreiche „beheizte Lounges“ mit heißen Getränken, Snacks und Indoor-Spielen eingerichtet, so dass sich die Besucher schnell aufwärmen können.

Jiang Yiyi glaubt, dass sich die aktuelle Tourismusnachfrage in Richtung Diversifizierung entwickelt und dabei neue Tourismusformate wie City Walk, Camping und Reisefotografie entstehen, was die aktuelle Nachfrage junger Menschen nach leichtem und geselligem Reisen widerspiegelt. Daher können auch verschiedene Regionen abwechslungsreiche Tourismusprodukte schaffen. Professor Sun Qi von der Harbin Business University schlägt vor, dass bei der Optimierung von Eis- und Schneetourismusprodukten Elemente wie Kultur, Animation, Mode, Technologie und Sport integriert werden sollten.

Aus dem „China Ice and Snow Tourism Development Report (2024)“ geht hervor, dass die Gesamtinvestitionen in Infrastrukturprojekte für den Eis- und Schnee-Tourismus in ganz China im Jahr 2023 etwa 602,2 Milliarden Yuan erreichten. Bis Ende 2023 stieg die Zahl der Unternehmen, die im Eis- und Schneetourismus tätig sind, landesweit auf etwa 12.000. Von diesem Frühlingsfest an können die Tourismusabteilungen in ganz China den Boom nutzen, um „Eis und Schnee plus Kulturtourismus“ zu fördern und den Sektor zu einer neuen Wachstumsquelle für die Entwicklung des Kulturtourismus zu machen, womit ein neues Kapitel der Entwicklung aufgeschlagen werden könnte.


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China,Aufschwung,Wintertourismus,Drachen