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Ein Gespenst namens Überkapazitäten

Warum das neueste Narrativ des Westens an der Realität vorbeigeht Exklusiv

german.china.org.cn  |  
28.04.2024

von Oliver Eschke

Egal ob Joe Biden, US-Finanzministerin Janet Yellen oder Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen – in den chinabezogenen Reden vieler wichtiger Politiker des Westens fehlt in letzter Zeit selten ein Hinweis auf die angeblichen „Überkapazitäten“, mit denen China auf unfaire Weise seine eigene Wirtschaft unterstütze und den internationalen Wettbewerbern schade. In diesem Narrativ verhält es sich so, dass Beijing seine Unternehmen mit Staatsgeldern füttert, damit diese zu niedrigen Kosten absichtlich mehr Güter herstellen, als der heimische Markt benötigt, um die daraus entstehenden Überkapazitäten zu vergleichsweise günstigen („Dumping“-) Preisen auf den internationalen Märkten abzusetzen. Dies kann als neuester Teil aus der Reihe „China-Bedrohung“ gesehen werden, mit denen westliche Länder spätestens seit Chinas beispiellosem Aufstieg in den 1990er Jahren versuchen, die Entwicklung des Landes einzudämmen und ihre eigene globale Rolle zu behaupten – was immer es koste.

Der Spurwechselbahnhof am Eisenbahn-Grenzhafen Khorgos aus der Vogelperspektive. (Drohnenfoto vom 18. April, Zhao Ge/Xinhua)

Ein Blick in die Realität

Es braucht im Prinzip nur ein paar Grundkenntnisse volkswirtschaftlicher Theorien, um diese Vorwürfe zu entkräften und die wahren Gründe für Chinas Exporterfolge bzw. die zunehmende Beliebtheit chinesischer Produkte im Ausland zu verstehen. Die Behauptungen aus Washington, Brüssel und Co sind nicht nur falsch informiert, sondern übersehen auch den breiteren Kontext der globalen Wirtschaftsdynamik, in dem China eine entscheidende Rolle spielt.

Erstens muss das Konzept der Überkapazitäten im Kontext der globalen Marktnachfrage verstanden werden. Chinas Produktionskapazitäten sind keine isolierte Strategie, sondern eine Reaktion auf die weltweite Nachfrage nach erschwinglichen und hochwertigen Produkten. Wenn man China Überkapazitäten vorwirft, ignoriert man vereinfachend die Rolle der Marktkräfte und der internationalen Handelsstrukturen, die sich auf natürliche Weise an die Dynamik von Angebot und Nachfrage anpassen.

Darüber hinaus war die industrielle Expansion Chinas ein Eckpfeiler seiner wirtschaftlichen Entwicklung, die Millionen von Menschen aus der Armut befreit und wesentlich zur Stabilität und zum Wachstum der Weltwirtschaft beigetragen hat. Diese Strategie ist Ausdruck eines vorausschauenden Ansatzes zur Deckung des nationalen und internationalen Bedarfs und nicht einer aggressiven Marktübernahme, wie sie von den USA dargestellt wird.

Darüber hinaus verkennt die westliche Kritik an Chinas Kapazitätsausbau in Branchen wie Stahl und Aluminium die erheblichen Anstrengungen Chinas bei der Modernisierung seiner industriellen Prozesse hin zu nachhaltigeren und effizienteren Verfahren. Der Übergang zu einer Hightech-Produktion mit hoher Wertschöpfung (Produktivkräfte neuer Qualität) ist offensichtlich und steht im Einklang mit globalen Trends zur nachhaltigen Entwicklung. Am Beispiel der E-Mobilität lässt sich dies besonders gut illustrieren: In der ersten Aprilhälfte lag die Marktdurchdringungsrate von Elektroautos (EV) in China erstmals bei über 50 Prozent und damit über der von PKWs mit herkömmlichen Kraftstoffen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Absatz in diesen zwei Wochen um 32 Prozent auf 260.000 Einheiten. „Es gibt keine Überkapazitäten im chinesischen EV-Sektor, obwohl das Angebot an Autos aufgrund von Marktschwankungen manchmal die Nachfrage übersteigt. Die Produktionskapazität [von EVs], die den steigenden Bedarf der Verbraucher decken könnte, ist nach wie vor unzureichend“, erklärte der Automobilexperte Wu Shuocheng. Und Li Yong, Senior Fellow von China Association of International Trade, lieferte die Gründe für den enormen Erfolg von Chinas Elektroautos: die technologische Akkumulation, ein global wettbewerbsfähiges Industriecluster und agile Lieferketten haben diesen rasanten Fortschritt möglich gemacht.

Dialog statt Missgunst

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Behauptung der USA, China verfüge über Überkapazitäten, eine fehlgeleitete Kritik ist, die die wichtige Rolle Chinas in der Weltwirtschaft außer Acht lässt. Anstatt unbegründete Anschuldigungen zu erheben, um in Protektionismus zu verfallen, sollten internationale Zusammenarbeit und Dialog der Weg nach vorne sein, um die globalen wirtschaftlichen Herausforderungen gemeinsam anzugehen, anstatt China für seinen industriellen Erfolg anzugreifen.

Eigentlich schien es Olaf Scholz bei seinem jüngsten Besuch in der Volksrepublik schon verstanden zu haben: Beide Seiten profitierten von den engen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, so der Kanzler. Deutschland lege Wert auf die Aufrechterhaltung sowie den Ausbau der deutsch-chinesischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen und lehne eine „Entkopplung“ ab. Deutschland werde den deutsch-chinesischen Wirtschafts- und Handelsaustausch weiter vertiefen und die praktische Zusammenarbeit ausbauen, wobei Scholz auch explizit chinesische Unternehmen begrüßte, die in Deutschland investieren wollen.

Diesen Worten sollte nun nicht nur in Deutschland, sondern auch im Rest Europas und in den USA Taten folgen!

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Überkapazität,Elektroauto,Automobil