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05. 12. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Langer Weg zur Alltagstauglichkeit: Elektroautos in China

Schlagwörter: China Elektroautos

Shenzhen in der Provinz Guangdong ist die Stadt, die sich am stärksten bei der Förderung von Elektromobilität engagiert. In verschiedenen Wohnvierteln sind bis jetzt über 2 000 Aufladestationen eingerichtet worden, mehr als 40-mal so viele wie in Shanghai! Trotzdem meinen viele Elektroautofahrer in Shenzhen, dass sie gelegentlich Probleme haben, unterwegs an Strom zu kommen. Ein E-Mobil ist für den Alltagsbetrieb nach wie vor weitaus weniger praktisch als ein benzingetriebenes Auto.

Da die Reichweite der meisten Elektroautos mit einer "Batteriefüllung" ungefähr 150 Kilometer beträgt, bedarf es zur Sicherung der Mobilität eines dichten Netzes von "Tankstellen". Aber genau an dieser Infrastruktur fehlt es. Selbst in den Vorreiterstädten gibt es noch viel zu wenig Aufladestationen. Die Baukosten sind zu hoch, der Profit zu niedrig. Für eine Stromtankstelle mit neun Tankplätzen muss man mindestens fünf Millionen Yuan (52 Millionen Euro) investieren. Eine einfache Aufladestation an der Straße kostet mindestens 25 000 Yuan (2941 Euro).

Hier besteht ein Teufelskreis: Wegen der schwachen Infrastruktur ist es schwierig, E-Autos für den Konsumenten attraktiv zu machen. Auf Grund der geringen Anzahl von Elektroautomobilen entwickelt sich wiederum der Aufbau der Infrastruktur nur sehr langsam.

Eine andere Ursache für den schleppenden Absatz der E.-Autos ist ihr Preis. Einer Marktanalyse des Yayuncun-Automarkts in Beijing zufolge sind die Anschaffungskosten der entscheidende Gesichtspunkt beim Erwerb eines Fahrzeugs. Obwohl die Konsumenten sehr wohl darüber Bescheid wissen, dass Elektroautos viel umweltfreundlicher sind, möchten Sie keine Fahrzeuge kaufen, die viel teurer als benzingetriebene Autos sind.

Aber am höheren Preis für Elektroautos scheint gegenwärtig noch kein Weg vorbei zu führen. Ein Benziner Modell F3 von BYD kostet ungefähr 50 000 Yuan (5813 Euro), während das Elektromobil F3DM, das auf der Grundlage des F3 entwickelt wurde, zum Preis von 140 000 Yuan (16 300 Euro) verkauft wird.

Ein normales Benzinauto wie das Modell Riich M1 von Chery kostet ebenfalls ungefähr 50 000 Yuan (5813 Euro), während das E-Auto in entsprechender Ausstattung, Riich M1EV, mit einem Preis zwischen 140 000 Yuan (16 300 Euro) und 230 000 Yuan (26 800 Euro) wesentlich teurer kommt. Mit 230 000 Yuan (26 800 Euro) kann man in China ein Benzinauto der Mittelklasse erwerben, aber ein Modell wie der Riich M1EV wird als Auto der unteren Kategorie angesehen.

Trotz der Förderprämien der Regierung bleibt der Preis im Vergleich zu den Anschaffungskosten für ein Benzinauto unverhältnismäßig hoch. Ein deutlicher Dämpfer für die Bereitschaft der Konsumenten, eine "grüne" Lebensweise zu praktizieren.

Elektromobilität vor dem Durchbruch?

Obwohl die Verbreitung der Elektromobilität auf zahlreiche Schwierigkeiten stößt, haben Regierung, Hersteller und Infrastrukturanbieter noch nicht aufgegeben. Alle Seiten bemühen sich darum, dem Elektroauto zum Durchbruch zu verhelfen.

Zuschüsse und Fördermittel gibt es nicht nur für den Käufer von Elektroautos, sondern auch für denjenigen, der eine Aufladestation errichten oder eine komplette Stromtankstelle bauen möchte. Wer zum Beispiel in Shanghai in die Infrastruktur der Elektromobilität investiert, kann damit rechnen, dass sich die Stadtregierung mit einem Anteil von 20 Prozent an den Kosten beteiligt.

Ähnliche Maßnahmen hat auch die Stadt Shenzhen umgesetzt. Seit 1. Juni 2011 wird dort die Förderung der Elektromobilität besonders energisch angepackt. Nicht mehr allein der Kauf von Elektroautomobilen wird bezuschusst, sondern auch die Bereitstellung der Infrastruktur.

Der 12. Fünfjahresplan sieht vor, dass der staatliche Stromanbieter State Grid bis 2015 insgesamt 75 Stromtankstellen und 6209 Aufladestationen in 27 Provinzen baut, damit endlich ein dichtes Netz für das Betreiben batteriebetriebener Autos in China entstehen kann. Zwischen 2015 und 2020 soll State Grid dann insgesamt 32 Milliarden Yuan (3,8 Milliarden Euro) investieren, um landesweit 10 000 Stromtankstellen zu bauen.

Nicht nur State Grid, sondern auch die beiden staatlichen Ölkonzerne SinoPec und China National Petroleum Corporation wollen sich in Sachen Elektromobilität engagieren. Sie planen, ihre traditionellen Tankstellen mit Aufladestationen für Elektroautomobile auszustatten.

Die Hersteller von E-Autos arbeiten fieberhaft an der Verbesserung ihrer Produkte. Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen: die Kapazität der Batterien zu vergrößern und deren Ladezeit zu verkürzen.

"Wenn Besitzer von Elektroautos genauso leicht eine Tankstelle finden wie Fahrer von Benzinautos und die Ladezeit höchstens dreißig Minuten dauert, denke ich, hat das E-Auto eine echte Chance beim Konsumenten. Dann geht der Boom richtig los", meint Li Ru hinter dem Steuer seines Benziners.

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Quelle: Beijing Rundschau

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