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Junge Chinesen kehren aus dem Ausland zurück, um ihre Träume in der Heimat zu verwirklichen

People.cn  |  
21.01.2025

Guo Shanqiuyun traf im Alter von 15 Jahren die mutige Entscheidung, in den Vereinigten Staaten die Mittelschule zu besuchen. Acht Jahre später traf sie eine noch mutigere Entscheidung: nach China zurückzukehren, um sich auf dem Land ein Leben aufzubauen.

Anders als die Generation ihrer Eltern, die es in Großstädte oder ins Ausland zog, möchten Guo und ihr Mann ihre Träume im malerischen Dorf Tangjiazhuang in der Stadt Huangshan in der ostchinesischen Provinz Anhui verwirklichen.

„Wir glauben, dass es in ländlichen Regionen mehr Möglichkeiten gibt“, sagt die 33-jährige Guo, die nun ehrenamtliche Dorfvorsteherin ist. „Wir möchten auf dem Land gern mehr Möglichkeiten erkunden.“

Guo gehört zu einer wachsenden Gruppe von Chinesen, die nach dem Studium aus dem Ausland zurückkehren, um ihre Träume in ihrem Heimatland zu verwirklichen.

Die Anzahl der Studenten, die nach China zurückkehren, hat laut dem „2022 Blue Paper for Chinese Overseas Students Returning to China for Employment“, das vom Chinese Service Center for Scholarly Exchange veröffentlicht wurde, seit 2012 zugenommen. Mit 3,4 Millionen Menschen sind mehr als 80 Prozent nach dem Studium im Ausland nach China zurückgekehrt.

Mehr Möglichkeiten

Guo hat Betriebswirtschaft an der Bentley University und asiatische Kunst am Sotheby´s Institute of Art studiert. Ihr Mann hat als Architekt gearbeitet. Nach einer Reise nach Tangjiazhuang Ende 2014, die ihr Vater geleitet hatte, nahm ihr Leben einen anderen Verlauf.

„Das war wie ein Blatt weißes Papier“, sagt Guo über das kleine Dorf, das in einer wunderschönen Umgebung liegt.

Schnell hatte sie eine Idee: das Dorf in einen multifunktionalen Ort mit Verpflegungs-, Unterhaltungs- und Unterkunftsmöglichkeiten zu verwandeln, um Investitionen und Touristen anzuziehen und das Leben der Dorfbewohner zu verbessern. Das Ehepaar begann zu handeln und die alten Häuser in Cafés und Gasthäuser zu verwandeln.

Das Gesamteinkommen des Dorfs, das fünf Jahre in Folge zweistellig gewachsen ist, lag 2023 bei 897.000 Yuan (etwa 122.357 US-Dollar). 2024 kamen über 30.000 Besucher in das Dorf – 30 Prozent mehr als im Jahr davor.

Wie Guo kehrte auch der 26 Jahre alte Zhan Xiuchen nach seinem Auslandsstudium in seine Heimatstadt zurück. Mit einem Masterabschluss in Finance von der Australian National University promoviert der aus Nanjing stammende Zhan nun an der China Pharmaceutical University.

„In meinen fünf Jahren in Australien habe ich die COVID-19-Pandemie miterlebt“, sagt Zhan. Während ihm die Vorteile des chinesischen Systems bei der Eindämmung dieser Krankheit aufgefallen seien, habe er auch bemerkt, dass es bei Impfstoffen und innovativen Medikamenten noch Verbesserungspotenzial gebe.

In der Folge entschied er sich, nach China zurückzukehren und im Bereich Pharmakoökonomie zu arbeiten, um „Menschen zu helfen, Zugang zu kostengünstigen Medikamenten zu erhalten“.

Als er mehr über seine Entscheidung, Australien zu verlassen, erzählt, kommt Zhan darauf zu sprechen, näher bei seinen Eltern zu sein und wie bequem das Leben in China ist.

„Im Alltagsleben habe ich nicht viele Unterschiede zwischen Australien und China bemerkt“, sagt er und fügt hinzu, dass China im Vergleich zu Industrieländern in den letzten Jahren schnell aufgeholt habe und Umwelt und Infrastruktur in großen Städten sich verbesserten.

