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Chinas Zahlenkultur

CRI  |  
05.02.2025

Bei Zahlen denkt man in erster Linie an Mathematik. Zahlen beinhalten aber auch eine kulturelle Komponente. In jedem Kulturkreis gibt es Zahlen, die positiv, und solche, die negativ konnotiert sind. Für was genau eine Zahl steht, hängt eng mit den Sitten und Bräuchen einer Gesellschaft zusammen.

Die Zahlenbedeutung in China wurde stark von der traditionellen Philosophie geprägt. Dazu Frau Professor Wang Juan von der Peking-Universität:

„In der chinesischen Kultur wird alles den Kategorien ‚Yin’ und ‚Yang’ zugeordnet. Zahlen bilden hierbei keine Ausnahme. Während ungerade Zahlen der Kategorie Yang zugeordnet werden, werden gerade Zahlen der Kategorie Yin zugeordnet. Die Yang-Zahlen fanden oft in kaiserlichen Angelegenheiten Anwendung. Aus diesem Grund haben ungerade Zahlen im Laufe der Zeit eine Art heiligen Charakter erhalten. Gerade Zahlen sind dagegen eng mit dem Alltagsleben verbunden.“

Eins

Fangen wir mit der ungeraden Zahl „Eins“ an. Die Zahl „Eins“ findet im täglichen Gebrauch keine große Verwendung. Etwas anders sieht das in der Philosophie aus.

Gemäß dem „Tao Te King“ von Laotse bringt das Tao die Einheit hervor, die Einheit bringt die „Zwei“ hervor, die „Zwei“ die „Drei“ und die „Drei“ alle anderen Dinge auf dieser Welt.

Das Taiji-Bild verdeutlicht diese Vorstellung. Der Kreis steht für die Einheit, welche als Ursprung aller Dinge betrachtet wird. Der schwarze und der weiße Fisch im Kreis stehen für die „Zwei“. Der schwarze Fisch symbolisiert das Yin und der weiße Fisch das Yang. Durch die Interaktion von Yin und Yang entstehen alle Dinge auf dieser Welt.

Drei

„Drei“ ist eine Zahl, die in der chinesischen Sprache häufig vorkommt. So gibt es beispielsweise dutzende von Redewendungen, welche die Zahl „Drei“ enthalten. Noch häufiger taucht die „Drei“ in volkstümlichen Redensarten auf. Ein bekanntes Beispiel ist etwa das Zitat von Konfuzius: „Wenn ich mit drei Menschen zusammen wandern gehe, kann immer einer von ihnen mein Lehrer sein.“

Frau Professor Wang Juan: „Drei bringt alle Dinge auf der Welt hervor. Drei ist im Chinesischen auch ein Zeichen für Vielheit. ‚Drei Mal ist einmal zu viel’, heißt ein chinesisches Sprichwort. Mit ‚Drei’ ist ein stabiler, zufriedenstellender Zustand gemeint.

Andererseits bezeichnet die Yang-Zahl ‚Drei’ auch eine Stellung in der feudalen Hierarchie. Drei ist der niedrigste Rang. Drei, Fünf, Sieben, Neun; so sieht die Reihenfolge aus.“

Fünf

Die Zahl „Fünf“ nimmt eine wichtige Stellung in der chinesischen Kultur ein. So übt beispielsweise die Theorie der fünf Elemente einen großen Einfluß auf alle Lebensbereiche der Chinesen aus. Die Theorie der Fünf Elemente geht auf die chinesische Vorstellung vom Universum zurück. Dieser traditionellen Vorstellung zufolge sind die fünf Grundelemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser für die Naturerscheinungen verantwortlich.

Es wird davon augegangen, dass alle diese fünf Elemente miteinander im Einklang stehen müssen, um einen optimalen Energiefluß zu garantieren, da sie sich gegenseitig kontrollieren, nähren oder sogar zerstören können. Wir finden jedes der einzelnen Elemente täglich in unserer Umwelt in der Form von Farben, Geschmack oder der Himmelsrichtungen. Auch die Organe des menschlichen Körpers sind einzelnen Elementen zugeordnet.

Die fünf Farben sind: Grün, Rot, Gelb, Weiß und Schwarz.

Die fünf Geschmacksrichtungen sind: sauer, bitter, süß, scharf und salzig.

Die fünf Himmelsrichtungen sind: Osten, Süden, Mitte, Westen und Norden.

Die fünf Organe sind: Augen, Mund, Herz, Ohren und Nase

Die fünf inneren Organe sind: Leber, Herz, Milz, Lungen und Nieren.

Die Zahl „Fünf“ steht auch in engem Zusammenhang mit der feudalen Hierarchie. So hat zum Beispiel das Tian’anmen-Tor, ein Bauwerk aus der Kaiserzeit, fünf Tore: ein großes und vier kleinere. Zu jedem Tor führt eine Brücke aus weißem Marmor. Die mittlere Brücke war dem Kaiser vorbehalten und ist daher am breitesten.

