Kleine Bälle, große Hoffnungen
Das 7. Deutsch-Chinesische Tischtennis-Freundschaftsturnier in Hamburg
Gastbeitrag von Nan Haifeng, Hamburg
Es ist keine Seltenheit, dass die Sporthalle Sachsenweg am Stadtrand von Hamburg schon um 8:00 Uhr morgens voller Leben ist. Als Trainingszentrum des Hamburger Tischtennisverbands dient sie regelmäßig als Austragungsort bedeutender Turniere. Doch am 27. des vergangenen Monats fand eine besondere Premiere statt: Zum ersten Mal wurde in der Halle ein deutsch-chinesisches Tischtennis-Freundschaftsturnier ausgetragen, an dem 18 Mannschaften teilnahmen, darunter fünf angereiste Gastteams aus der Volksrepublik.
Gemeinsam mit dem German Centre Shanghai organisierte der Tischtennisverband Hamburg dieses internationale Freundschaftsturnier, das in China auch als „Taicang Cup“ bekannt ist. Das German Centre Shanghai, eine von der Bayerischen Landesbank gegründete und seit 30 Jahren erfolgreiche Plattform für deutsch-chinesische Kontakte und Geschäftsbeziehungen, richtet das Turnier seit 2016 aus.
Die Idee für den „Taicang Cup“ entstand, als das German Centre im Jahr 2016 sein erstes Büro in Taicang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu, eröffnete. Ziel war es, die rund 250 deutschen Unternehmen vor Ort besser zu unterstützen. Christian Sommer, Geschäftsführer des German Centre Shanghai und selbst begeisterter Tischtennisspieler, initiierte das Turnier gemeinsam mit der Stadt Taicang, die über einen aktiven lokalen Tischtennisverband verfügt.
Die Vision, durch sportliche Begegnungen zur Völkerverständigung beizutragen, stieß auf große Resonanz. Beim ersten Turnier in Taicang nahmen 16 Teams teil. Das Event war ein voller Erfolg und wurde sogar vom chinesischen Staatsfernsehen CCTV übertragen. Seither entwickelt sich das Tischtennis-Freundschaftsturnier kontinuierlich weiter und gewinnt an Professionalität und Renommee. Im Jahr 2019 nahm der amtierende Bundestrainer Jörg Roßkopf mit seiner Mannschaft an der vierten Auflage des Turniers in Taicang teil.
Heute gilt der „Taicang Cup“ als modernes Beispiel der „Ping-Pong-Diplomatie“ zwischen China und Deutschland. Die Stadt Taicang profitiert erheblich von den intensiven und vielfältigen Austauschprogrammen mit der Bundesrepublik. Acht Jahre nach dem ersten Taicang Cup hat sich die Zahl der dort ansässigen deutschen Unternehmen verdoppelt. Heute gibt es mehr als 500 deutsche Firmen in der Stadt mit nur 800.000 Einwohnern, einer für chinesische Verhältnisse relativ kleinen Stadt.
China dominiert seit Jahrzehnten die internationale Tischtennisszene. Deutschland steht im Vergleich zwar gut da, aber für deutsche Spieler, die sich verbessern möchten, ist der Austausch mit den chinesischen Kollegen von unschätzbarem Wert. Derzeit steht Tischtennis in Deutschland vor großen Herausforderungen: Trotz der rund 500.000 aktiven Spieler leidet der Sport unter chronischer Unterfinanzierung und mangelnder Förderung, was gravierende Auswirkungen auf die Nachwuchsförderung und den Spitzensport hat.
In Hamburg, einer der wohlhabendsten Städte Deutschlands, erhält der Tischtennisverband staatliche Zuschüsse. Diese reichen allerdings nicht aus, um die Trainingskosten eines Kindes in einem durchschnittlichen Verein zu decken. Talentierte Jugendliche, die den Sport ernsthaft betreiben wollen, müssten vier bis fünf Mal pro Woche für zwei bis drei Stunden trainieren – idealerweise mit einem erfahrenen Trainer, mit Bundesliga-Erfahrung. Doch mit einem Stundensatz nahe dem Mindestlohn ist es für die meisten Vereine unmöglich, Top-Trainer zu engagieren. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, einmal in China zu trainieren oder zu spielen – entweder fehlen die finanziellen Mittel oder die nötigen Kontakte.
Turniere wie der „Taicang Cup“ bieten deutschen Vereinen und ihren talentierten Spielern eine seltene Gelegenheit, sich mit Weltklassespielern aus China zu messen und wertvolle Kontakte für zukünftige Austauschprogramme zu knüpfen.
Christian Sommer, der am 15. September frisch zum Vizepräsidenten des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) gewählt wurde, hofft, dass hochkarätige Turniere wie der „Taicang Cup“ in deutschen Städten mehr Anerkennung und Unterstützung für den Tischtennissport schaffen.
Trotz der aktuellen Diskussion um „De-Risking“ bei deutschen Investitionen in China, die das Turnier auch überschattet, bleibt der China-Experte mit 30 Jahren Erfahrung optimistisch. Er sieht solche Turniere als Hoffnungsträger für die Beziehungen zwischen China und Deutschland. „Wie im Tischtennis geht es auch in der Politik darum, sich hart, aber fair zu begegnen“, betont er. Sein Wunsch ist es, dass diese sportlichen Begegnungen zu einer freundschaftlicheren und vertrauensvolleren Partnerschaft führen.
Dieser Gedanke fand auch in dem Grußwort von Marc Schemmel, Vorsitzender des Sportausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft, Anklang: „Wenn alle in dieser Welt Sportler wären, wäre die Welt ein besserer Ort.“ Und so bleibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in uns allen bestehen.