Der ABC-Börsengang könnte der größte je dagewesene Börsengang werden. Dazu müssten die Emissionspreise aber höher ausfallen, als die Bank derzeit erwartet.

Die Agricultural Bank of China (ABC) wird wahrscheinlich 80,8 Milliarden Hongkong-Dollar (8,42 Milliarden Euro) Kapital an der Hongkonger Börse und 61,4 Milliarden Yuan (7,3 Milliarden Euro) Kapital an der Shanghaier Börse durch den Börsengang nächsten Monat erhalten, wie Quellen am vergangenen Donnerstag berichteten. Die Bank hält einen Preis zwischen 2,88 Hongkong-Dollar (0,30 Euro) und 3,48 Hongkong-Dollar (0,36 Euro) pro Aktie an dem Börsengang für wahrscheinlich. Die vermuteten Kapitalerhöhungen wurden an Hand dieser Durchschnittspreise berechnet.

Im Gegensatz zu früheren Hinweisen wird die Bank wohl die Shanghaier Aktien etwa zum gleichen Preis wie die Aktien in Hongkong anbieten und verlangt zwischen 2,5 und 3,02 Yuan (0,3 und 0,36 Euro) pro Aktie. Branchenkenner sind der Auffassung, dass das neue Preisregime wohl eher den Markterwartungen entspricht. Analysten fürchten hingegen, dass der Wert der Bank unter den Ausgabepreis fallen könnte, da sie derzeit tief bewertet ist und die Marktaussichten trüb sind. Zudem wird befürchtet, dass die riesige Kreditvergabe letztes Jahr zu einer Zunahme illegaler Kredite führen könnte und das Marktbarometer sank entsprechend um 22 Prozent dieses Jahr. Betrachtet man den vermuteten Preis für den Börsengang in Hongkong, wird die Bank mit einer Bilanzsumme von 1,1 Billionen Euro einen Preisbuchwert von 1,55 bis 1,79 aufweisen. Damit ist sie auf Augenhöhe mit der Bank of China, der an der Bilanzsumme gemessen viertgrößten Bank Chinas, die ein Preisbuchverhältnis von etwa 1,67 auf dem chinesischen Aktienmarkt aufweist.

Rendite erhöhen. Die Wirtschaftlichkeit müsste die ABC aber noch verbessern. Die Bank schrieb letztes Jahr einen Gewinn von 65 Milliarden Yuan (7,7 Milliarden Euro), während die Bank of China einen Gewinn von 80,8 Milliarden Yuan (9,6 Milliarden Euro) erwirtschaften konnte. ABC ist gemessen an ihrem Filialnetz die drittgrößte chinesische Bank und möchte in Shanghai 22,24 Milliarden A-Aktien verkaufen und bis zu 25,41 Milliarden Aktien in Hongkong auf dem Markt bringen. Dies entspricht 15 Prozent des vergrößerten Eigenkapitals, ohne Berücksichtigung der Überzuteilungsoptionen. Der riesige Börsengang könnte zum Größten werden, den die Welt je gesehen hat, und noch größer als der Rekordbörsengang der Industrial & Commercial Bank of China ICBC ausfallen, die im Jahr 2006 rund 17,8 Milliarden Euro Kapital auftreiben konnte. Analysten sind jedoch der Ansicht, dass die ABC wohl auf die Überzuteilungsoptionen hoffen müsse, um den Börsengang der ICBC volumenmäßig zu übertreffen, wenn man von den vorgeschlagenen Preisen ausgeht. Werden die Optionen jedoch mit einberechnet, würden 56,3 Milliarden Aktien ausgegeben, was 17 Prozent aller Aktien wären.

Die Bank und ihre Emissionsbanken schreiben derzeit Angebote an institutionelle Investoren und konnten bereits Hongkonger Aktien im Wert von 4,4 Milliarden Euro verkaufen. Die institutionellen Investoren werden wohl 48 Prozent der in Hongkong emittierten Aktien aufkaufen, ein viel größerer Anteil als bei den Börsengängen der bisherigen Banken. Die Qatar Investment Authority erklärte sich damit einverstanden, 2,3 Milliarden Euro zu investieren, während die Kuwait Investment Authority Hongkongaktien im Wert von rund 650 Milliarden Euro kaufen wird. Andere Investoren sind die niederländische Rabobank, die Standard Chartered Bank, der Singapurer Staatsfonds Temasek, ein paar Superreiche aus Hongkong und die australische Medien- und Investmentfirma Seven Group Holdings. Die Agricultural Bank of China wird ab dem 1. Juli Vorbestellungen für ihre Aktien annehmen und am 8. Juli den Ausgabepreis veröffentlichen. Die Shanghaiaktien werden wohl ab dem 15. Juli in Shanghai erhältlich sein, die Hongkonger Aktien werden erst einen Tag später ab dem 16. Juli an der Hongkonger Börse gehandelt.