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"Unanständige" Werbung in der Diskussion 3

Wenn der Verwaltungsbehörde für Industrie und Handel die Macht zur Zensur der ideologischen Einstellung der Leute verliehen wird, sollte auch anderen Abteilungen, die ebenso wichtig sind, die gleiche Macht gewährt werden. Sollte nicht am besten jeder eine Art Selbstkontrolle ausüben, um die ideologische Reinheit der Gesellschaft beizubehalten?

Wir leben heute in einer liberalen Gesellschaft, die durch ideologische Befreiung, Rechtsstaatlichkeit und soziale Toleranz gekennzeichnet ist. Daher sollte die Verwaltung der Gesellschaft im Rahmen des Gesetzes durchgeführt werden, ohne sich willkürlich und grob in die Rechte der Öffentlichkeit einzumischen. Wenn man ohne weiteres feststellt, daß der, der von "satt und warm gekleidet" spricht, an "sexuelle Freuden" denkt und dies als ideologisch problematisch bewertet, so ist dies meiner Meinung nach die Fortsetzung der Logik der feudalen Autokratie.

Gao Lixue (ein Kolumnist der Chinesischen Jugendzeitung): Vielleicht bin ich ein bißchen sensibel, was das Wort "Ideologie" angeht. Ich kann aber wahrhaftig nicht verstehen, warum sich die Verwaltungsbehörde für Industrie und Handel in das Denken der Leute einmischen soll. Ist die Verwaltungsbehörde für Industrie und Handel etwa "das Büro für die Verbesserung der Moral der Geschäftsleute"? Wenn nicht, wie kommt sie dann dazu, sich in die Sprache, die die Inserenten gebrauchen, einzumischen? Natürlich weiß jeder in China, was dem Satz "wenn man satt und warm gekleidet ist" folgt. Auch ohne Hinweis ist die "sexuelle Anspielung", die hinter der Zeile steckt, deutlich. Aber auch eine Anspielung ist nur eine Anspielung. Wie kann sich die Verwaltungsbehörde für Industrie und Handel in das Denken der Leute einmischen, solange das Werbegesetz nicht verletzt worden ist.

Ich meine damit nicht, daß am Inserenten nichts auszusetzen ist. Aber dies ist eine Situation, die uns in Verlegenheit bringt, und solange wir an die Rechtmäßigkeit des Gesetzes glauben und sie verteidigen wollen, müssen wir diese Situation hinnehmen. Wenn ein Tischtennisspieler einen Kantenball schlägt, kann der Schiedsrichter nur ratlos zusehen, weil der Spieler die Regeln nicht verletzt hat. Regeln und Gesetze sind inflexibel und werden es immer sein. Ein Gesetz mit großer Flexibilität kann nicht als ein Gesetz betrachtet werden.

Ye Zhenhua (Leiter der Werbeagentur, die die umstrittene Reklame entworfen hat): Diese Reklame ist ein Produkt einer fünfminütigen Inspiration. Sie bedient sich der in China allgemein bekannten alten Redensart "Wenn man satt und warm gekleidet ist, denkt man an sexuelle Freuden". Unser Ziel ist es gewesen, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten und es zu beeindrucken. Diese Reklame wurde von der betreffenden Abteilung genehmigt und ist damit absolut legal. Wir hatten es nicht darauf abgesehen, eine Lücke im Gesetz auszunutzen. Unter den neuen historischen Bedingungen sollte diese alte Redensart sowieso neu intepretiert werden. Wenn wir satt und warm gekleidet sind, können wir schließlich an vieles denken. Wir können z. B. eine Wohnung kaufen oder eine Reise machen. Warum müssen wir unbedingt an Sex denken? Kleidung, Nahrung, Wohnung und Reisen sind die vier Grundbedürfnisse der Menschen. Da wir uns nicht mehr in erster Linie mit Kleidung und Nahrung beschäftigen müssen, schlagen wir vor, daß man, wenn man satt und warm gekleidet ist, an die Innendekoration der Wohnung denken sollte.

Ein Beamter der Verwaltungsbehörde für Industrie und Handel der Stadt Nanjing: Wir haben diese Reklame genehmigt. Bei der Beurteilung einer Reklame prüfen wir hauptsächlich, ob es offensichtliche Worte, die sich auf pornographische oder ungesunde Taten und Gedanken beziehen oder Worte, die den Inserenten überbewerten und andere herabwürdigen, gibt. Wir können nichts weiter tun mit dieser Art von "Kantenball".

Einschlägige Bestimmungen des Werbegesetzes der Volksrepublik China:

Artikel 3: Werbung soll wahr sein und dem Gesetz und den Forderungen für die Entwicklung der sozialistischen Kultur und Ethik entsprechen.

Artikel 7: Der Werbeinhalt soll gesund sein, die Verbesserung der Qualität der Waren und Dienstleistungen fördern, die legitimen Rechte und Interessen der Konsumenten schützen, die öffentliche Moral und die Berufsethik einhalten und die Würde und die Interessen des Staates wahren. Werbung darf weder die öffentliche Ordnung beeinträchtigen noch den vorherrschenden gesellschaftlichen Sitten zuwiderlaufen; weiter darf sie keinen pornographischen, abergläubischen, schreckenerregenden, gewalttätigen oder widerwärtigen Inhalt haben.

Artikel 32: An öffentlichen Werbeflächen darf keine Reklame, die die Arbeit oder das Leben der Bevölkerung beeinträchtigt oder das Stadtbild besudelt, angebracht werden.














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