Für ein harmonisches und zivilisiertes Miteinander
Warum Chinas Weltinternetkonferenz so wichtig ist Exklusiv
von Oliver Eschke
Das Internet ist längst kein separater zu vernachlässigender Raum mehr, in dem sich fernab der Lebenswirklichkeit einige Experten vernetzen. Der Cyberspace ist mit dem Alltagsleben verschmolzen und prägt quasi jeden unserer Schritte. Mit der Weltinternetkonferenz leistet China einen Beitrag dazu, das Miteinander im Internet fairer, harmonischer und zum Nutzen aller zu gestalten.
Genau zehn Jahre ist es her, dass in der alten Wasserstadt Wuzhen erstmalig die Weltinternetkonferenz stattfand. In diesem Jubiläumsjahr zu einer Zeit, in der die Welt in etliche Krisenherde gespalten ist, erscheint der Gipfel so wichtig wie nie: Die 1800 Teilnehmer beraten darüber, wie das Internet zu einem Ort der Freiheit und Harmonie gemacht werden kann, der die Welt zusammenführt, anstatt sie zu spalten.
Der Wuzhen-Gipfel der Weltinternetkonferenz 2024 ist am Mittwoch in der alten Wasserstadt Wuzhen eröffnet worden. (20. November 2024, Xinhua)
Die offizielle Mission der Weltinternetkonferenz setzt sich unter anderem das Ziel, „[…] die internationale Gemeinschaft dazu zu ermutigen, dem Trend der Digitalisierung, Vernetzung und Intelligenz im Informationszeitalter zu folgen, gemeinsam die Sicherheitsherausforderungen für die gemeinsame Entwicklung anzugehen und eine Schicksalsgemeinschaft im Cyberspace aufzubauen.
2022 wurde die „World Internet Conference“ als offizielle internationale Organisation in Beijing registriert, mittlerweile hat sie 140 Mitglieder in Form von Institutionen, Organisationen oder Unternehmen aus mehr als 30 Ländern und Regionen – dies unterstreicht das klare Bekenntnis zur Erfüllung der Mission. In diesem Jahr versammeln sich die Vertreter aus circa 130 Ländern und Regionen – insbesondere aus dem „Globalen Süden“ – vom 19. bis 22. November unter dem Motto „Für eine menschenzentrierte digitale Zukunft, in der Künstliche Intelligenz fürs Gute genutzt wird: Zusammen eine Schicksalsgemeinschaft im Cyberspace gestalten“.
Souveränität als Grundprinzip, Harmonie und Miteinander als Zielvorgaben
Xi Jinping versicherte in seiner Videobotschaft zur Eröffnung: „China ist bereit, zusammen mit allen Ländern der Welt, […] gemeinsam eine Schicksalsgemeinschaft im Cyberspace aufzubauen und das Internet zum Nutzen der Menschen und der Welt besser funktionieren zu lassen.“ Letzteres, das „besser funktionieren lassen“, lässt erahnen, dass aktuell noch nicht alle Probleme gelöst sind. Auch Vizeministerpräsident Ding Xuexiang sprach in seiner Rede am selben Tag von einer „ernsten Cybersicherheitssituation“, die gemeinsam angegangen werden müsse.
Egal ob es um die Verbreitung von Fake News, Anleitungen zum Bau von Waffen oder den Verkauf von Drogen geht – das Internet hat das Potenzial, über Staatengrenzen hinweg große Schäden für die Menschheit zu verursachen. Dies alles verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass die Länder und Regionen der Welt zusammenkommen und darüber beraten, wie sichergestellt wird, dass die positiven Potenziale des Internets genutzt werden, während die Risiken minimiert werden. Und das alles muss unter der Prämisse geschehen, dass jedes Land weiterhin souverän in der eigenen Gestaltung seiner Internetpolitik bleibt.
Präsident Xi machte klar: „Wir sollten den Entwicklungstrend der Digitalisierung, Vernetzung und Intelligenz aufgreifen, Innovation als erste treibende Kraft, Sicherheit als oberstes Gebot und allgemeine Zugänglichkeit als Wertorientierung betrachten […] und uns gemeinsam auf eine bessere digitale Zukunft zubewegen.“
Vizeministerpräsident Ding erinnerte noch daran, dass China die Chancen der Modernisierung mit Ländern auf der ganzen Welt geteilt […] und der globalen Modernisierung starke Impulse verliehen habe.
Nicht nur erhöht Beijing stetig seine eigenen Investitionen in die Digitalisierung und den Internetausbau – zum Beispiel fast 1,2 Billionen Yuan bis 2025 in den 5G-Ausbau. Darüber hinaus beschloss das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie Ende Juli eine noch intensivere Zusammenarbeit im digitalen Bereich mit afrikanischen Ländern, um ihnen beim Aufbau eines „digitalen Afrikas“ zu helfen. Dabei soll es unter anderem um die Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien wie 5G, 6G, Netzwerksicherheit, Hochleistungsrechnen und Quantenkommunikation gehen. Im Rahmen des diesjährigen Gipfels des China-Afrika-Forums für Zusammenarbeit in Beijing Anfang September wurden Berichte veröffentlicht, aus denen unter anderem hervorgeht, dass China 70 beziehungsweise 80 Prozent aller 4G- beziehungsweise 3G-Netzwerke in Afrika gebaut hat. Mit den kontinuierlichen technologischen Durchbrüchen, die China in Bereichen wie Big Data, Cloud Computing oder KI erreicht, wird es auch in Zukunft nicht nur seine eigene wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung vorantreiben, sondern diese riesigen Entwicklungschancen mit anderen Ländern teilen. Wie einige Teilnehmer auf dem diesjährigen Forum unterstrichen, wird es auch darum gehen, auf die theoretischen Innovationen schnell die praktische Umsetzung folgen zu lassen. Vor allem im Gesundheitsbereich lassen sich einfach Szenarien erdenken, in denen fortschrittliche digitale Technologien aus Ländern wie China weniger entwickelten Ländern des Globalen Südens enorm helfen könnten: So könnte zukünftig etwa eine intelligente Gesundheitsversorgung auch an abgelegenen Orten präzise Diagnosen aus der Ferne und somit einen universellen Zugang zu erstklassigen medizinischen Leistungen ermöglichen, wie Zhou Hongyi, Gründer der 360 Group, erläuterte.
In dieser Woche wurde somit wieder für alle sichtbar, dass die Weltinternetkonferenz Chinas Engagement unterstreicht, ein besseres, gerechteres und inklusiveres Internet für die globale Gemeinschaft zu fördern. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Länder und Regionen diese Vision teilen.
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