China
Hochschulen lockern Regeln für Wechsel des Studienfachs
Mehrere Hochschulen in China haben angekündigt, dass ihre Studierenden ab dem kommenden Wintersemester ohne Vorbedingungen das Studienfach wechseln können. Damit sollen die Interessen der Studierenden erforscht und ihre zweite Wahl nach der Immatrikulation respektiert werden, hieß es.
Die Jiaotong-Universität Shanghai teilte mit, dass ihre Studierenden den Wechsel während ihres ersten, zweiten und dritten Studienjahres beantragen können. Auch ein Wechsel zwischen dem Hauptcampus im Minhang-Bezirk und der medizinischen Fakultät im Huangpu-Bezirk werde möglich sein.
Die „Nullschwelle“, d.h. keine Beschränkung beim Wechsel des Studienfachs, rückt die Gesamtkompetenz und die persönliche Entwicklung der Studierenden stärker in den Vordergrund. Dies erklärte ein Sprecher der Universität auf einer Pressekonferenz, auf der die Zulassungspolitik für Studierende vorgestellt wurde.
Im Gegensatz zu früheren Regelungen, die für den Wechsel des Studienfachs bestimmte Prüfungsergebnisse oder einen bestimmten Notendurchschnitt verlangten, gibt es bei der neuen Regelung keine Vorbedingungen. Die Bewerber und die zuständigen Behörden werden in einem zweiseitigen Auswahlverfahren zusammenarbeiten, erklärte er.
Die Fudan- und die Tongji-Universität, die sich ebenfalls in Shanghai befinden, gehören zu den anderen Hochschulen, welche die Regeln gelockert und die Möglichkeiten für den Wechsel des Studienfachs so weit wie möglich ausgeweitet haben. Beispiele hierfür sind der Wechsel von medizinischen zu nichtmedizinischen Fächern.
Chen Zhiwen, Mitglied der Chinesischen Gesellschaft für Bildungsentwicklungsstrategie, sagte, die neue Politik sei vernünftiger und solle unterstützt werden. Sie sei ein Weg, der wachsenden Besorgnis der Schüler und ihrer Eltern über die Berufsaussichten zu begegnen.
Chen zufolge sind viele Studierende zu einem Studienfachwechsel gezwungen, weil sie nach der Immatrikulation feststellen, dass das gewählte Fach für sie schwieriger ist als erwartet.
Üblicherweise erlauben die meisten Universitäten den Wechsel des Studienfachs nur, wenn im ersten Jahr gute Leistungen erbracht wurden. „Die Möglichkeit, das Fach zu wechseln, auch wenn man einen Kurs nicht bestanden hat, ist bahnbrechend“, so Chen.
Allerdings werden die Studierenden dazu angehalten, die „Nullschwellenpolitik“ nicht auszunutzen und blindlings populären Studienfächern wie Informatik und künstliche Intelligenz nachzujagen.
Xiong Bingqi, Direktor des Bildungsforschungsinstituts des 21. Jahrhunderts, sagte, dass Maßnahmen erforderlich seien, um den plötzlichen Zustrom von Studierenden in beliebte Disziplinen, die lukrative Karriereaussichten bieten, zu bewältigen.
„Es ist wichtig zu beachten, dass die ‚Nullschwelle‘ für den Wechsel des Studienfachs nur für das Bewerbungsverfahren gilt. Der Erfolg eines Studienfachwechsels hängt von der individuellen Beurteilung des Studienwechsels ab“, sagte Xiong. Die Hochschulen würden auch weiterhin die leistungsstärksten Studierenden auf Grundlage der für jedes Studienfach zugewiesenen Plätze zulassen.
„Es gibt zwar keine Hürde für die Bewerbung um einen Wechsel, aber es gibt Anforderungen und Grenzen für die Zulassung“, sagte er.