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29. 08. 2013 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Überflutete Städte: China sucht nach Lösungen

Schlagwörter: Überflutete Städte: China sucht nach Lösungen

Cheng Xiaotao, stellvertretender Direktor des Water Hazard Research Center am Ministerium für Wasserwirtschaft, erklärte gegenüber den China Business News, dass die regenbedingten Überflutungen eine größere Bedrohung für die Städte darstellten, als das durch äußere Faktoren verursachte Hochwasser. Gesetze, Vorschriften und Notfallpläne zum Hochwasserschutz würden aber noch nicht hinsichtlich beider Katastrophentypen differenzieren. "Ein klares Verständnis der unterschiedlichen Ursachen ist aber der Schlüssel zur Reduzierung der städtischen Überschwemmungen", erklärte er.

Ein bröckelndes System

Die unmittelbarste Ursache für die immer heftigeren Überschwemmungen sei die relativ rückständige Infrastruktur des Kanalisationssystems, so Chen.

Experten des MOHURD sehen noch spezifischere Probleme wie die geringe Reichweite der Abwasserleitungen und unzureichende Entwässerungskapazitäten. Auch wenn sich das Stadtgebiet von Beijing im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt hat, hinke der Ausbau des unterirdischen Kanalisationssystems hinterher, so das Ministerium.

Der verbesserte Kodex für Abwassertechnik, der vom MOHURD 2011 herausgegeben wurde, verlangt, dass die Kanalisationssysteme im Stadtgebiet einmal in ein bis drei Jahren und in besonders sensiblen Stadtbereichen einmal alle drei bis fünf Jahre Extremregen standhalten sollten.

Die meisten Städte hätten die schwammige Beschreibung des Niederschlags in der Vorschrift ausgenutzt, um ein möglichst leistungsschwaches Kanalisationssystem zu errichten, so Cheng.

Mit seinem Team führte Cheng in den letzten drei Jahren Felduntersuchungen in Städten im ganzen Land durch und stellte einen Bericht mit dem Titel "Hochwasserschutz in Chinas Städten: Gegenwärtige Situation, Probleme und Lösungen" zusammen. Seinen Ergebnissen zufolge haben mehr als 70 Prozent der Städte, darunter Beijing und Wuhan (Provinz Hubei), ihre Kanalisation so eingerichtet, dass sie einmal pro Jahr mit Extremregen fertig werden, in 90 Prozent der Städte verfügen alte Stadtviertel nur über eine mangelhafte Kanalisation.

Der Bericht enthüllt auch die ungenügende Reichweite städtischer Kanalisationssysteme, das gilt selbst für Shanghai.

Für Cheng liegt die Ursache für die schlechte Kanalisation in der schnellen Urbanisierung. "In den letzten 20 Jahren sind Vorortbezirke in nie da gewesenem Ausmaß in die Stadt eingegliedert worden", so Cheng.

In anderen Ländern mit deutlich langsamerer Urbanisierung hatten die Regierungen genug Zeit zum Aufbau der Infrastruktur, bevor sie Grundstücke an Bauträger verkauften. Dies ist in China nicht der Fall. Die Situation wird durch die Tatsache erschwert, dass noch ein vernünftiger gesetzlicher Rahmen zur Vermeidung solcher infrastruktureller Schlupflöcher im Land fehlt.



Wie Fallobst im Wasser: An einer überschwemmten Straße in Xiamen (Provinz Fujian) fangen Anwohner nach heftigen Regefällen in Folge eines Tropensturms am 19. Juli Fische.

In den Metropolen seien Bodenflächen, Feuchtgebiete und Seen, die Regenwasser aufnehmen und speichern konnten, im Verlaufe der städtischen Entwicklung außerdem enorm geschrumpft. So wie auch in Beijing. Chengs Forscherteam fand heraus, dass die Anzahl der Seen im Stadtgebiet in den letzten 60 Jahren von mehr als 200 auf rund 50 fiel.

Viele Experten empfehlen den Städten, das Speicherpotenzial existierender Gewässer voll auszuschöpfen, um Überflutungen zu mildern. Die Ausweitung von Flussbetten ist in Beijing wegen der dichten Uferbebauung allerdings fast unmöglich.

Ein weiteres typisches Beispiel für eine Stadt, die an den Folgen der Landgewinnung aus Seen und Teichen leidet, ist Wuhan.

Seit 2008 gibt es in Wuhan mindestens einmal im Sommer schwere Überschwemmungen. Nach den sintflutartigen Regenfällen vom 18. Juni 2011 waren 82 Straßenabschnitte überschwemmt, der Verkehr kam zum Erliegen und machte Notfallmaßnahmen der höchsten Dringlichkeitsstufe erforderlich, um die Situation zu bewältigen.

"Die Stadt hat während ihrer Entwicklung nie aufgehört, Land für Bauprojekte zu gewinnen", erklärte Ruan Chengfa, Sekretär der KP in Wuhan bei einer Konferenz im vergangenen Jahr.

"Stadt der 100 Seen" lautete der Spitzname von Wuhan. Während der 1950er Jahre gab es mehr als 100 Seen im Zentrum. Die Stadt war bekannt für ihre Seenlandschaft. Bis 2012 war die Anzahl der Seen nach mehreren Wellen der Landgewinnung über 30 Jahre hinweg auf 40 gesunken.

Auch wenn der lokale Gesetzgeber eine Vorschrift zum Schutz von Seen und Teichen vor wilden Mülldeponien und Verschmutzung verabschiedete, wurde das Verschwinden der Seen erst vor kurzem tatsächlich überprüft. Offiziellen Statistiken zufolgen wuchs Wuhans dicht bebautes Stadtgebiet von 455,06 Quadratkilometern im Jahr 2006 auf 507,54 Quadratkilometer im Jahr 2011, eine Zunahme von 11,53 Prozent in fünf Jahren.

"Um zu verhindern, dass die von Menschen verursachten Überschwemmungen Wuhan verwüsten, müssen die entsprechenden Gesetze und Vorschriften verbessert und konsequenter umgesetzt werden", sagte Liao Hua, außerordentlicher Professor an der Law School of South-Central University for Nationalities in Wuhan gegenüber der Zeitung Legal Weekly.

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Quelle: Beijing Rundschau

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