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12. 04. 2013 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Lügen, nichts als Lügen: Warum man die wahre Inflation verheimlicht Exklusiv

Schlagwörter: Lügen Eurokrise

Von Marc-Stehan Arnold, Beijing

Laut den Daten des Statistischen Bundesamts lag die Inflation in den letzten 3 Jahren in Deutschland immer zwischen 1,7 und 2,3 Prozent. Jedem normalen Bürger, der in Deutschland lebt und dort einkaufen und Rechnungen bezahlen muss, ist klar, dass diese Zahlen erstunken und erlogen sind. Bleibt die Frage: Warum wird bei der Inflation so fürchterlich gelogen?

 

"Wann lügt ein Politiker? – Wenn er den Mund aufmacht."

Diesen Witz werden die meisten Leser sicher schon kennen. Was vielen aber nicht klar ist – bei keinem Thema wird so "herzzerreißend" gelogen, wie bei der Inflation. Nicht nur Politiker lügen bei diesem Thema besonders gerne, auch Banker tun es – allen voran natürlich die Zentralbanker. Und die Medien freuen sich geradezu diebisch darüber, immer die aktuellsten "Inflationsstatistiklügenmärchen" unters Volk bringen zu können, und tun dies auch mit großer Hingabe.

Erstaunlich ist, dass dieser Prozess wirklich in jedem Land nach dem selben Schema abläuft. Schauen wir uns ein besonders deutliches Beispiel an:

USA, Sommer 2008 – die Benzinpreise sind auf einem neuen Allzeithoch. Der Ölpreis liegt bei 150 USD pro Barrel. Bei den Immobilienpreisen sind historische Höchstwerte zu verzeichnen, Lebensmittel sind so teuer wie kaum jemals zuvor. Die im Sommer 2008 von der amerikanischen Regierung bekannt gegebene Inflationsrate liegt dennoch bei gerade einmal 4 Prozent.

Nur 4 Prozent! Die wichtigsten, grundlegendsten Dinge steigen unaufhörlich im Preis, und die Inflation soll nur läppische 4 Prozent betragen?

Warum hat die amerikanische Regierung die US-Bürger damals so offensichtlich belogen? Und warum tun die europäischen Zentralbanker und Regierungen im Moment das Gleiche?

 

Es gibt zwei wesentliche Gründe:

1) Die Wachstumslüge: Wenn man eine möglichst geringe Inflationsrate verkündet, erscheint das Wirtschaftswachstum um so größer! Wenn Beispielsweise die Wirtschaft um 2 Prozent wächst, die Inflation tatsächlich aber bei 10 Prozent liegt, dann würde die Wirtschaft –grob vereinfacht ausgedrückt – eigentlich um 8 Prozent schrumpfen (2-10 = -8). Also benutzt man allerlei Tricks, um die Inflation beispielsweise auf nur 1 Prozent runterzurechnen, und schon hat man – statt den 8 Prozent Rückgang – ein Wirtschaftswachstum von immerhin 1 Prozent. Das sieht doch gleich viel besser aus!

2) Die Werterhaltungslüge: Würde man die tatsächliche Inflation offen zeigen, würden die Menschen sehr schnell merken, dass ihr Geld eigentlich nur eine sehr schwache Werterhaltungsfunktion besitzt – würde ein realer Inflationswert, sagen wir mal 8 Prozent (ich bin eben ein Optimist!) bekannt gegeben, dann würde kaum noch jemand sein Geld sparen wollen... es wäre ja schon nach ein paar Jahren gar nichts mehr Wert. Ja wahrscheinlich würden die meisten Menschen nicht einmal mehr für Geld arbeiten wollen, sondern vielleicht eher Naturalien als Lohn fordern.

Würden aber gewöhnliche, einfache "Arbeiterklasse-Menschen" plötzlich echte Werte als Lohn für ihre Arbeit einfordern – dann bliebe für diejenigen, die verstehen, wie das Spiel funktioniert (die Top 5 Prozent, die in nahezu jeder Gesellschaft auf diesem Planten zwischen 60 und 90 Prozent des Gesamtvermögens der jeweiligen Nation ihr Eigen nennen) vielleicht nicht mehr so viel übrig.

Schreck lass nach!

