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20. 03. 2013 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Der chinesische Finanz- und Steuerexperte Jia Kang hat scharfe Kritik am chinesischen Steuersystem geübt: Während das Einkommen einfacher Arbeitnehmer höher besteuert werde als jede andere Einkommensform, könnten Unternehmer viele Steuerformen einfach umgehen. Die Lücke zwischen Arm und Reich werde so immer größer.
Fair geht anders: Einfache Arbeitnehmer müssen nicht nur jeden Tag auf’s neue hart für ihr sich kaum je erhöhendes Einkommen arbeiten – sie zahlen darüber hinaus auch noch die höchsten Steuern.
Im Grunde genommen ist es die unfaire Welt der zwei Geschwindigkeiten, die der Steuerexperte Jia Kang kritisiert: Dem Arbeitnehmer wird die Einkommenssteuer direkt von seinem Lohn abgezogen, nur den Rest darf er ausgeben. Unternehmer hingegen können erst Geld ausgeben und bezahlen dann nur noch auf den Rest Steuern – diese und viele andere Möglichkeiten der Leute mit einer finanziellen Bildung sind es, die Jia kritisiert. Die Schere zwischen Arm und Reich werde so immer größer, so der Finanzexperte.
Die Einkommensverteilung in China sei sehr ungerecht und werde das derzeit schon tiefe Gefälle zwischen Arm und Reich in Zukunft noch schärfer ausfallen lassen, kritisierte Jia.
Das Problem, das Jia beschreibt, lässt sich auch wiefolgt ausdrücken: arme oder der Mittelschicht angehörende Arbeitnehmer arbeiten für ein Einkommen, also für Geld. Unternehmer und Investoren müssen nicht für Geld arbeiten, da sie andere Einkommensmöglichkeiten haben. Tatsächlich arbeiten viele reiche Menschen für einen sehr geringen oder sogar gar keinen Lohn – stattdessen versuchen sie beispielsweise, immer neue Unternehmen aufzubauen, Unternehmensanteile oder Immobilien zu erwerben. Das Einkommen, welches diese buchhalterisch vielleicht als "Aktivposten" einer Bilanz zu bezeichnenden Entitäten für ihre Eigentümer erwirtschaften, wird steuerlich eben anders behandelt als der Arbeitslohn eines Arbeitnehmers.
Der Zustand, den Jia Kang somit eigentlich beklagt, ist der, dass Arbeiter in China schon ab einem Lohn von nur 3500 Yuan (430 Euro) besteuert werden, während reiche Unternehmer mit Einkünften in Millionenhöhe dank geschickter Investitionen die Möglichkeit hätten, diese Art der Besteuerung vollständig zu vermeiden.
Zwar erfüllten auch Unternehmer ihre steuerlichen Pflichten, indem sie beispielsweise Unternehmenssteuern oder Kapitalertragssteuern zahlen, so Jia weiter. Der Knackpunkt sei jedoch, dass Unternehmer und Investoren – selbst solche mit astronomisch hohen Einkünften, für die sie teilweise noch nicht einmal arbeiten müssen – kontrollieren könnten, welche und wieviel Steuern sie zahlen, während der einfache Arbeitnehmer mit seinen sowieso schon geringen Einkünften kaum Möglichkeiten habe, Steuern zu sparen oder sie gar zu umgehen.
Jia ist der Meinung, dass das chinesische Steuersystem die soziale Harmonie im Land in Zukunft immer stärker gefährden werde, weil dank ihm die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher würden – sofern man nicht eine Lösung finde, die Eingangs beschriebene steuerliche Vorzugsbehandlung von Unternehmern und Investoren zumindest teilweise und sozialverträglich abzubauen.
Die Zentralregierung hat indes erneut versprochen, ein gerechteres Einkommenssystem aufzubauen. Man wird allerdings abwarten müssen, ob sie diesmal ihren Worten auch Taten folgen lässt.
Quelle: german.china.org.cn
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