Als der Nokia-Chef gestern in London auf der Bühne neue Produkte präsentierte, sagte er, dass auf die finnische Firma ein neuer Morgen warte. Damit sollte er besser Recht behalten, denn ansonsten könnte für den Handyhersteller zumindest in der entwickelten Welt bald die Sonne untergehen.

Lumia 800

Stephen Elop stellte gestern zwei neue Handys mit dem Namen Lumia vor. Das sind die ersten beiden Nokia-Telefone, welche die Windows Mobile Plattform von Microsoft verwenden. Sowohl das Lumia 710 wie auch das 800 verbinden Nokias außerordentliches Design mit einer erstklassigen Produktionsqualität und einer, wie die Firma selbst sagt, noch nie dagewesenen Sprechqualität.

Bemerkenswert war allerdings, dass Elop die Hälfte seiner Redezeit dafür verwendete, vier andere Mobilfunkgeräte vorzustellen, die alle für den Markt in Entwicklungsländern gedacht sind. Dies wirft ein Licht auf Nokias gegenwärtiges Schisma: Auf der einen Seite behauptet die Firma in Europa, dass sie mit dem Lumia eines der besten Smartphones überhaupt vertreibt, gleichzeitig schielt Nokia mit viel billigeren Geräten auf die Wachstumsmärkte in Afrika, Südamerika und China.

Was Nokia scheinbar glaubt, aber nie wirklich ausspricht: Diese zwei Bereiche werden eines Tages verschmelzen. Nokia hofft, dass es durch den Verkauf von Smartphones in die Entwicklungsländer eine gute Position einnehmen kann. Es könnten die Finnen sein, welche dabei helfen, die "nächste Milliarde Menschen" mit dem Internet zu verbinden. Während Microsoft bereits die Software auf fast jedem PC und Laptop stellt, hofft der Software-Konzern nun mit der Hilfe von Nokia einen großen Teil des mobilen Internets in Afrika und China dominieren zu können.

Ob das der Firma schließlich gelingt, bleibt noch abzuwarten. Laut Elop "mögen Leute normalerweise Nokia. Wir sind zuverlässig, robust und vertrauenswürdig." Er fügte hinzu: "Wir wollen, dass die Leute etwas Besonderes fühlen, wenn sie das Wort Nokia hören." Er hofft, dass Nokia einst eine ähnliche Ausstrahlung haben kann wie Apple oder Google.

Das ist keine bescheidene Aufgabe. Im Verlaufe der Präsentation musste dann auch Kevin Shields von Nokia sagen: "Hier müssen Sie mir etwas Applaus zollen." Er hatte zuvor bei einer anderen Gelegenheit jedoch viel Zustimmung bekommen und dieser Kommentar zeigt, dass der gestürzte Gigant noch immer ein bisschen verwirrt ist. Shields lobte sogar, dass Nokia "endlich das Problem mit der mobilen Musik" gelöst habe. Das wird die Millionen Nutzer von Apple, Android und BlackBerry überraschen, denn diese Plattformen haben dieses bereits vor Jahren gelöst.