Da lassen die Reichen und Mächtigen doch lieber ihre Freunde, die Politiker und Banker, ran, um die Inflationsrate zu manipulieren. So sieht der einfache Bürger nicht, wie schnell sein Geld entwertet wird, und trägt es stattdessen zur Bank – wo es dank des "fractional banking" weiter aufgehebelt wird, damit sich die wirklich Reichen schöne neue Assets, wie beispielsweise die Wohnungen, in denen die normalen Bürger zur Miete wohnen (oder die Unternehmen, in denen besagte Bürger arbeiten, um sich ihre Miete zu verdienen) davon kaufen können. Die Zinsen für die Kredite der Reichen bezahlt der Bürger natürlich obendrauf auch noch – in unserem Beispiel eben über die Miete, die er dem Wohnugseigentümer zahlen muss. Ob das alte Wort "Mietzins" wohl hier seinen Ursprung hat?

Wenn man sich das alles bewusst macht, dann wird einem klar, was Henry Ford meinte, als er sagte: "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh."

Man sagt uns also, dass es keine hohe Inflation gibt, aber...

 

Warum kaufen die Zentralbanken immer mehr Gold?

Uns wird ständig versichert, dass es keine hohe Inflation gebe. Doch selbst, wenn wir das einen Moment lag wirklich glauben würden – warum flüchten dann die Zentralbanken seit 2010 immer stärker ins Gold?

Gold ist ein sicherer Hafen – etwas, in das Zentralbanken eigentlich nur investieren, wenn die Stabilität der Währung ganz akut gefährdet ist. Auf der einen Seite versichert man uns also, dass es keine hohe Inflation gibt, auf der anderen Seite sprechen die Aktionen der Zentralbanken – und von der Bundesbank geplante Rückholung der deutschen Goldreserven aus New York, London und Paris fällt auch darunter – eine ganz andere Sprache.

2010 hatten Regierungen weltweit nur 77 Tonnen an Gold gekauft. 2011 waren es schon 457 Tonnen. Ein weiteres Jahr später: 535 Tonnen. Seit 2009 haben die Zentralbanken weltweit somit über 1000 Tonnen Gold gekauft. Und 2013 soll es noch mehr werden.

Warum bloß müssen die Zentralbanken so viel Gold kaufen, wenn doch eigentlich alles "in bester Ordnung" sein soll?

Es gibt viele Sprichwörter, die geegneit wären, diesen Sachverhalt treffend darzustellen. Da ich derzeit in China arbeite, will ich ein chinesischens Sprichwort bemühen:

听其言,观其行 (tīng qí yán guān qí xíng): "Höre die Worte, aber achte vor allem auf die Taten". Man könnte es auch frei nach dem bekannten Bibelzitat übersetzen: "Nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten sollt ihr sie erkennen!" – wie man es auch nennen mag, Tatsache ist, die Zentralbanken reden von Sicherheit, ihre Taten zeigen uns aber, dass sie selbst die Situation grundlegend anders einschätzen.

Aus dem bisher Gesagten ergeben sich somit:

 

Die neuen Regeln des Geldes

1) Nicht für Geld arbeiten! – Das lohnt sich einfach nicht, weil das Geld zu schnell entwertet wird. Falls Ihr Arbeitgeber sich weigert, Ihnen ihren Lohn in Naturalien oder anderen werthaltigen Gegenständen auszuzahlen, tauschen Sie ihren Lohn (diese bunten Papierscheine) schnellstmöglich in wertvollere Realwerte um!

2) Sparen bringt nichts! Geben Sie ihr Geld lieber aus. Oder noch besser: investieren Sie es in Dinge, die auch morgen oder in 5 oder gar in 50 Jahren noch einen Wert haben!

3) Lassen Sie ihr Geld nicht auf ihrem Bankkonto! Da kann es Ihnen – besonders der Zypern-Raub hat dies eindrucksvoll gezeigt – nur weggenommen werden.

Dank dem Euro sind wir Deutschen heute mit einer Realität konfrontiert, die wir spätestens seit Weimarer Zeiten hassen wie die Pest: unser Geld ist immer weniger Wert. In Südeuropa ist man wegen des Euros ebenfalls mit einer Situation konfrontiert, die man dort hasst wie die Pest: Man kann die Währung nicht einfach abwerten – denn es ist ja gar nicht die eigene. Deshalb leidet ganz Südeuropa unter dem Euro: Die Arbeitslosigkeit steigt, Firmen gehen pleite, viele Menschen rutschen in die Armut ab. Und an all dem sind natürlich die Deutschen schuld – nur weil sie keine Weichwährung wollen.

Man kann leicht sehen, dass hier, zumindest was das Geld anbelangt, ein kultureller Riss durch Europa geht. Dieser Riss bedroht den Frieden auf unserem Kontinent.

Deshalb mein Appell an die Euro-Eliten: Das Experiment "Euro" ist gescheitert, lasst diese Währung doch endlich sterben! Raus aus dem Schlamassel, und zurück zu den Nationalwährungen!

 

 

(Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider)

Quelle: german.china.org.cn

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