Im Vorfeld der „Zwei-Tagungen“, des wichtigsten politischen Ereignisses in China, richtet sich die Aufmerksamkeit der Welt auf die diplomatischen Strategien des Landes. Angesichts wachsender geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten wird von China eine stabilisierende Rolle in der Weltpolitik erwartet.

Die Tagungen des Nationalen Volkskongresses (NVK) und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) stehen nun vor der Tür. Sie bieten eine Plattform unter anderem zur Diskussion über Chinas außenpolitische Ausrichtung. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sind die Erwartungen an China hoch, als Stabilitätsanker zu fungieren und globalen Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit zu fördern.

Bei der 61. Münchner Sicherheitskonferenz am 14. des vergangenen Monats rief der chinesische Außenminister Wang Yi zum Aufbau einer gleichberechtigten und geordneten multipolaren Welt auf. Er sagte, dass China in diesem multipolaren System definitiv ein Sicherheitsfaktor sein werde und bestrebt sei, eine beständige konstruktive Kraft in einer sich verändernden Welt zu sein.

Azhar Azam, ein Kommentator für aktuelle Angelegenheiten und Analyst für geopolitische Fragen, sagte, dass Wangs Äußerungen Chinas Engagement für die Förderung einer multipolaren Welt bestätigt hätten. China zeige damit seine Bereitschaft, die internationale Zusammenarbeit zu fördern und reale Herausforderungen wie Konflikte, wirtschaftliche Rezession und Klimawandel anzugehen, die die internationale Stabilität und sogar die Existenz der Menschheit bedrohten.

Das Global Cooperation Barometer 2025, das im Januar gemeinsam vom Weltwirtschaftsforum (WEF) und McKinsey & Co. veröffentlicht wurde, zeigt, dass die politischen und geopolitischen Turbulenzen die multilateralen Kooperationsmodelle ernsthaft beeinträchtigt haben und die internationale Zusammenarbeit im Wesentlichen stagniert.

Warwick Powell, außerordentlicher Professor an der Queensland University of Technology und leitender Wissenschaftler an der Think-Tank Beijing Taihe Institute, sagte, im Gegensatz zu den USA, die Unilateralismus und Nullsummenspiele befürworten würden, konzentriere sich China nicht auf „Großmachtrivalität“, sondern betone die Notwendigkeit, gemeinsame Verpflichtungen für kollektive Sicherheit und gemeinsame Interessen aufrechtzuerhalten.

Xin Ping, ein in Beijing ansässiger Kommentator für internationale Angelegenheiten, sagte, es gebe weit verbreitete Befürchtungen vor allem in chinesischen akademischen Kreisen, dass die neue US-Regierung eine umfassendere Eindämmungsstrategie gegenüber China verfolgen könnte. China habe viel Erfahrung darin, seine Beziehungen zu den USA auch in schwierigen Zeiten in eine positive Richtung zu lenken und werde die chinesisch-amerikanischen Beziehungen wie bisher mit Widerstandsfähigkeit und Selbstvertrauen weiterführen.

China und die USA könnten unter anderem bei der Bewältigung gemeinsamer globaler Herausforderungen oder bei zukunftsweisenden Technologien wie der künstlichen Intelligenz Partner sein, so Xin weiter. Es sei wichtig, sich jenseits bilateraler Konflikte auf gemeinsame Ziele für die Menschheit zu konzentrieren, um letztlich gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten.

Seit Anfang des Jahres hat der chinesische Präsident Xi Jinping mit einer Reihe von diplomatischen Aktivitäten auf höchster Ebene den Ton für die diplomatischen Bemühungen des Landes gesetzt. Dazu gehörten ein Telefongespräch mit US-Präsident Donald Trump, eine Videokonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und ein Telefongespräch mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Antonio Costa.

Angesichts ernster globaler Herausforderungen in den Bereichen Frieden, Entwicklung, Sicherheit und Regierungsführung habe Chinas Diplomatie unter Xi zunehmend die besondere Rolle des Landes als wichtiger Unterstützer von Frieden und Entwicklung in der Welt hervorgehoben, so Analysten.