Dieses Jahr so wichtig wie nie
Warum die Importmesse in Shanghai der Welt helfen kann
Exklusiv
von Oliver Eschke
Während der 5. und der 6. November in den USA und in Deutschland die Rückkehr Donald Trumps bzw. das Ende der Ampelregierung markierten, wurde am 5. November in China die siebte Ausgabe der China International Import Expo eröffnet. Anders ausgedrückt: Während im Westen die Unsicherheit ein neues Niveau erreicht, trägt China zur Förderung der Kooperation und Stabilität auf der Welt bei.
2018 konnte noch niemand erahnen, wie wichtig die erstmals abgehaltene China International Import Expo (CIIE) schon in kürzester Zeit werden würde. Während die Welt in den Folgejahren, geprägt von zunehmendem Protektionismus in den USA, der weltweiten Corona-Pandemie und zuletzt den geopolitischen Krisen um Russland-Ukraine sowie den Nahen Osten, immer unsicherer und instabiler wurde, hat sich die Importmesse in China zu einem der wenigen Stabilitätsanker entwickelt. Jedes Jahr im November lädt China die Welt zu sich ein, um die Chancen auf dem stetig wachsenden und sich öffnenden Riesenmarkt zu teilen. So auch wieder dieses Jahr vom 5. bis 10. November.
Wer Innovationen will, muss nach China kommen
Vor den Augen der Vertreter weltweiter führender Unternehmen – insgesamt 3.496 Aussteller aus 129 Ländern und Regionen – machte Ministerpräsident Li Qiang in seiner Eröffnungsrede am Dienstag deshalb nochmal klar: „In der heutigen Welt ist eine Anti-Globalisierung im Vormarsch und wachsender Unilateralismus und Protektionismus machen sich bemerkbar. Unsicherheiten und Instabilitäten nehmen zu und gefährden den Weltfrieden und die Entwicklung.“ Das Abhalten dieser Importmesse, die die Öffnung nach außen und das globale Miteinander so sehr betont wie kaum eine andere Messe, kommt deshalb genau zur richtigen Zeit. Sie kann in den schwierigen Zeiten zumindest ein Zeichen setzen – für Öffnung statt Protektionismus und für Miteinander statt Gegeneinander.
Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, die Öffnung aufrechtzuerhalten, zu erweitern und zu verbessern. „Nur so“, so Li, „ist man in der Lage, dauerhaften Frieden, Stabilität, Entwicklung und Wohlstand zu fördern.“
Der China-Pavillon auf der diesjährigen Importexpo. (5. November 2024, Xinhua)
Damit die Welt in Zukunft weiter stabil wachsen und prosperieren kann, ist ein Festhalten an ständiger Innovation unabdingbar. Chinas Staatspräsident Xi Jinping hatte in diesem Zusammenhang das Konzept der Produktivkräfte neuer Qualität vorgestellt, unter dem das Land vor allem auf Digitalisierung, KI und andere Zukunftstechnologien setzt, um eine qualitativ hochwertige Entwicklung zu erreichen. Der China-Pavillon auf der diesjährigen Importexpo ist ein Sinnbild für diesen Ansatz. An ihm können die Besucher etliche neue technologische Innovationen bewundern, von denen viele ihre Weltpremiere feiern. Zu den bemerkenswerten Exponaten gehören ein Modell der Mondsonde Chang'e-6, Chinas bemanntes Tiefsee-U-Boot Fendouzhe, humanoide Roboter, der weltweit erste experimentelle Quantensatellit Mozi, ein 5G-Modell einer intelligenten Fabrik und interaktive Bildschirme für intelligente Städte.
Aber natürlich zeigt nicht nur China Beispiele für „cutting-edge“-Technologien: Dem Geist der Messe folgend werden Unternehmen aller Länder dazu eingeladen, ihre neuesten Produkte und Services zu präsentieren, die dann häufig auch kurze Zeit später Zugang zum chinesischen Markt erhalten. In der diesjährigen Sonderausstellung „Innovation Incubation“ präsentiert etwa das US-amerikanische Start-up Shift Robotics seine mit KI ausgestatteten angetriebenen Schuhe, mit denen die Träger mit Laufgeschwindigkeit von etwa 11 Stundenkilometern pro Aufladung etwa eine Stunde lang gehen können. Erstmals gibt es auch einen Bereich für „neue Materialien“ auf der Messe. Diese spielen eine entscheidende Rolle bei der Beschleunigung des Wachstums von Produktivkräften neuer Qualität und die neue Sektion soll eine Plattform für Innovationen bieten. Nippon Paint Holdings aus Japan präsentiert hier zum Beispiel die „Smart Road Marking Paint“, die laut Angaben des Unternehmens für bessere Sichtbarkeit der Fahrbahnstraßen bei Nacht sorgen kann.
Voneinander lernen und gemeinsam wachsen
Aus all diesen und noch zahlreichen weiteren Beispielen setzt sich das Gesamtbild der CIIE zusammen: Die Welt trifft sich auf dieser Messe, um ihre neuesten Lösungen und Techniken miteinander zu teilen, damit jeder vom anderen lernen kann und man schließlich gemeinsam wachsen kann. Die Messe verkörpert somit perfekt den Geist der Schicksalsgemeinschaft der Menschheit, die klarmacht, dass ein Denken in Nullsummenspielen längst veraltet ist.
„New Era, Shared Future“. Das lesen die Besucher der Messe, wenn sie das National Exhibition and Convention Center (Shanghai) betreten. Und nach kurzer Zeit auf der Messe wird jeder auch spüren, was dieses Motto bedeutet und wie sehr es hier gelebt wird. Es ist daher wenig überraschend, dass etliche Unternehmen bereits zum siebten Mal an der Messe teilnehmen und nur positive Worte über den Nutzen einer Teilnahme sagen.
Maximilian Foerst, Präsident und CEO von Zeiss Greater China, sagte etwa: „Wir werden unsere Investitionen in China weiter erhöhen, einschließlich der Erweiterung unserer F&E- und Innovationskapazitäten, der Ausweitung unseres Marktanteils und der engen Zusammenarbeit mit Partnern […] Das Potenzial des chinesischen Marktes, der Integrationsgrad der Lieferkette und die Fähigkeit zu Forschung und Innovation [haben] ZEISS schon immer angezogen.“
Noch bis zum 10. November wird die CIIE beweisen, dass die Welt besser wird, wenn sie zusammenkommt, miteinander redet und voneinander lernt. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch die Akteure, die bislang mehr auf Abschottung, Strafzölle und Protektionismus setzen, den Geist der Importmesse verstehen lernen und sich zukünftig für ein kooperatives Miteinander einsetzen werden.
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