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20. 01. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Die Preissteigerung hat sich leicht abgeschwächt und die Regierung ergreift Maßnahmen zur Konjunkturbelebung. Die Inflationsrate bleibt aber hoch und gibt weiter Anlass zu Besorgnis.
Nach Angaben des Staatlichen Statistikamtes ist der Verbraucherpreisindex (CPI) im Dezember 2011 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,1 Prozent gestiegen. Im Vergleich mit dem Vormonat November jedoch um 0,1 Prozent gesunken. Es war dies der fünfte leichte Rückgang in Folge. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation scheinen also zu greifen.
Ursachen der Preisentwicklung
In der ersten Jahreshälfte blieb die Inflationsrate in China unverändert hoch, im Juni 2011 bestand ein Rekordhoch von 6,5 Prozent, im August ist der CPI erstmals gesunken, was auf Maßnahmen der Zentralbank zurückgeführt wird. Chinas oberste Währungshüter erhöhten 2011 dreimal den Leitzins und sechsmal den Mindestreservesatz der Banken.
Zhou Jingtong, Leiter der Abteilung für strategische Entwicklung des Finanzforschungsinstituts bei der Bank of China erklärt die hohe Inflationsrate des Jahres 2011 mit dem großen Umfang der im Rahmen des Konjunkturpakets 2008/2009 ausgehändigten Kredite, der lockeren Finanzpolitik der USA und der damit verbundenen Kapitalflut nach China, der Preisanstiege auf den Energie- und Rohstoffmärkten und nicht zuletzt mit dem Anstieg der Arbeitskosten in China.
Nach Zhou ist der leichte Rückgang der Inflationsrate auf nach wie vor hohem Niveau die Folge der makroökonomischen Politik und des Einflusses der Märkte. Da die Preise für Energie und Rohstoffe auf dem internationalen Markt gesunken seien, sei auch das Wachstum der Preise für Waren, die keine Lebensmittel sind, rückläufig. Zudem hätten sich die Getreidepreise stabilisiert und der Preis für Schweinefleisch sei gesunken. Nach einem Bericht des Finanzforschungszentrums der Bank of Communications sei der Inflationsdruck gegenwärtig geringer als im Jahr 2011.
Lu Zhengwei, Chefökonom der Industrial Bank Co. Ltd, sagt voraus, dass der CPI im Januar 2012 unverändert bleibt oder allenfalls leicht ansteigt. Nach Februar 2012 würde er fallen.
Li Changan, Professor an der Fakultät für Verwaltungsrecht der Universität für Außenwirtschaft und Handel (UIBE) in Beijing, empfiehlt, bei der Analyse des Verbraucherpreisindex (CPI) nicht den Erzeugerpreisindex (PPI) aus den Augen zu verlieren. Das Wachstum des PPI fällt im Jahresvergleich deutlich geringer aus als das Wachstum des CPI. Im Dezember ist der PPI gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um 1,7 Prozent gestiegen, im Monatsvergleich sogar um 0,3 Prozentpunkte gesunken. Daher ist zu erwarten, dass der CPI nachzieht und die Inflationsrate absinken wird
Kein Wendepunkt
Zheng Chaoyu, Professor an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Renmin-Universität in Beijing, hingegen warnt: „Das vorübergehend verlangsamte Wachstum der Inflation hat mit der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu tun. Auch ein Absinken der Inflationsrate über mehrere Monate bedeutet noch keine Trendwende in der Preisentwicklung."
He Qiang, der Direktor des Instituts für Securities und Futures bei der Zentralen Finanz- und Wirtschaftsuniversität, rät zu einer genauen Beobachtung der Preisentwicklung. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte könnten leicht durch Winterwetter beeinflusst werden; mit einem Preisanstieg zum Frühlingsfest ist in jedem Fall zu rechnen. Langfristig gesehen werden steigende Arbeitskosten und Rohstoffpreise sowie die begrenzte Verfügbarkeit von landwirtschaftlichen Nutzflächen angesichts wachsender Urbanisierung den Inflationsdruck verstärken.
