Freihandel im besten Sinne
Warum Chinas Hainan-Freihandelshafen für die Welt so wichtig ist Exklusiv
Von Oliver Eschke
In der vergangenen Woche hat China seine Tür für die restliche Welt noch ein Stück weiter geöffnet. Mit der Inbetriebnahme der Sonderzolloperationen in Hainan ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Freihandelshafens erreicht worden. Ausländische Unternehmen erhalten nun einen noch günstigeren und schnelleren Zugang zu Chinas riesigem Markt. Eine gute Nachricht für die Welt und das Prinzip des Freihandels an sich.
Ein Blick auf den Yangpu International Container Port in der Stadt Danzhou in der südchinesischen Provinz Hainan. (9. Januar 2025, Xinhua)
Wie wichtig China für die ganze Welt ist, ist hinreichend bekannt und braucht keine weiteren Erläuterungen mehr: Als zweitgrößte Volkswirtschaft, als energischster Förderer erneuerbarer Energien, als größter Autoexporteur und als führende Technologie- und Innovationsmacht steht das Land an der vordersten Front, wenn es um die zukünftige Entwicklung des Globus geht.
Letzte Woche wurde nun innerhalb Chinas ein neues Projekt gestartet, das ebenfalls ganz entscheidend für den globalen Handel werden könnte. Der Freihandelshafen (FTP) Hainan hat die inselweite Einführung von Sonderzolloperationen begonnen.
Der 18. Dezember, ein ganz besonderer Tag
Dass dieser Schritt am 18. Dezember genommen wurde, war kein Zufall, sondern eine historische Referenz. Denn ebenfalls am 18. Dezember, jedoch im Jahr 1978, hatte die Dritte Plenarsitzung des 11. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas offiziell die Reform- und Öffnungspolitik eingeführt, die wesentlich zu Chinas heutiger Stärke beigetragen hat. In dieser ehrwürdigen Tradition steht nun also auch der Beginn der Sonderzolloperationen in Hainan. Die Provinz arbeite daran, den Freihandelshafen von Hainan zu einem wichtigen Tor zu machen, das Chinas Öffnung in der neuen Ära vorantreibt, erklärte Feng Fei, Parteisekretär der Provinz Hainan, in diesem Sinne.
Doch was genau bedeutet „Sonderzolloperation“? Mit der Inbetriebnahme ist die gesamte Inselprovinz zu einer speziellen Zollaufsichtszone geworden und der Anteil der zollfreien Produkte ist von 21 Prozent auf aktuell 74 Prozent gestiegen (rund 6.600 Produktkategorien). Um gleichzeitig den freien Handel zu fördern, aber dennoch Kontrolle zu behalten, wurde ein spezielles Aufsichts- und Kontrollmodell konzipiert, das als „freierer Zugang an der ersten Linie, regulierter Zugang an der zweiten Linie und relativ freier Verkehr von Waren, Geldmitteln usw. innerhalb der Insel“ bezeichnet wird. So können über die „erste Linie“ beispielsweise ausländische Waren häufig ohne Zoll auf die Insel gelangen, während sie an der „zweiten Linie“ zwischen Hainan und dem chinesischen Festland der regulären Zollaufsicht unterliegen, um faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und Schmuggel zu verhindern.
Damit wurde ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Freihandelshafens erreicht, dessen Bau im Jahr 2018 begann. Ein Blick in die letzten Jahre zeigt, wie erfolgreich dieses Projekt bislang ist. So hat sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Inselprovinz von 446,25 Milliarden Yuan 2017 vor dem Start des FTP auf 793,56 Milliarden Yuan 2024 erhöht. Das Volumen der Im- und Exporte hat sich im Jahr 2024 mit 277,65 Milliarden Yuan um circa 200 Prozent im Vergleich zu 2020 gesteigert. Fast 10.000 Unternehmen aus 176 Ländern und Regionen haben seitdem Niederlassungen auf der Insel gegründet. Ein Beispiel für die ganz praktischen und positiven Folgen des Freihandels gefällig? Allein die im Dezember 2020 eingeführte „Nullzollpolitik“ für Roh- und Hilfsstoffe hat nach Angaben der Zollbehörde von Haikou bis Ende 2024 dazu geführt, dass Unternehmen Steuern in Höhe von 1,171 Milliarden Yuan einsparen konnten.
Die Zahl der Duty-Free-Shops sowie die Zahl und das Volumen der qualifizierten Güter steigen ständig. Unter anderem deshalb, aber auch wegen der herrlichen Landschaften, wird die Insel ein immer beliebteres Touristenziel: Bis zum 16. Dezember dieses Jahres wurden 2,55 Millionen Inbound- und Outbound-Reisen auf der Insel verzeichnet, 25,9 Prozent mehr als 2024. Mit modernen und englischsprachigen Angeboten im Internet (zum Beispiel „Travel in Hainan“ auf der offiziellen Website https://en.hainan.gov.cn/englishsite/index.shtml ) ermöglicht die Lokalregierung es ausländischen Touristen, sich bequem und ohne Probleme auf der Insel zurechtzufinden. Für das anstehende Frühlingsfest ab Mitte Februar 2026 werden weitere Rekordzahlen erwartet. Über die „maritime Schlagader“ zwischen den Provinzen Guangdong und Hainan, der Qiongzhou-Meerenge, soll das Passagieraufkommen voraussichtlich bei 4,97 Millionen und das Fahrzeugaufkommen bei 1,16 Millionen liegen.
Mit dem Start der Sonderzolloperationen wird die Inselprovinz in Zukunft noch mehr Investitionen erhalten und ihre Funktion als Chinas Tor zur Welt noch besser erfüllen. Es ist ein beruhigendes und wichtiges Zeichen, das China damit in die Welt sendet. Konträr zu den protektionistischen Tendenzen an einigen Orten der Welt öffnet China seine Tür nun noch ein ganzes Stück weiter. Die Nachricht ist klar: China heißt die Welt bei sich willkommen. Die Führung in Beijing hat verstanden, dass isoliertes Agieren hinter geschlossenen Türen keine Option ist und für alle zum Nachteil führt. Wie schon am 18. Dezember 1978 ruft China der Welt deshalb zu, sich an den enormen Chancen und Potenzialen des riesigen chinesischen Marktes zu beteiligen. Denn nur durch gemeinsames Handeln wird die Welt als Ganzes 2026 wieder vorankommen können.
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