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03. 05. 2013 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Ein Laptop, ein Drucker, mehr als 100 Versandscheine und Verpackungen, das ist alles, was die 26-jährige Qu Wen für ihre tägliche Arbeit braucht. Von ihrem kleinen Zimmer aus verkauft sie Taschen, Kostüme und Accessoires über das Internet nach China und nach der ganzen Welt. "In meinem Laden bei Taobao.com (chinesisches Portal für Online-Shopping) gehen jeden Tag etwa 100 Bestellungen ein. Der Umsatz liegt bei über 10.000 Yuan (rund 1250 Euro)", erzählt sie. Drei Jahre nach dem Studium betreibt Qu ihren Online-Shop zusammen mit drei Angestellten. Zwar läuft er noch nicht ganz so gut wie ihr reales Geschäft in ihrer Heimatprovinz Shandong mit einem Umsatz von 20.000 (2500 Euro) bis 30.000 Yuan (3750 Euro). "Aber ich bin schon sehr zufrieden, dass es im Internet nach kurzer Zeit so gut klappt", sagt Qu. Sie ist nicht die einzige Unternehmensgründerin, die ihr Start-up gleichzeitig on- und offline betreibt.
Neues Wachstum
Nach einer Studie des Ministeriums fü Menschliche Ressourcen und Sozialabsicherung (MMRS) vom Februar 2013 hat der Boom im E-Commerce mehr als zehn Millionen Arbeitsplätze geschaffen und dadurch die Zahl der Arbeitslosen gesenkt. Das Internet ist also eine gute Wahl neben dem Hauptarbeitsmarkt.
Online-Business bedeutet mehr als nur die Eröffnung von Online-Shops. Auch die Entwicklung neuer Software und anderer Dienstleistungen gehört dazu. In Metropolen wie Beijing, Shanghai und Hangzhou erfreuen sich Cafés für Jungunternehmer wachsender Beliebtheit. Cafés wie Beta, Garage und 3W in Zhongguancun, dem Silicon Valley von Beijing, sind zu Treffpunkten für die Internet-Start-up-Szene geworden.
"Das Internet überschreitet alle geographischen Grenzen, so dass wir unser Potenzial voll ausschöpfen können", sagt Li Xueling, Gründer und Geschäftsführer von YY Inc, einem chinesischen Games-Portal.
2005 gründete der in 1970er Jahren geborene Li sein Unternehmen, im November 2012 erfolgte das NASDAQ-Debut. Fehler und neue Anläufe gehörten zu einem Start-up dazu, meint Li, aber im Internet verlaufe dieser Prozess viel schneller und am Ende seien mehr Leute erfolgreich.
Ob sie Geschäftsführer eines börsennotierten Unternehmens oder Betreiber eines Online-Shops sind – die Beschäftigten in Chinas Internetgeschäft sind einer Studie zufolge in aller Regel jung. Rund die Hälfte der Befragten hat ein Bachelor-Studium abgeschlossen, weitere 33,4 Prozent haben Abitur oder eine Fachhochschule besucht.
Flexibilität und Vielfältigkeit
Das Geschäft im Internet ermöglicht zudem mehr Freiheiten und vielfältige Jobmöglichkeiten. Im Jahr 2012 absolvierten 6,8 Millionen Chinesen ein Universitätsstudium – ein neuer Rekord. Immer mehr Absolventen finden keinen geeigneten Job, daher suchen sie nach Chancen in flexibleren Bereichen wie dem E-Commerce. Das Geschäft im Netz senke die Kosten, steigere die Effizienz und biete die Möglichkeit, Freunde zu finden und Träume zu verwirklichen, meinen viele Jungunternehmer.
