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10. 01. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Sie lesen dieselben Zeitungen und Magazine (Financial Times und The Economist), sie glauben an die gleichen Götter (Geld und Macht) und sprechen dieselbe Sprache (Englisch mit mittelatlantischem Akzent). Sie wollen die Welt kontrollieren. Die Volkswirtschaften Europas und der USA haben sie bereits fest im Griff – die Finanzexperten von Goldman Sachs. Sie alle wollen die Welt kontrollieren.
Während normale Europäer um ihre Arbeitsplätze besorgt sind und die Angst vor der europäischen Währungs- und Schuldenkrise immer größer wird, erlebt der Machtkorridor in der Eurozone einen bemerkenswerten Wandel. Im Zentrum dieses Wandels: die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs. Sie könnte, so schrieb es kürzlich die bekannte britische Zeitrung The Independent, Europa erobern.
Der Artikel erzürnte viele Gemüter. Denn die Eurozone scheint immer schneller in eine dauerhafte Wirtschaftskrise zu schlittern. Doch warum werden ausgerechnet die für die Krise verantwortlichen Banker nun dazu ausgewählt, der Krise entgegenzuwirken?
Goldman Sachs-Männer. Drei neue Spitzenpolitiker in Europa stammen aus den Reihen von Goldman Sachs. Mario Draghi, der neue Präsident der Europäischen Zentralbank, war von 2002 bis 2005 Vizepräsident bei Goldman Sachs in London. Mario Monti, der neue Ministerpräsident Italiens, war seit 2005 ein internationaler Berater bei Goldman Sachs. Der neue griechische Ministerpräsident Lucas Papademos war von 1994 bis 2002 Präsident der griechischen Zentralbank und hatte sich in dieser Position an den von Goldman Sachs verheimlichten Bilanzfälschungen des Landes beteiligt.
"Es überrascht viele Europäer, dass die Goldman-Sachs-Männer sich nun im Zentrum der Macht der EU befinden", sagte der in Frankreich wohnende chinesische Experte Zheng Ruolin. Die Anahme, dass Goldman Sachs Europa im Griff hat, gab es bereits vor einigen Jahren. Ein französischer Journalist hatte damals ein Buch "Comment Goldman Sachs dirige le monde" über die Machenschaften der mächtigen Investmentbanker geschrieben. Nun, da die Rolle von Goldman Sachs in der griechischen Schuldenkrise bekannt ist und Mario Monti Mitte November der Regierungschef der italienischen Übergangsregierung wurde, ist diese These der Machtergreifung durch Goldman Sachs weit verbreitet.
Doch dieses neue Triumvirat der Mächtigen ist nicht alles, was die Investmentbank in Europa zu bieten hat. Otmar Issing, ein internationaler Berater von Goldman Sachs, saß früher einmal im Direktorium der Deutschen Bundesbank – und ist seit 2008 Berater der Bundesregierung.
Ein vergessener Erreger der Krise. Es ist in Europa vielen bekannt, dass Goldman Sachs in der europäischen Schuldenkrise bisher eine schimpfliche Rolle gespielt hat. Als Griechenland der Eurozone beitreten wollte, hatte Goldman Sachs dem Land geholfen, seinen Haushalt zu schönen. 2000 und 2001 hatte die Investmentbank zweimal mit Hilfe von Währungsgeschäften die griechische Staatsverschuldung verschleiert.
Diese Geschäfte gelten als eine Ursache der jetzigen Schuldenkrise. Aber das ist noch lange nicht alles. Als Goldman Sachs für Griechenland die betrügerischen Währungsgeschäfte machte, hatten die "Goldmänner" von deutschen Geschäftsbanken Kreditausfallversicherungen (CDS ) im Wert von einer Milliarde Euro gekauft. Deutsche Banken sollen also für die Probleme der griechischen Staatsverschuldung bezahlen.
Das heißt, als die Investmentbank das Währungsgeschäft designte, wurden deutsche Finanzinstitute offenbar absichtlich darin verwickelt. Gleichzeitig spielt Deutschland eine führende Rolle in der Eurozone und ist ein starker Konkurrent der USA im internationalen Handel.
Es ist wirklich komisch, dass die Macht des Finanzkapitals, das als einer der Erreger der Finanzkrise gilt, nun die Hauptrolle im Kampf gegen die Krise spielen soll.
Politik von Goldman Sachs. Vor kurzem kündigte Italien drastische Sparmaßnahmen in Höhe von 30 Milliarden Euro an. Die ganze Welt sah, wie die italienische Arbeits- und Sozialministerin Elsa Fornero in einer live im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz plötzlich in Tränen ausbrach.
"Viele Menschen sind unzufrieden mit den Sparmaßnahmen. Sie haben Steuern bezahlt und genießen deshalb Sozialversicherung und Krankenversicherung. Nun müssen sie sparen. Gleichzeitig kann Goldman Sachs auch in der Krise Gewinne verbuchen. Es scheint, dass die einfachen Leute heutzutage nur für die Investmentbanken sparen", sagte Zheng Ruolin.
Vor 2001 war das Phänomen, dass hohe Manager von Goldman Sachs in die Politik wechselten, fast ausschließlich aus den USA bekannt. Aber in den vergangenen zehn Jahren haben die Goldman-Sachs-Männer viele Spitzenpositionen in Griechenland, Italien, Großbritannien und Australien besetzt – und haben Befürchtungen zufolge fast schon eine Art von "Schattenregierung" in diesen Ländern errichtet.
Quelle: german.china.org.cn
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