Deutsche Firmen auf der CIIE: Großer Markeneffekt, mehr Entwicklungschancen
Gerade findet Chinas 7. Internationale Importmesse in Shanghai statt. Insbesondere die Hightech-Exponate im Ausstellungsbereich für Technologie und Ausrüstung sind jedes Jahr ein Highlight. In diesem Jahr gibt es auf der 70.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche neben den drei großen Sektoren Industrie, Technologie und Umweltschutz erstmals auch einen speziellen Bereich für neue Materialien. Mehr als 300 Aussteller tummeln sich hier. In diesem Feld sind traditionell deutsche Unternehmer stark vertreten. Sie bilden einen Fokus. Wir haben uns bei deutschen Ausstellern vor Ort umgehört. Über eines herrscht Einigkeit, nämlich dass die CIIE große Markeneffekte für die beteiligten Unternehmen bringt. Der chinesische Markt sei für sie einer der wichtigsten Märkte weltweit, sagen die Unternehmensvertreter. Viele deutsche Firmen haben daher angekündigt, ihre Investitionen in China weiter aufzustocken.
Der Technologiekonzern Heraeus ist schon seit der Messe-Premiere 2018 auf der CIIE vertreten. (Foto: Wei Hongchen)
Heraeus: Zuversicht für die nächsten fünf Jahrzehnte
Der deutsche Technologiekonzern Heraeus ist ein „alter Hase“ auf der CIIE. Schon bei der Premiere 2018 war die Firma mit einem Stand vertreten. Das Familienunternehmen mit jahrhundertelanger Tradition konzentriert sich auf die Bereiche Edelmetalle und Recycling, aber auch auf Gesundheitswesen, Halbleiter sowie elektronische und industrielle Anwendungen.
Jan Rinnert, Vorsitzender der Geschäftsführung des Technologiekonzerns, sagt, die Präsenz im neuen CIIE-Bereich für neue Materialien passe perfekt zur Expertise von Heraeus. In den letzten Jahren hätte die Sparte neue Materialien in China eine neue strategische Positionierung erhalten. „Wir setzen daher darauf, hier einen eignen Beitrag zu weiteren Entwicklung zu leisten“, sagt der Geschäftsführer.
„Die CIIE ist ein Schaufenster der Außenöffnung Chinas. Sie sendet ein starkes Signal an die Welt, dass sich Chinas Tür immer weiter öffnet“, sagt derweil Ai Zhouping, Präsident von Heraeus Greater China, im Interview mit „China Heute“.
Die wachsende Standfläche, die zunehmenden Geschäftsbereiche und die immer vielfältigeren Exponate seien der beste Beweis für die Spillover-Effekte der Messe, sagt Ai. „Die CIIE bietet eine hervorragende Plattform für Präsentation und Austausch, die es unserem Unternehmen ermöglicht, Messebesuchern aus aller Welt neue Materialien und Technologien vorzustellen. Auf diese Weise gelingt es uns, Exponate in Waren zu verwandeln.“ Dank der Messe sei der Bekanntheitsgrad von Heraeus in China deutlich gestiegen, so Ai. Inzwischen habe man mehrere Investitionsprojekte starten können.
2024 feiert Heraeus den 50. Jahrestag seines Markteintritts in China. Startschuss hatte damals die Gründung einer Raffinerie in Hongkong gegeben. Das war im Jahr 1974. Heute ist Heraeus mit mehreren Produktionsstandorten und F&E-Zentren in mehr als einem Dutzend von Städten in China vertreten. Es ist dem deutschen Unternehmen gelungen, ein signifikantes Wachstum in den Bereichen Elektromobilität, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien zu erzielen. In den letzten fünf Jahren hat der deutsche Traditionskonzern mehr in China investiert als in allen Jahren zuvor.
Laut Ai sind die Erfolge des Unternehmens eng verbunden mit der starken Widerstandsfähigkeit des chinesischen Marktes sowie der kompletten Industriekette des Landes. Aber auch die zahlreichen Maßnahmen zur Förderung ausländischer Investitionen, die immer kürzere Negativliste und der erhöhte Stellenwert der Fertigungsindustrie trügen ihren Teil zur Erfolgsstory der Firma bei.
Dank wachsender Einkommen sei auch die Nachfrage nach hochwertigen Produkten und Dienstleistungen in der Volksrepublik gestiegen. „Das bedeutet für uns klar mehr Wachstumschancen“, sagt Ai. Insbesondere die Aussichten für den Handel mit Industriematerialien und Edelmetallen seien günstig. „Das beschert unserem Unternehmen nicht nur eine stetig wachsende Kundennachfrage, sondern auch fruchtbaren Boden für die Anwendung neuester Technologien. Wir sind daher zuversichtlich, was unsere Wachstumsaussichten in China angeht.“ Ai ist guter Dinge, dass die Geschäftstätigkeiten auf dem chinesischen Markt in Zukunft weiter stark ausgebaut werden.