Anders als viele Gleichaltrige, die nach dem Abschluss als Beamte arbeiten wollten, hat Li Hua (22) einen Job als Administrator eines Online-Shops bei Taobao.com gefunden und verdient nun jeden Monat 5000 Yuan (625 Euro). "Ich stamme nicht aus einer reichen Familie mit entsprechendem politischen Hintergrund. Zwar kann ich jetzt noch nicht ein eigenes Geschäft aufmachen, aber meine Erfahrungen im E-Commerce werden mir in der Zukunft helfen,", meint Li, der auch froh darüber ist, zuhause arbeiten zu können und nicht mehr pendeln zu müssen.
"Ich hoffe, dass ich die Musikwelt verändern kann. Auf meiner Website biete ich den Usern Musik an" sagt Shi Kaiwen (23), der im April 2011 Jing.fm ins Leben rief. Es ist bereits sein dritter Versuch, mit einer Musik-Website erfolgreich zu sein.
In Vergleich zu den Kosten bei der Gründung eines konventionellen Unternehmens sei die Schwelle für Internet-Start-ups niedrig und die Geschäftsführung flexibel, sagt Zhang Xiaojian, Präsident der China Association for Employment Promotion. Einer Studie über klein- und mittelgroße Unternehmen zufolge benötigt man mindestens 50.000 Yuan (rund 6250 Euro) Startkapital für die Gründung eines konventionellen Unternehmens.
Solides Fundament
Allein im Jahr 2012 kamen in China über 50,9 Millionen neue Internet-Nutzer hinzu, die Gesamtzahl stieg am Ende des Jahres auf 564 Millionen. Nach Daten des China Internet Network Information Center kletterte die Zahl der Online-Shopper in diesem Jahr auf 242 Millionen, ein Anstieg um 48,07 Millionen bzw. 24,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das boomende Internet bietet breiten Raum für die Entwicklung von Online-Unternehmen. Nach Statistiken des Marktforschungsunternehmens IDC erreichten die Umsätze auf Chinas E-Commerce-Markt im Jahr 2012 insgesamt 8,1 Billionen Yuan (rund 1 Billionen Euro), 27,9 Prozent mehr als im Vorjahr.
Allein Taobao schuf im Dezember 2012 4,68 Millionen neue Jobs. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sind zwischen 20 bis 32 Jahre alt, viele von ihnen sind Studenten, die ihr eigenes Unternehmen gegründet haben.
Politische Unterstützung
Internet-Start-ups erfordern viele Fähigkeiten. Nach einer Studie des MMRS sind Kompetenzen im Marketing im E-Commerce mit einem Anteil von 81 Prozent am meisten gefragt, danach folgen Verwaltung, Technik und juristische Kenntnisse.
Wegen der großen Marktnachfrage soll nun die Ausbildung verbessert werden, zugleich soll der Internetmarkt regulieret werden, sagt Xiao Mingzheng, Direktor des Forschungszentrums für die Entwicklung und Verwaltung der Menschliche Ressourcen an der Universität Peking.
Die Jungunternehmer stehen vor großen Herausforderungen, z. B. fehlt es ihnen an Erfahrung, viele haben eine zu optimistische und unrealistische Erwartung an den Markt. Hinzu kommen finanzielle Schwierigkeiten.
Laut Studie sollen Maßnahmen wie günstige Kredite und Steuerbefreiungen den kleinen Start-ups helfen. Die Regierung soll Privatfonds dazu anregen, in Internet-Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial zu investieren.
Qu Wen hofft, dass die Regierung den Gründungsprozess vereinfachen und die Steuern für Studenten senken oder ganz abschaffen wird. "Das könnte mehr Studenten dazu bringen, im E-Commerce zu arbeiten, oder ihr eigenes Unternehmen zu gründen", sagt er.
China sei hinsichtlich der technischen Entwicklung und der gesamten Atmosphäre ein Paradies für Unternehmensgründer, meint Xu Xiaoping, bekannter Investor und Gründer des Zhen Fund für Risikokapital. Besonders die Entwicklung des mobilen Internets in den letzten Jahren biete großes Potenzial und Chancen für Jugendliche, ihren Traum zu verwirklichen. Allerdings müsse man für den Erfolg auch selbst einiges tun, betont er.
Quelle: Beijing Rundschau
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