Präsident Xi in Lateinamerika
APEC, G20 und vor allem ein Besuch bei Freunden Exklusiv
von Dr. Michael Borchmann, Wiesbaden
Anfang November verlautbarte die chinesische Regierung, dass Präsident Xi Jinping nach Lateinamerika reisen werde, und zwar zu einem Staatsbesuch nach Peru einschließlich der Teilnahme am informellen APEC-Gipfel in Lima sowie zu einem Staatsbesuch nach Brasilien einschließlich der Teilnahme am 19. G20-Gipfel in Rio de Janeiro. Eine Reise, deren besonderen Stellenwert man nicht hoch genug einschätzen kann.
Lassen Sie mich mit der Teilnahme des chinesischen Staatspräsidenten an den beiden Gipfeln beginnen. Es hat eine gute Tradition, dass es Präsident Xi ist, der bei bedeutenden internationalen Gipfeln seine Stimme nachdrücklich für Frieden, Ausgleich und eine multipolare Weltordnung erhebt.
So auch auf dem APEC-Gipfel in Lima, wo Präsident Xi u.a. mit Nachdruck für Multilateralismus, eine offene Wirtschaft, ein multilaterales Handelssystem im Sinne der Welthandelsorganisation und eine dynamische Weiterentwicklung regionaler wirtschaftlicher Integration und Konnektivität plädierte, ferner insbesondere auch für ein grünes und innovatives Wachstum in der asiatisch-pazifischen Region.
Und im Vorfeld des G20-Gipfels am 18. und 19. November in Rio mit dem Motto „Aufbau einer gerechten Welt und eines nachhaltigen Planeten“ forderte Präsident Xi bereits die Beachtung des Prinzips des gegenseitigen Respektes, der Kooperation „auf Augenhöhe“ zum beiderseitigen Wohle sowie die nachdrückliche Unterstützung des Globalen Südens zur Förderung von dessen Entwicklung. Die Arbeit zugunsten der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung genieße dabei Priorität, so schrieb das chinesische Staatsoberhaupt in einem Artikel für eine brasilianische Zeitung (Titel: „Eine Freundschaft, die weite Ozeane umspannt - Eine Reise in eine bessere Zukunftsgemeinschaft“).
Von hohem Stellenwert dieser Reise zeugen aber zugleich die bereits eingangs erwähnten beiden Staatsbesuche.
Da ist zunächst am Vorabend des APEC-Gipfels das Treffen von Präsident Xi mit Perus Präsidentin Dina Boluarte zu nennen. Übrigens es war der dritte Besuch Xis in Peru und sein drittes Treffen mit Präsidentin Boluarte innerhalb eines Jahres. In einer gemeinsamen Erklärung wurde der Wille zum Ausdruck gebracht, die umfassende strategische Partnerschaft weiter zu vertiefen und die nachhaltige Entwicklung beider Länder zu fördern. Zudem hielt der Besuch noch einen besonderen Höhepunkt parat: Die gemeinsame Einweihung des Hafens von Chancay in Peru per Videolink - ein Meilenstein in den beiderseitigen Kooperationen im Rahmen der Seidenstraßeninitiative. Es wird erwartet, dass sich die Reisezeit von Chancay auf der Seeroute nach China um rund 30 Prozent verkürzt. Völlig zu Recht erläuterte Präsident Xi, der Slogan „von Chancay nach Shanghai“ sei ein Hinweis auf die „glänzende Zukunft der Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen“. Und davon würden auch andere lateinamerikanische Länder erheblich profitieren.
Und was den Staatsbesuch in Brasilien betrifft, ist zunächst an die vertrauensvolle Kooperation beider Länder im BRICS-Rahmen zu erinnern. Bereits im oben erwähnten Artikel machte Präsident Xi deutlich: Die Beziehungen zwischen China und Brasilien seien ein Modell für große Entwicklungsländer, um eine Win-win-Kooperation zu entwickeln und eine gemeinsame Zukunft anzustreben. Und weiter: China und Brasilien müssten die Chancen der Zeit nutzen und die Synergien zwischen Chinas Seidenstraßeninitiative und Brasiliens Entwicklungsstrategien weiter fördern.
Zugleich sind diese beiden Staatsbesuche aber auch bedeutende Mosaiksteine eines Gesamtprojektes, nämlich des Projektes „China – Lateinamerika: Eine Zukunftsgemeinschaft“. Und dies passend am 10. Jahrestags der Gründung dieses Projektes. In diesen zehn Jahren ist aus einem Konzept eine fruchtbare Realität geworden. Gemeinsam hält man das Banner friedlicher Entwicklung und Kooperation hoch und nutzt die Synergien dieser Kooperation. Gemeinsam pflegt man echten Multilateralismus und setzt die Ideen einer gerechten Regierungsführung um.
Daher ist die aktuelle Reise von Präsident Xi neben der Bedeutung der Gipfeltreffen „vor allem ein Besuch bei Freunden“!
Der Autor ist Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D. und Beirat der CIIPA des Handelsministeriums der VR China. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.