Ein Biochip-Labor in der Größe eines Fingernagels: Dieses Hightech-Produkt hilft Ärzten, schnelle Diagnosen zu stellen. (Foto: Wei Hongchen)
Schott: Mehr als ein Glasunternehmen
Auch die Schott AG ist ein alter Bekannter auf der CIIE. Der deutsche Technologiekonzern ist vor allem für die Herstellung von Spezialglas und Glaskeramik bekannt. Diesmal aber präsentiert das Unternehmen innovative Produkte aus ganz verschiedenen Bereichen wie Chipfertigung, Elektrofahrzeuge und Biowissenschaften. Besonderes Highlight ist ein Biochip-Labor der Größe eines Fingernagels. Das Mikrolabor hilft Ärzten beim Stellen rascher Diagnosen.
Tina Stritzke und Lea Belau sind verantwortlich für das Marketing des Unternehmens. Seit 2018 fliegen sie jedes Jahr von Deutschland nach Shanghai, um an der Messe teilzunehmen. In ihren Augen ist die CIIE die wichtigste Messe für die Entwicklung des Unternehmens in China. „Wir kommen hierher, um mit neuen Kunden und Geschäftspartnern in Kontakt zu kommen, bestehende Partnerschaften zu pflegen, über Materiallösungen zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden“, sagt Stritzke. Das Unternehmen wolle zeigen, dass es nicht nur eine Glass-Company sei, sondern über weit mehr Expertise und Kompetenzen verfüge. Ziel sei außerdem die Erschließung neuer Geschäftsfelder in China, so die Marketingchefin.
Die Pläne der Schott AG in China gehen längst auf. Der Konzern ist ein Paradebeispiel für das Motto „vom Aussteller zum Investor, vom Ausstellungsstück zur Ware“. In den letzten fünf Jahren hat das deutsche Unternehmen mehr als 170 Millionen Euro in China investiert. Auf der vierten CIIE wurde die Einführung der firmeneigenen Kerntechnologie für die Glasschmelze in China angekündigt. Es war das erste Mal, dass diese Kerntechnologie auf einen Markt außerhalb Deutschlands gebracht wurde. Chen Wei, Geschäftsführer der Schott AG China, erklärt, dass China mit seinem Fokus auf Produktivkräfte neuer Qualität eine Schlüsselrolle in der globalen Lieferkette des Unternehmens spiele. Man freue sich sehr darauf, sich auch in Zukunft bei Chinas industrieller Modernisierung und der Reform der Angebotsseite einzubringen.
Der Messeauftritt von Henkel (Foto: Wei Hongchen)
Henkel: Für einen nachhaltigeren Lebensstil
„Die CIIE ist längst zu einem Schaufenster geworden, das Chinas neues Entwicklungsmodell und seine Produktivkräfte neuer Qualität ins Rampenlicht rückt. Die Expo bietet multinationalen Unternehmen wie Henkel vielfältige Möglichkeiten. In diesem Jahr setzen wir mit nachhaltigen Innovationen auf die Zusammenarbeit mit lokalen und globalen Unternehmen“, sagt Anna An, Präsidentin von Henkel Greater China.
Henkel ist ein börsennotiertes deutsches Unternehmen der Konsumgüter- und Klebstoffindustrie. Auf der CIIE stellt es insgesamt in sechs Ausstellungsbereichen aus – Bekleidung, Lebensmittel, Beauty und Wohnen, aber auch Transport und Industrie. „Unser Ziel ist es, den Einfluss der CIIE zu nutzen, um unsere Produkte, Technologien und innovativen Highlights gut in Szene zu setzen“, sagt An. Außerdem wolle man die Umsetzung neuartiger Produktivkräfte in den Bereichen Elektromobilität, Unterhaltungselektronik und fortschrittliche Fertigung fördern und so den chinesischen Verbrauchern zu einem nachhaltigeren Lebensstil verhelfen, sagt die Managerin.
China ist der drittgrößte Markt für Henkel. In den vergangenen 50 Jahren hat das Unternehmen die kontinuierliche Verbesserung des chinesischen Geschäftsumfelds sowie das Streben nach Öffnung auf hohem Niveau live miterlebt. Das habe das Vertrauen in die Zukunft des chinesischen Marktes gestärkt. Was das Potenzial, die Widerstandsfähigkeit und die langfristig positiven Grundparameter der chinesischen Wirtschaft angehe, sei das Unternehmen daher weiterhin sehr optimistisch.