Macron zu Staatsbesuch in China
Strategische Gespräche in Zeiten globaler Spannungen
Emmanuel Macron reist zum vierten Mal zu einem Staatsbesuch nach China. Im Fokus stehen der Ausbau der Handelsbeziehungen, die Koordination in internationalen Konflikten und die Stabilisierung des Verhältnisses zwischen Beijing und Brüssel.
Der französische Präsident Emmanuel Macron beginnt am Mittwoch einen dreitägigen Staatsbesuch in China. Wie der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian, am Montag mitteilte, wird Chinas Staatspräsident Xi Jinping seinen französischen Amtskollegen zu ausführlichen Gesprächen empfangen. Zudem sind auch Treffen mit Ministerpräsident Li Qiang und Zhao Leji, dem Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses, geplant. Ziel sei es, die Entwicklung der bilateralen Beziehungen unter den veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen neu auszurichten und sich intensiv über internationale Krisenherde auszutauschen.
Für Macron ist es bereits der vierte Staatsbesuch in China. Die Reise erfolgt als formeller Gegenbesuch zur historischen Visite Xi Jinpings in Frankreich im vergangenen Jahr, als die beiden Länder das 60-jährige Jubiläum ihrer diplomatischen Beziehungen feierten. Frankreich hatte 1964 als erste westliche Großmacht offizielle diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik aufgenommen – ein Schritt, der bis heute das Fundament der Partnerschaft bildet.
„Die chinesisch-französischen Beziehungen blicken auf eine wertvolle Geschichte zurück und besitzen einen einzigartigen Stellenwert“, betonte Lin. Unter der strategischen Führung beider Staatschefs habe man in der Vergangenheit enge Interaktionen auf allen Ebenen gepflegt und greifbare Ergebnisse in der Zusammenarbeit erzielt. China hoffe, den Besuch zu nutzen, um nicht nur die bilateralen Beziehungen zu stärken, sondern auch die Verhältnisse zwischen China und Europa auf eine gesunde Basis zu stellen und den Multilateralismus sowie den Weltfrieden zu fördern.
Wirtschaft und Geopolitik im Fokus
Die wirtschaftliche Bedeutung des Besuchs ist immens: Frankreich ist Chinas drittgrößter Handelspartner innerhalb der EU, während China für Frankreich der wichtigste Handelspartner in Asien ist.
Cui Hongjian, Direktor des Zentrums für EU- und Regionalentwicklungsstudien an der Beijing Foreign Studies University, bezeichnet den kontinuierlichen strategischen Dialog als Hauptmerkmal der Beziehungen. In den letzten Jahren habe die EU jedoch verstärkt die wirtschaftliche Konkurrenz betont und geopolitische Differenzen mit China hervorgehoben.
„Ich gehe davon aus, dass die chinesische und die französische Seite während des Besuchs zu einem gemeinsamen Verständnis in spezifischen Fragen gelangen werden“, so Cui. Er hoffe, dass diese Ergebnisse dazu beitragen, den Fokus wieder stärker auf die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen zu lenken, anstatt sich gegenseitig als Bedrohung wahrzunehmen.
Hoffnung auf Vermittlerrolle Frankreichs
Bereits vergangene Woche hatte Chinas Außenminister Wang Yi in einem Telefonat mit Emmanuel Bonne, dem diplomatischen Berater des französischen Präsidenten, die Hoffnung geäußert, dass Frankreich die Entwicklung der China-EU-Beziehungen wieder in positive Bahnen lenken möge.
Wang Yiwei, Professor an der Renmin-Universität, unterstrich zudem die Bedeutung der Koordination zwischen China und Frankreich als ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Dies gelte insbesondere für globale Themen wie Entwicklungshilfe und Klimawandel. Er regte an, das Potenzial in Hochtechnologiesektoren wie neuen Energien und Software stärker auszuschöpfen.













