Käufer und Verkäufer an der 105. Guangzhouer Messe in der südchinesischen Provinz Guangdong werden ihre Geschäfte nicht mehr nur in US-Dollar abwickeln müssen. Ab diesem Jahr steht auch der Yuan, Chinas Währung, als Zahlungsmittel zur Verfügung. Letzte Woche erteilte der Staatsrat die Erlaubnis an fünf große Handelsstädte – Shanghai, Guangzhou, Shenzhen, Zhuhai und Dongguan – den Yuan als Währung für internationale Geschäfte zu verwenden. Bereits im Dezember wurden Pilotprojekte in der Provinz Guangdong und im Yangtze-Delta gestartet. Sie erlaubten den wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes, den Handel mit den ehemaligen britischen Kolonien Hongkong und Macao in Yuan abzuwickeln. Eine ähnliche Regelung wird auch für Exporte an die ASEAN-Staaten aus der autonomen Region Guangxi und der Provinz Yunnan angestrebt. Nähere Details dazu werden in Kürze veröffentlicht.

China hat zudem Währungstauschvereinbarungen mit manchen Handelspartnern getroffen, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. So wurden seit Dezember Verträge in der Höhe von 650 Milliarden Yuan (72 Milliarden Euro) geschlossen, Partner waren die Zentralbanken von Hongkong, Südkorea, Malaysia, Indonesien und Argentinien. Die Währungstauschvereinbarungen erlauben es ausländischen Zentralbanken, lokalen Importeuren, welche chinesische Produkte kaufen wollen, Yuan zu verkaufen. Es wird angenommen, dass diese Maßnahme Herstellern und Händlern in China wie im Ausland helfen wird, da sie nicht länger der Volatilität des US-Dollars ausgesetzt sind. Die Unternehmen haben so auch mehr Liquidität zu Verfügung und können ihre Produkte zu tieferen Preisen anbieten, wovon schlussendlich auch der Konsument profitiert.

Weniger Risiken. An der Messe in Guangzhou vom 15. April bis am 7. Mai werden die verminderten Wechselkursrisiken zu spüren sein. Geng Wei, Direktor eines Shanghaier Handelsunternehmens welches an der Messe vertreten ist, verkündete, sein Unternehmen wolle Geschäfte in Yuan abwickeln. Es habe letztes Jahr sehr unter der Volatilität des US-Dollars und des Euros gelitten. Auch Cui Xiaolong, Direktor eines Unternehmens aus Dongguan, einer Stadt in der Provinz Guangdong, bereiteten die Wechselkursschwankungen Kopfschmerzen. Ein Geschäft mit einem Partner in Südafrika musste um zwei Monate verschoben werden, da der US-Dollar zu volatil war. "Dies hätte verhindert werden können, wenn wir den Yuan als Handelswährung hätten verwenden können", bedauerte Cui.

Die Handelspartner chinesischer Unternehmen würden auch von einem offeneren Yuan profitieren, so Zhao Jinping, leitender Forscher einer Regierungsstabsstelle. Wenn der Yuan für Geschäfte verwendet werden kann, sinken die Transaktionskosten für Länder und Regionen, die nicht den US-Dollar verwenden, da dann nicht zweimal die Währung gewechselt werden muss. Dies sieht auch Datuk Yong Ah Pwi, Vorsitzender der Chinesisch-Malaysischen Handelskammer so – er sagte, den Yuan als Handelswährung zu verwenden sei für beide Seiten profitabel. Das Handelsvolumen zwischen Malaysia und China liege über 50 Milliarden US-Dollar (über 40 Milliarden Euro). Wird der Yuan vermehrt als Handelswährung zwischen den beiden Volkswirtschaften verwendet, könnten die Produzenten beiderseits der Grenze nicht nur ihre Kosten und Risiken senken, sondern auch neue Handelsmöglichkeiten erschließen.

Professor Xiao Yao von der Guangdong Universität meinte: "Wenn sich die Weltwirtschaft wieder zu erholen beginnt, werden die entwickelten Länder riesige Geldbeträge aus den Schwellenländern abziehen. Dann wird China auf sich allein gestellt sein, um sich mit genügend Liquidität zu versorgen. Die immer bessere internationale Akzeptanz des Yuan wird zweifelsohne die kommenden Probleme lindern." Dennoch sind viele Händler an der Guangzhouer Messe der Auffassung, dass es Jahre dauern wird, bis der Yuan eine wirkliche Alternative zum Dollar als Handelswährung ist. Denis Keet, Direktor einer Handelsdelegation eines indonesischen Unternehmens, sagte, dass das Verwenden des US-Dollars als Handelswährung eine Gewohnheit sei, die man nur schwer ändern könne. Er schlug daher vor, dass chinesische Händler ihren Kunden die Vorteile des Yuan erklären sollten.