Obwohl die Steigerung des CPI im Dezember 2011 im Vergleich zum Vorjahresmonat „nur" 4,1 Prozent betrug, wurde das Inflationsziel der Regierung deutlich verfehlt. Anfang 2011 war mit einem Anstieg von 4,0 Prozent gerechnet worden, in der Jahresbilanz sind es jedoch tatsächlich 5,4 Prozent geworden.
"Aus diesem Grund können wir nicht wirklich sagen, dass wir die Inflation im Griff hätten", sagt He Qiang.
Tan Yaling, Direktorin des China Foreign Exchange Investment Research Institute, erklärt, dass zwar das Wachstum des CPI rückläufig sei, man die Inflation aber nach wie vor nicht unter Kontrolle habe. Die meisten Leute glaubten nicht, dass die Preise sinken werden. Zudem werde die Inflation durch Spekulationsgeschäfte befeuert.
Wang Tongsan, Direktor des Institute of Quantitative and Technical Economics bei der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sieht in der quantitativen Lockerung in der EU und den USA, steigender Entstehungskosten und in der stark vergrößerten Geldmenge in China weitere Faktoren, die im Jahr 2012 den Inflationsdruck verschärfen könnten.
Sun Lijian, der stellvertretende Direktor der Wirtschaftsfakultät an der Fudan Universitä, befürchtet, dass die zur Rettung des Euro in Umlauf gebrachten Gelder die Rohstoffpreise anziehen lassen und zu einer neuen Inflationsrunde führen werden.
Der hohe Inflationsdruck habe nahegelegt, die Geldpolitik im 2012 vorsichtig zu steuern, aber angesichts des Risikos einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums könnte die Zentralbank versucht sein, den Mindestreservesatz für Banken zu senken, sagt Wen Jie, Professor der Abteilung für Wirtschaft und Management an der Tsinghua Universität.
Nach dem Bericht des Finanzforschungszentrums der Bank of Communications wird die Zinsschraube angesichts des verlangsamten Wirtschaftswachstums nicht weiter angezogen werden. Allerdings ist aufgrund des Inflationsdrucks auch nicht mit einer Lockerung zu rechnen.
Um die Preise zu senken und das Wachstum zu stabilisieren, sollte nicht einfach die Geldpolitik verschärft, sondern das Warenangebot erhöht werden, rät Zheng Xinli, Vize-Präsident des China Center for International Economic Exchange.
Ding Maozhan, stellvertretender Direktor des Forschungsbüros der Nationalen Verwaltungshochschule, unterbreitet mehrere Vorschläge für die Bekämpfung der Inflation: Erstens sollte eine besonnene Geldpolitik fortgesetzt und die Geldmenge nicht erhöht werden. Kleinere Anpassungen zum geeigneten Zeitpunkt könnten hingegen für ein stabiles Wirtschaftswachstum sorgen. Zweitens sollte die landwirtschaftliche Produktion gesteigert werden, um so ein stabiles Wachstum der Produktion von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu gewährleisten. Dadurch würden zudem die Erwerbsmöglichkeiten auf dem Lande verbessert. Drittens sollten Vorbereitungen getroffen werden, um möglichen schweren Naturkatastrophen zu begegnen und so den mit Notlagen verbunden Versorgungsengpässen zu entgehen. Viertens sollte bei der Durchführung von Reformmaßnahmen die Regierung alle inflationsfördernde Faktoren berücksichtigen, um so einen zu raschen Anstieg der Rohstoffpreise und Arbeitskosten zu verhindern.
Zhou Xiaochuan, Präsident der chinesischen Zentralbank, äußerte vor der Presse, dass das Preisniveau im Jahre 2012 sinken solle, ohne dass die makroökonomische Steuerung gelockert würde. China wolle mit Augenmaß Wirtschaftswachstum und Inflation steuern.
Quelle: Beijing Rundschau
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