Rückblick: Chinas Wirtschaft 2024
Strategische Reformen und gezielte Maßnahmen stärken Chinas Wachstum
Experten der Tsinghua-Universität loben Chinas wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit im Jahr 2024 und betonen die Bedeutung gezielter Maßnahmen und Strukturreformen. Trotz Herausforderungen wie geringer Inlandsnachfrage und Immobilienunsicherheiten bleibt ihr Ausblick für das kommende Jahr optimistisch.
In exklusiven Interviews mit China.org.cn haben Experten der Tsinghua-Universität Chinas Widerstandsfähigkeit und strategische Anpassungsfähigkeit bei der Bewältigung wirtschaftlicher Herausforderungen im Jahr 2024 gelobt.
Dong Yu, geschäftsführender Vizepräsident des „China Institute for Development Planning“ an der Tsinghua-Universität, und Ju Jiandong, Lehrstuhlinhaber an der PBC School of Finance der Tsinghua-Universität, sagten, dass gezielte politische Maßnahmen und Strukturreformen für das Land von entscheidender Bedeutung gewesen seien, um seine unmittelbaren Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig auf langfristige strategische Ziele hinzuarbeiten. Dong sagte, dass China in diesem Jahr insgesamt seine wirtschaftliche Erholung und sein Wachstum gesichert habe. Große ausländische Institutionen hätten diesen Optimismus widergespiegelt, indem sie ihre Wachstumsprognosen für China 2024 revidiert hätten. UBS hat seine Prognose vor kurzem von 4,6 Prozent auf 4,8 Prozent erhöht, Goldman Sachs hat seine Prognose von 4,7 Prozent auf 4,9 Prozent angehoben und Nomura hat seine Prognose von 4,7 Prozent auf 4,8 Prozent angepasst.
Dong wies jedoch auch auf Herausforderungen hin, mit denen die chinesische Wirtschaft konfrontiert sei, wie zum Beispiel eine unzureichende Inlandsnachfrage, Unsicherheiten auf dem Immobilienmarkt und Risiken der Verschuldung der lokalen Regierungen. Um diese Probleme anzugehen, habe die chinesische Regierung eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, um eine nachhaltige Erholung und ein nachhaltiges Wachstum sicherzustellen, sagte er. Zusätzlich zu den Anreizen für die Aufrüstung beziehungsweise Erneuerung von größeren Anlagen und Geräten sowie Programmen zur Inzahlungnahme von Konsumgütern, die Anfang dieses Jahres eingeführt wurden, hat das Land in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 auch ein Paket von schrittweisen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft auf den Weg gebracht.
„Die chinesische Regierung hat in diesem Jahr bei der Durchführung der Makro-Regulierung besonderen Wert auf den richtigen Zeitpunkt, die richtige Intensität und die richtige Wirkung gelegt.“
Mit Blick auf die Zukunft erwartet Dong, dass der Schwerpunkt in diesem und im nächsten Jahr auf der Gewährleistung der Kontinuität und Angleichung der politischen Maßnahmen und Bemühungen liegen werde: „Einige politische Maßnahmen müssen ihre Dynamik beibehalten, und in bestimmten Bereichen müssen die Bemühungen möglicherweise weiter intensiviert werden.“
Dong sagte auch, dass es für China, das sich im Übergang von traditionellen zu neuen Wachstumstreibern befinde, von entscheidender Bedeutung sei, strategische aufstrebende Industrien und Zukunftsindustrien zu fördern, damit sie eine transformative Rolle bei der Förderung des Wirtschaftswachstums spielen können.
Angesichts eines komplexen externen Wirtschaftsumfelds sei es für China wichtig, sich weiter zu öffnen, insbesondere institutionell, um sich an die hohen internationalen Wirtschafts- und Handelsstandards anzupassen, so Dong.
Neben der Makropolitik betonte Ju Jiandong von der PBC School of Finance der Tsinghua-Universität die Bedeutung von Strukturreformen für die Ankurbelung der chinesischen Wirtschaft. Die Reform und Entwicklung des Energie- und Transportsektors könne diese Sektoren zu neuen Wachstumstreibern machen. China ist weltweit führend in den Bereichen grüne Energie und Elektrofahrzeuge (EVs). Derzeit entfallen mehr als 80 Prozent der weltweiten Produktionskapazität für Photovoltaik auf das Land. Darüber hinaus hat China in diesem Jahr als erstes Land das 10-millionste Elektrofahrzeug auf den Markt gebracht und damit einen bedeutenden Meilenstein in der globalen Automobilindustrie gesetzt.
Ju sagte auch, dass Chinas riesiger Markt in den Entwicklungsländern ein entscheidender Vorteil bei der Bewältigung des globalen wirtschaftlichen Drucks sei. Er wies darauf hin, dass die Exporte in Entwicklungsländer 50 Prozent bis 60 Prozent der Gesamtexporte Chinas ausmachten. Daher sei es wichtig, seinen Marktanteil in den Entwicklungsländern zu halten.
Die weitere Öffnung der chinesischen Kapitalmärkte bleibe außerdem eine Priorität, um die internationale finanzielle Zusammenarbeit zu fördern und es globalen Interessengruppen zu ermöglichen, von Chinas Entwicklungsdividende zu profitieren. Ju sagte, dass eine nachhaltige finanzielle Öffnung es China ermöglichen würde, seine globale wirtschaftliche Vernetzung zu stärken und gleichzeitig seine Wachstumschancen mit der Welt zu teilen.