Eine andere Generation

Zhan weist darauf hin, dass er im Vergleich zu seinen Eltern in einer Zeit lebe, in der China auf der Schnellspur der Entwicklung unterwegs sei.

Li Qin, Professor an der School of Journalism and Communication der Renmin University, glaubt, dass die Generation mittleren Alters, die zu einer Zeit aufwuchs, als China noch weniger entwickelt war, westliche Länder als Vertreter eines gehobenen Lebensstils betrachtete, wohingegen ihre Kinder heutzutage die Welt eher auf Augenhöhe betrachten.

Den Nutzen der Bildung in westlichen Ländern, wo Aktivitäten in den Bereichen Kultur, Sport und Wissenschaft Studenten dabei helfen, Fähigkeiten und Führungsverhalten zu entwickeln, erkennt Guo Shanqiuyun an. Sie findet jedoch, dass das Leben in China sicherer ist und im Alltag, z. B. bei der Bezahlung und im Verkehr, mehr Annehmlichkeiten bietet.

Dieser Ansicht ist auch die 28-jährige Jiang Yumeng. „In China ist die Lieferung schnell und günstig, wenn man online Essen bestellt oder etwas kauft“, sagt sie. Wenn es um die Jobsuche gehe, sei es für ausländische Studenten bestimmter Hauptfächer schwieriger, so gute Stellen wie in China zu finden.

Jiang, die einen Masterabschluss im Fach Lehramt von der John Hopkins University besitzt, arbeitet derzeit als Lehrerin an der Aerospace City School, die zur Renmin University gehört.

Jiang, die in der Stadt Qinhuangdao in der nordchinesischen Provinz Hebei aufgewachsen ist, erinnert sich, als ihre Eltern über die Zeit sprachen, in der sie in ihrem Alter waren und im Wohnheim ihrer Arbeitseinheit lebten. Heute wohnt Jiang in einer Wohnung im nördlichen Beijing und reist, wann immer sie freie Zeit hat, um Reiseziele in China und im Ausland zu erkunden.

„Dank der Öffnung Chinas und zunehmenden Wohlstands haben Chinesen heutzutage mehr Möglichkeiten, ins Ausland zu reisen und die Unterschiede zwischen China und dem Rest der Welt zu sehen“, so Jiang.

Eine emotionale Bindung

Während ihrer Zeit in den Vereinigten Staaten bemerkte Guo, dass viele Berichte lokaler Medien voreingenommen seien und auf Stereotypen über China beruhten. „Wenn sie viel durch China gereist wären, würden sie sehen, wie sehr sich das Land in den letzten 10 oder 20 Jahren verändert hat“, sagt sie.

Beim Gespräch über westliche Länder und China sagt Jiang, dass alle ihre eigenen Stärken und Schwächen hätten, und sie über dieses Thema häufig mit ihren Studenten spreche. „Ich beschloss, in China zu bleiben, weil ich seine zunehmende Stärke erlebt habe“, so Jiang. Wenn sie ins Ausland reise, fühle sie sich stolz, ihr Mutterland hinter sich zu haben.

Ihr sei aufgefallen, dass chinesische Studenten im Ausland sich emotional stärker an ihr Heimatland gebunden fühlten, was man in verschiedenen Aspekten sehen könne.

Heute sieht man in Städten auf der ganzen Welt oft junge Chinesen, die auf der Straße traditionelle Volksinstrumente spielen. Bei Sportveranstaltungen schwingen chinesische Fans in Stadien stolz Nationalflaggen und bejubeln die Teams aus ihrer Heimat.

„Wann immer meine jungen Landsleute mich aufsuchen und um Rat fragen, ermutige ich sie stets, ins Ausland zu gehen und mehr zu sehen“, sagt Zhan. „Ich teile mit ihnen auch meine eigenen Erfahrungen und den Traum, den ich in meinem Heimatland verwirklichen kann.“

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Quelle: People.cn

Schlagworte: Junge,Chinesen,Ausland