Während ein mögliches Verbot von TikTok in den USA näher rückt, ist eine chinesische Social-Media-App namens RedNote am Montag unerwartet auf die Spitzenposition sowohl im Apple App Store als auch im Google Play Store geklettert.

RedNote, in China unter dem Namen „Xiaohongshu“ bekannt, erlebte einen plötzlichen Popularitätsschub bei amerikanischen Nutzern, als TikTok am 19. Januar 2025 möglicherweise verboten wurde. Die App wurde zu einem Zufluchtsort für amerikanische Inhaltsersteller und Nutzer, die eine Alternative zu TikTok suchten.

Der plötzliche Aufstieg der App in den USA erfolgte zu einem Zeitpunkt, als der Oberste Gerichtshof über die Anwendung eines Gesetzes entscheiden sollte, das TikTok entweder verbieten oder die chinesische Muttergesellschaft ByteDance zwingen könnte, es an ein amerikanisches Unternehmen zu verkaufen. Diese Rechtsunsicherheit veranlasste viele TikTok-Nutzer zur Suche nach alternativen Plattformen, von denen RedNote eine beliebte Wahl war.

RedNote wurde 2013 gegründet und konzentrierte sich zunächst auf Shopping-Tipps im Ausland, hat sich aber mittlerweile zu einer umfassenden Lifestyle-Plattform entwickelt. Die App ermöglicht es den Nutzern, Produktbewertungen, Lifestyle-Tipps und persönliche Erfahrungen in Form von Texten, Bildern und kurzen Videos auszutauschen.

Im Dezember 2024 hatte RedNote weltweit etwa 300 Millionen monatlich aktive Nutzer. Die Nutzerbasis von RedNote besteht hauptsächlich aus jungen, urbanen Chinesinnen, wobei 70 Prozent der Nutzer nach 1990 geboren wurden. Der jüngste Zustrom amerikanischer Nutzer hat jedoch zu einer Diversifizierung der Nutzerdemografie geführt.

Der Erfolg der Plattform beruht auf der einzigartigen Kombination von Social-Media- und E-Commerce-Funktionen. Die Nutzer können Inhalte teilen und Produkte direkt über die App kaufen, was ein nahtloses Einkaufserlebnis schafft. Während die Nutzer in Scharen zu RedNote strömen, machen sich einige den internationalen Charakter der Plattform zu eigen. Es tauchen Videos von amerikanischen Nutzern auf, die sich selbst als „TikTok-Flüchtlinge“ bezeichnen, und einige wenden sich sogar an chinesische Mitglieder, um sich über aktuelle Memes in China zu informieren.

Da die Verbraucher auf „Xiaohongshu“ auch Lifestyle-Artikel kaufen können, stiegen auch eine Reihe von konsumbezogenen Aktien stark an. So erreichte die Imbisskette Lyfen am Mittwoch für fünf Tage das Tageslimit.

Pan Helin, Mitglied des Expertenausschusses für die Informations- und Kommunikationswirtschaft des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie, sagte, der Trend, dass TikTok-Nutzer Zuflucht bei „Xiaohongshu“ suchen, spiegele die Unzufriedenheit der Netizenswider, die oft digitale Werkzeuge nutzen, um sich Gehör zu verschaffen.

„Die Plattform wird in Zukunft einige große Herausforderungen meistern müssen, darunter die Monetarisierung. Es bleibt auch abzuwarten, wie sie die Erfahrungen der Nutzer aus dem In- und Ausland harmonisieren kann, ohne an kulturellen Unterschieden zu scheitern“, so Pan weiter.