„Jiu Wu Zhi Zun“ (Majestät Neun Fünf) war die altertümliche Bezeichnung für chinesische Kaiser. Doch warum gerade die Zahlen „Neun“ und „Fünf“? „Neun“ ist die höchste ungerade Zahl und „Fünf“ bildet die Mitte der Yang-Zahlenfolge. „Neun fünf“ bedeutet somit „am höchsten“ und steht für die höchste Machtperson, nämlich den Kaiser.

Die Zahl „Fünf“ trifft man auch oft im chinesischen Alltagsleben an. Beim Teetrinken beispielsweise ist eine Garnitur aus einer Kanne und vier Tassen üblich.

Ein weiteres Beispiel ist das glückverheißende Muster „Wu Fu Peng Shou“: es besteht aus dem Schriftzeichen für „Langlebigkeit“, das wiederum von fünf Fledermäusen umringt ist. Denn das Wort Fledermaus lautet im Chinesischen gleich wie das Wort „Glück“.

Sieben

Da die Zahl „Sieben“ in China mit dem traditionellen Trauerritual zu tun hat, wird sie von den Chinesen als Unglückszahl betrachtet. Wenn in China jemand stirbt, halten die Familienangehörigen im Abstand von sieben Tagen eine Trauerzeremonie ab. Bis zum 49. Todestag wird sich diese Zeremonie insgesamt also sieben Male wiederholen. Da die Zahl „Sieben“ mit dem Tod in so engem Zusammenhang steht, ist sie auf Hochzeiten ein absolutes Tabu.

Zwei

Gerade Zahlen sind in China viel beliebter als ungerade. Die „Zwei“ etwa ist eine Lieblingszahl der Chinesen. „Aller guten Dinge sind zwei“, besagt schließlich ein chinesisches Sprichwort. Es ist auch kein Zufall, dass in chinesischen Haushalten Vasen oft paarweise aufgestellt werden. Bei Geschenken ist eine gerade Anzahl immer die richtige Wahl. Frau Professor Wang Juan führt die Vorliebe der Chinesen für die Zahl „Zwei“ auf das traditionelle Denken „Zhong-Yong“ (Mitte und Maß) zurück:

„Im Alltag mögen wir immer Dinge, die paarweise erscheinen und Seite an Seite stehen. Es ist kein idealer Zustand, wenn einer dem anderen überlegen ist, denn dies zerstört das Gleichgewicht. In der chinesischen Kultur spielt die Symmetrie eine große Rolle. Das lässt sich in der Architektur, bei der Kleidung oder auch bei der Dekoration leicht erkennen.“

Wenn Sie Ihren frisch vermählten chinesischen Freunden etwas schenken möchten, dann sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Ihr Geschenk aus einer geraden Anzahl besteht. Zwei ist eine gute Lösung. Eins und Sieben sind absolut Tabu!

Vier

„Vier“ ist ebenfalls eine Lieblingszahl der Chinesen, da sie eine doppelte „Zwei“ enthält. Zudem spielt die „Vier“ in der chinesischen Kultur seit dem Altertum eine Hauptrolle. Beispiele hierfür sind etwa „Die Vier kanonischen Bücher des Konfuzianismus“, die vier Edlen der chinesischen Malerei oder die vier berühmten Darsteller der Peking-Oper.

Heute hingegen wird sie von den Hongkongern als Unglückszahl betrachtet, weil ihre Aussprache „si“ sowohl „vier“ als auch „Tod“ bedeutet. Von Hongkong aus hat sich diese Abneigung gegen die „Vier“ ins Landesinnere verbreitet. So gibt es in den meisten neuen Hochhäusern kein viertes Stockwerk. Viele Chinesen versuchen zudem, die „Vier“ in ihren Telefonnummern und Nummernschildern zu vermeiden.

Sechs

Auch die „Sechs“ gilt in China als Glückszahl. Nach chinesischer Vorstellung geht mit „Sechs“ alles reibungslos. Die Chinesen sehen es gerne, wenn ihre Telefonnummer aus möglichst vielen Sechsen besteht.

Acht

Da die Zahl „Acht“ im Chinesischen ähnlich ausgesprochen wird wie das Wort „Aufblühen“, erfreut sie sich in China großer Beliebtheit. Kein Wunder also, dass die 29. Olympischen Sommerspiele in Beijing am 8. August 2008 abends um punkt acht Uhr eröffnet wurden. Die „Acht“ taucht auch in vielen chinesischen Redewendungen und Namen auf. Beispiele hierfür sind die acht Unsterblichen des Taoismus, die acht diagnostischen Kriterien der TCM oder auch die acht Klänge aus dem Klassifikationssystem für Musikinstrumente.


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Quelle: CRI

Schlagworte: China,Zahlen,Zahlenkultur