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Neue Anforderungen des Arbeitsmarktes

Chinas Universitäten richten Fremdsprachenprogramme neu aus

german.china.org.cn  |  
25.08.2024

Einige renommierte chinesische Universitäten haben jüngst bekannt gegeben, dass sie ihre Fremdsprachenprogramme neu ausrichten werden. Damit wollen sie den neuen gesellschaftlichen Realitäten sowie den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht werden.

Die Beijing Language and Culture University (BLCU) hat vor kurzem angekündigt, dass sie ab 2025 die Zulassungen für mehrere fremdsprachige Masterstudiengänge streichen werde. Laut einer im Juli veröffentlichten Mitteilung der BLCU, einer nationalen Schlüsseluniversität für Sprachausbildung und -forschung, handelt es sich bei den betroffenen Studiengängen um Übersetzen und Dolmetschen in Russisch, Japanisch, Deutsch, Koreanisch und Spanisch. In einem vergleichbaren Schritt hat auch die University of International Business and Economics (UIBE) in Beijing die Zulassungen für ihren Masterstudiengang für italienisches Dolmetschen ausgesetzt.

Diese Änderungen der beiden Hochschulen sind Teil eines allgemeinen Trends, den chinesische Universitäten in den letzten Jahren bei der Streichung oder Neuausrichtung fremdsprachiger Fächer beobachten.

Daten des Bildungsministeriums (MOE) zeigen, dass zwischen 2018 und 2022 109 chinesische Universitäten 28 fremdsprachenbezogene Fächer aufgeben, wobei Japanisch, Englisch und Koreanisch am stärksten betroffen sind. Einst florierten sie noch, als China seine Tür zur Außenwelt öffnete. Heute stehen die Fremdsprachenprogramme an den Hochschulen dagegen vor großen Herausforderungen, die durch den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt und das Aufkommen neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz (KI) verursacht werden.

Den Bildungsbehörden zufolge hängt die Anpassung der Sprachdisziplinen mit der Verlagerung des Schwerpunkts der Universitäten sowie mit den Immatrikulations- und Beschäftigungsaussichten zusammen. Für viele Universitäten, insbesondere für die technischen und ingenieurwissenschaftlichen, ist die Umstrukturierung der Sprachfächer ein Schritt zur Optimierung und Integration der Bildungsressourcen.

Die meisten dieser Fächer werden gestrichen, weil sie den sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen nicht gerecht werden und ihre Beschäftigungsquote niedrig ist. Ein Bericht über die Beschäftigungslage chinesischer Studierender im Jahr 2023 zeigt, dass die Beschäftigungsquote, die Gehälter und die Arbeitszufriedenheit in den Studiengängen für englische Sprache und Übersetzung niedriger sind.

Professor Cai Jigang, der an der Fudan-Universität in Shanghai gelehrt hatte, äußerte sich besorgt über die Zukunft der englischsprachigen Studiengänge im Allgemeinen. Seiner Meinung nach haben die Programme vor allem das Studium von Sprache und Literatur in den Vordergrund gestellt. Es fehle aber an einer Integration mit technologischem und wirtschaftlichem Wissen, das heutzutage immer wichtiger werde.

Die jüngste Entschließung der Zentralbehörden zur weiteren Vertiefung der Reformen betont die Anpassung der akademischen Disziplinen an die technologischen und strategischen Bedürfnisse des Landes im Hinblick auf die Reform des Bildungssektors. Seit 2020 fördert das MOE bereits neuartige geisteswissenschaftliche Disziplinen und drängt die Universitäten in diesem Zusammenhang dazu, interdisziplinäre Studiengänge zu entwickeln und die Talentförderung in wichtigen Bereichen mit Auslandsbezug zu verstärken. Nach einem Reformplan, den das MOE und vier weitere Ministerien im vergangenen Jahr herausgegeben haben, werden die Universitäten bis 2025 etwa ein Fünftel ihrer akademischen Disziplinen und Studienfächer optimieren und anpassen. In diesem Zuge werden neue Studiengänge eingerichtet, um sie an aufkommende Technologien, neue Branchen und Geschäftsmodelle anzupassen, während diejenigen, die nicht mit dem sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt Schritt halten, auslaufen werden.

Viele Universitäten sind der Aufforderung schon nachgekommen, Sprachprogramme mit anderen Disziplinen zu integrieren, um multidisziplinäre Talente auszubilden. Während interdisziplinäre Doppelabschlussprogramme, die Fremdsprachen mit Fächern wie Jura, Finanzen oder Journalismus kombinieren, nicht neu sind, erforschen viele Universitäten derzeit gänzlich neue Bereiche wie Informatik und KI.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Fremdsprachen,KI,Masterstudien,Hochschulen