Neue Übersetzung
Konfuzius besser verstehen Exklusiv
Wie beeinflusst die Sprache das Verständnis zwischen der deutschen und der chinesischen Kultur, insbesondere im Kontext Ihrer Forschung zu den Gesprächen von Konfuzius?
Sprache ist ein ganz zentraler Gegenstand meiner Arbeit. Sprachliche Missverständnisse sind schon im deutsch-chinesischen Alltag der Grund für zahlreiche Probleme, von denen Menschen, die sich der Sprachproblematik nicht bewusst sind, oft meinen, sie seien kulturell bedingt. Die Terminologie des Konfuzius muss neu verstanden werden, damit ein interkultureller Dialog überhaupt erst möglich wird.
Könnten Sie konkrete Beispiele aus den Gesprächen von Konfuzius hervorheben, die relevante Einsichten für die heutigen deutsch-chinesischen Beziehungen bieten?
Ja. Konfuzius sagte: „Wenn der Mensch nicht weit im Voraus denkt, dann wird er unweigerlich bald schon Sorgen haben.“ So ein Satz zeigt sehr schön, wie sehr Konfuzius meinte, dass langfristiges Vorausplanen wichtig sei. Ich denke, dass in der deutschen Politik die kurzfristigen Ängste vor einem mächtigen China im Augenblick das langfristige Planen guter Beziehungen überlagert haben. Wir Deutsche sollten dies im Sinne von Konfuzius überdenken und uns klarer darüber werden, wie wir langfristig zu einem harmonischen und für beide Seiten vorteilhaften Miteinander kommen.
Wie kommt es zu Fehlinterpretationen von Konfuzius‘ Lehren in der westlichen Welt? Medien zufolge scheint der Konfuzianismus zum Beispiel den Grundstein für Produkt- und Markenpiraterie zu legen: Nachahmen verdiene Anerkennung, in der originalgetreuen Kopie zeige sich der Respekt gegenüber dem Urheber.
Letztlich denken die meisten Menschen eher kurzfristig. Sie haben ein Problem – in diesem Fall Produktpiraterie – und suchen sich dann eine leichte Erklärung. Die „andere Kultur“ ist eben eine solche leichte Erklärung. Man braucht dann nicht länger darüber nachzudenken, dass es eigentlich viel naheliegendere Erklärungen gibt – zum Beispiel das immense Gefälle zwischen deutschem Reichtum und chinesischer Armut, das noch vor rund einem Jahrzehnt vielerorts bestand.
Wie könnten diese Fehlinterpretationen künftig vermieden werden?
Dagegen hilft nur Aufklären – und ich hoffe, dass auch Neuübersetzungen mit mehr Kontext helfen, so dass ein Satz wie Gespräche 7.1, in dem es heißt „ich überliefere nur und schaffe nicht selbst“, nicht mehr so leicht missverstanden werden kann.