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Entspannung im Handelsstreit

Stabile Beziehungen zwischen China und den USA nützen beiden Seiten

german.china.org.cn  |  
01.12.2025

Nach monatelanger Ungewissheit sorgen die Ergebnisse der jüngsten Handelsgespräche zwischen China und den USA für Aufatmen in der Wirtschaft. Unternehmen auf beiden Seiten des Pazifiks setzen nun wieder auf Stabilität und Investitionen.

Xiong Xujia ist Außenhandelsmanagerin bei Ningbo Tianxiang Electrical Appliances, einem Kochgeschirrhersteller aus der ostchinesischen Provinz Zhejiang. Für sie und ihre Kollegen wie die Kunden aus den USA war die Zeit von Mai bis September eine Zerreißprobe. Zuerst warteten sie gespannt auf das Ergebnis der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche in Genf. Es folgte eine monatelange Phase der Unsicherheit, während sich die Verhandlungen über London, Stockholm und Madrid zogen. Jede neue Entwicklung in den Wirtschafts- und Handelskonsultationen deutete auf mögliche Preisverschiebungen oder Änderungen bei Bestellungen hin und belastete die ohnehin fragilen Geschäftsaussichten.

Durchbruch in Kuala Lumpur

Die Erlösung kam Ende Oktober, als die Ergebnisse der Gespräche in Kuala Lumpur bekannt gegeben wurden. Beide Seiten einigten sich auf ein Abkommen, das einen Verzicht auf weitere Zollerhöhungen sowie Erleichterungen bei Exportkontrollen vorsieht – ein Durchbruch, der die Gefahr einer erneuten Eskalation vorerst bannte.

Laut dem chinesischen Handelsministerium werden die USA die sogenannten 10-prozentigen „Fentanyl-Zölle“ streichen und die Aussetzung der 24-prozentigen Vergeltungszölle auf chinesische Waren um ein weiteres Jahr verlängern. Im Gegenzug wird China seine Gegenmaßnahmen entsprechend anpassen. Zudem einigten sich beide Seiten auf die Verlängerung bestimmter Zollausnahmen.

„Mit den substanziellen Ergebnissen und dem Konsens der letzten Runde sind wir davon überzeugt, dass Offenheit und Kooperation der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg sind“, kommentierte Xiong. Ihr Unternehmen wolle das Engagement auf dem US-Markt nun weiter ausbauen. Ningbo Tianxiang exportierte in den ersten zehn Monaten des Jahres Waren im Wert von 172 Millionen Yuan (ca. 24,17 Mio. US-Dollar) in die USA – ein Anstieg von 14,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Wirtschaftsbeziehungen bleiben substanziell

Trotz eines Rückgangs im bilateralen Handel bleiben die wirtschaftlichen Verflechtungen eng. Die USA sind weiterhin Chinas drittgrößter Handelspartner. Von Januar bis Oktober erreichte das Handelsvolumen 3,38 Billionen Yuan, was 9 Prozent des gesamten chinesischen Außenhandels entspricht.

Die Ergebnisse in Malaysia seien Beweis für den Willen beider Seiten, eine der wichtigsten Wirtschaftsbeziehungen der Welt zu stabilisieren. Dies zeige nicht nur die Bereitschaft, sondern auch die Fähigkeit, die Beziehungen wieder in ruhigere Fahrwasser zu lenken, so Liu Ying, Forscherin am Chongyang Institute for Financial Studies der Renmin-Universität.

Peng Bo von der Chinese Academy of International Trade and Economic Cooperation mahnt jedoch, dass eine echte Normalisierung offene Kommunikationskanäle und die Einhaltung von Zusagen erfordere. Es sei notwendig und machbar, einen Rahmen für friedliche Koexistenz zu schaffen, der strategische Rivalitäten kontrolliert, ohne sie in eine Konfrontation eskalieren zu lassen.

Politischer Wille zur Kooperation

Am 20. November betonte der chinesische Handelsminister Wang Wentao bei einem Treffen mit US-Botschafter David Perdue die Bereitschaft Chinas, den Konsens der Staatschefs beider Seiten umzusetzen. Wang unterstrich zudem die Notwendigkeit, die Konsultationsmechanismen aufrechtzuerhalten und Faktoren für Instabilität zu beseitigen.

Diese Ansicht wird auch in der Industrie geteilt. So bezeichnete Liu Siqiang, Vizepräsident des Autozulieferers Winhere Auto-Part, stabile Beziehungen als „gemeinsames Bestreben und entscheidendes Fundament“ für die Geschäftsentwicklung. Sein Unternehmen verzeichnete in den ersten zehn Monaten 2025 ein Exportwachstum von 17 Prozent auf dem US-Markt.

US-Unternehmen setzen weiterhin auf China

Auch US-Wirtschaftsakteure sehen Anzeichen einer Stabilisierung und eine Verbesserung der Aussichten. Jim Sutter, CEO des US Soybean Export Council, hofft auf eine baldige Wiederaufnahme der Sojaexporte. Er wies darauf hin, dass Soja über den Lebensmittelsektor hinaus zunehmend in industriellen High-Tech-Sektoren wie Biokunststoffen oder nachhaltigen Baumaterialien Anwendung findet.

Sean Stein, Präsident des US-China Business Council, betonte, dass die meisten US-Firmen dem chinesischen Markt treu bleiben. In den letzten Monaten sei kein signifikanter Anstieg von Firmenabwanderungen zu verzeichnen gewesen. Stattdessen würden viele Unternehmen die Rolle ihrer Produktionsstätten in China sogar stärken. Geschätzt werde vor allem das stabile Investitionsklima.

Ein Beispiel hierfür ist der Technologiekonzern 3M, der im August eine Erweiterung seiner Produktion in Shanghai abschloss und die Kapazität um 50 Prozent steigerte. Auch Ingersoll Rand setzt auf eine verstärkte Lokalisierung: Über 95 Prozent der in China verkauften Produkte werden inzwischen auch vor Ort gefertigt. „Unser Wachstumsplan für den 15. Fünfjahresplan (2026–2030) sieht vor, ein unverzichtbarer Partner für Chinas qualitativen Aufschwung zu werden“, erklärte Vizepräsident Arnold Li.

Jenseits der Fertigungsindustrie stärkt FedEx seine Logistiknetzwerke. Seit Mitte November verbindet ein neuer Direktfrachtflug Guangzhou mit Penang in Malaysia, um der wachsenden Handelsdynamik zwischen China und Südostasien Rechnung zu tragen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Handelsstreit,Entspannung,USA,China