Am Samstag fand in Boao auf der südchinesischen Inselstadt Hainan eine Gruppenhochzeit statt. 30 Paare aus Beijing, Wuhan, Guangzhou und anderen Städten nahmen daran teil. (Xinhua, Foto vom 6. Juni 2020)

Um Punkt Mitternacht vor 15 Tagen meldeten sich Qiao Lei und Tang Xin an, um sich einen Termin für die Heiratsregistrierung am Samstag zu sichern, dem Tag, an dem Chinas neue Heiratsregistrierungsregeln landesweit in Kraft traten. Etwas mehr als zwölf Minuten nach ihrer Ankunft in einem Beijinger Standesamt waren sie bereits frisch verheiratet.

Mit den neuen Vorschriften entfällt die Notwendigkeit von Familienbuch, das lange Zeit für Heiratsanträge erforderlich war. Paare vom chinesischen Festland müssen jetzt nur noch ihre Personalausweise vorlegen und eine Erklärung unterschreiben, in der sie bestätigen, dass sie unverheiratet und nicht innerhalb von drei Generationen blutsverwandt sind.

Darüber hinaus können Paare nach den neuen Vorschriften ihre Eheschließung landesweit bei jedem infrage kommenden Standesamt anmelden, unabhängig davon, wo ihr Haushalt gemeldet ist.

Die Überarbeitung der Vorschriften ist Teil der Bestrebungen Chinas, den öffentlichen Dienst zu rationalisieren und die Bürger zu entlasten – insbesondere die wachsende Zahl von Menschen, die außerhalb des Ortes leben und arbeiten, an dem sie ihren Haushalt angemeldet haben.

Aus den im Jahr 2021 veröffentlichten Daten der Volkszählung geht hervor, dass fast 500 Millionen Menschen in China außerhalb ihrer registrierten Heimatstädte leben, wobei über 70 Prozent dieser Migranten zwischen 15 und 35 Jahren alt sind.

„Bildung, Beschäftigung und andere Faktoren haben zu einer massiven Binnenmigration geführt“, sagte Jiang Yue, Rechtsprofessorin an der Universität Xiamen. „Die überarbeiteten Regeln für die Heiratsregistrierung spiegeln diese Realität wider und zielen darauf ab, grundlegende öffentliche Dienstleistungen besser zugänglich zu machen.“

Die neuen Regeln – die erste größere Überarbeitung der chinesischen Heiratsregistrierungsverordnung seit mehr als zwei Jahrzehnten – werden als ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der zivilen Dienstleistungen des Landes angesehen.

Der technologische Fortschritt hat solche Reformen möglich gemacht. Im Jahr 2016 führte das chinesische Ministerium für öffentliche Sicherheit ein System ein, das die Konsistenz von Identitäten überprüfen, abgelaufene Ausweise erkennen und Probleme wie Identitätsdiebstahl oder -missbrauch verhindern soll.

Jiang merkte an, dass die Standesämter dank der Fortschritte in der Informationstechnologie nun auf Echtzeitdaten zum Familienstand und zur Haushaltsregistrierung zugreifen können.