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30. 09. 2005 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Sollen Bauern für ein besseres Leben in die Städte ziehen oder in ihrer Heimat bleiben? Vor 15 Jahren hat das Dorf Nanzhanglou in der ostchinesischen Provinz Shangdong mit Hilfe der deutschen Hanns-Seidel-Stiftung ein Pilotprojekt zu dieser Frage begonnen. Die Zeitschrift "China Economic Weekly" hat in ihrer jüngsten Ausgabe eine Bestandsaufnahme vorgenommen.
1988 hatten die Provinzregierung Shandong, die bayerische Regierung und die Hanns-Seidel-Stiftung das Dorf Nanzhanglou für einen Feldversuch zum Thema Bodenregulierung und Dorfentwicklung ausgewählt. Der Versuch sollte den Bauern auch auf dem Land ein gutes Leben garantieren.
Nanzhanglou ist ein normales Dorf in Nordchina. Es hat keine besonderen Standortvorteile - keine großen Unternehmen, keine Naturressourcen - und liegt fern von jedem größeren Verkehrsweg.
Das Bundesland Bayern und die Hans-Seidel-Stiftung haben im Bereich Dorfentwicklung große Erfahrung. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie in Bayern ein Reformprogramm zur Verwirklichung einer ausgewogenen Entwicklung zwischen Stadt und Land erfolgreich umgesetzt. Das Ziel war, die Migration bäuerlicher Arbeitskräfte in die Großstädte zu verhindern. Die Lebensqualität auf dem Lande ist beachtlich erhöht worden, sodass die Bauern ihre Heimat nicht mehr verlassen wollten. Ein Balance zwischen Stadt und Land wurde hergestellt.
Mit der Wirtschaftsentwicklung in China kommt es seit den 80er Jahren zu massiver Landflucht. Die Hanns-Seidel-Stiftung möchte eine Erprobung der sogenannten "Bayern-Erfahrung" in China durchführen.
Veränderungen in dem Dorf
Die Veränderungen des Dorfs spiegeln sich vor allem in seinem Aussehen wider. Es wurde in vier große Gebiete aufgeteilt: Ein Industrie-, ein Agrar-, ein Wohn- und ein Kulturgebiet.
Im Wohngebiet befinden sich hauptsächlich einfache Ein-Familien-Häuser, die ähnliche Struktur und Funktionen wie die Wohnungen in den Städten haben. In der Grundschule im Kulturgebiet bekommen die Kinder eine "duale" Erziehung. Hier gibt es eine Halle und einen Platz, wo die Bewohner sich treffen können. Im Industriegebiet reihen sich viele kleine Fabriken aneinander. Im Agrargebiet befinden sich die Felder der meisten Bauern.
Der Zeitplan der Bauern wurde auch verändert. Sie arbeiten vormittags in den Fabriken und gehen nachmittags auf ihren Acker. In der Erntenzeit im Frühling und Herbst haben sie jeweils 20 Tage frei. Im Dorf gibt es Supermärkte, ein Internetcafe, einen Friseursalon, Restaurants und eine Tankstelle. Das ist selten in diesem Gebiet.
"Wir leben fast wie die Städter," sagte der Jugendliche Yuan Hua. Er hatte die Chance, in einer Stadt zu arbeiten. Trotzdem kehrte er nach Hause zurück. "Ich bin mit den Jugendlichen des Dorfs aufgewachsen und will bei ihnen bleiben. In der Stadt habe ich keinen Freund", sagte er.
In den 15 Jahren hat die Hans-Seidel-Stiftung rund 4,5 Millionen Yuan (462.600 Euro) investiert, vor allem in die Bildung, Infrastruktur und Bodenregulierung. Viele Landwirte bekommen eine Chance, ins Ausland zu reisen, dort Kurse zu besuchen und Erfahrungen zu sammeln. Dadurch sind sie offener als die Bewohner in anderen Dörfern.
In der Zusammenarbeit gibt es natürlich Konflikte zwischen der Stiftung und dem Dorf. Die Deutschen können noch nicht verstehen, warum die Dorfbewohner ein größeres Interesse für das Industriegebiet als für die anderen drei Gebiete haben. Sie haben kein Geld in die kleinen Fabriken des Dorfs investiert.
In den 15 Jahren hat sich viel verändert. Das Pro-Kopf-Einkommen der Bauern beträgt nun 6000 Yuan (600 Euro). Der Auszug der Bewohner wurde verhindert, nur etwa 100 Leute haben die Heimat verlassen.
Trotzdem ist Nanzhanglou kein ideales Vorbild in den Gedanken der deutschen Experte. Das Dorf wird nicht durch seine Landwirtschaft reicher, sondern durch moderne Industrie. Andererseits hat das Dorf jedoch keine große Zahl Wanderarbeiter erzeugt. Nanzhanglou scheint ein Kompromiss zwischen den deutschen Erfahrungen und der chinesischen Realität zu sein. Das Experiment bietet eine Möglichkeit für die zukünftige Entwicklung der chinesischen Dörfer.
(China.org.cn, people.com.cn, 30. September 2005)
Quelle: ciic
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