China hat die Regeln zur Abschreibung fauler Kredite gelockert. Noch ab diesem Monat werden es Kreditgeber leichter haben, kleinere uneinbringliche Kredite einfach abzuschreiben. Zuvor hatten die Banken dafür eine Genehmigung der Regulierungsbehörde gebraucht.

Die chinesische Regierung hat eine weitere Maßnahme eingeführt, die Kreditinstituten dabei helfen soll, sich auf die stärkere Konkurrenz vorzubereiten, die eine Liberalisierung des Zinsmarkts mit sich bringen wird. Die neuen Regeln waren angekündigt worden, nachdem die China Cinda Asset Management – eine der vier großen staatseigenen Abwicklungsbanken, die 1999 gegründet wurden, um den vier großen chinesischen Banken ihre faulen Kredite abzukaufen –im letzten Jahr durch einen Börsengang in Hongkong ihre Liquidität erhöht hatte. Der Schritt wurde als eine Maßnahme zur Stützung der Kreditgeber interpretiert. Die drei anderen großen chinesischen Abwicklungsbanken werden in Kürze ähnliche Maßnahmen einleiten.

Im letzten Jahr war auch der ursprünglich als Experiment gedachte Verkauf von Anleihen, die nur durch die von den jeweiligen Banken vergebene Kredite (auch faule) besichert waren, erweitert worden. Es wurde erstmals auch der börsliche Handel mit solchen toxischen Papieren erlaubt, wobei die Regierung keine Angaben zum zeitlichen Rahmen oder dem Volumen der Ausweitung machte.

All diese Maßnahmen dienen dazu, den Banken einen Weg aus ihrem Dilemma mit den faulen Krediten zu weisen.

Die neuen Regeln zur Abschreibung von Krediten wurden am Mittwoch auf der Webseite des Finanzbüros der Provinz Jiangsu veröffentlicht, obwohl sie eigentlich vom Finanzministerium kommen. Das neue Regelwerk ist landesweit seit dem 1. Januar gültig. Wann es erlassen wurde, ließ sich der Mitteilung des Finanzministeriums nicht entnehmen. Auf die Anfragen der Medien zu diesem Thema reagierte das Ministerium am Mittwoch nicht.

Das neue Regelwerk schreibt vor, dass die Kreditanstalten nach wie vor alles tun müssen, um die Rückzahlung auch der faulen Kredite zu erreichen – und zwar mindestens ein Jahr lang. Danach ist es den Kreditgebern erlaubt, Darlehen in Höhe von bis zu 5 Millionen Yuan (600.000 Euro) selbständig abzuschreiben. Sofern es sich um an Kleinunternehmen oder landwirtschaftliche Betriebe vergebene Kredite handelt, dürfen sogar Beträge von bis zu 10 Millionen Yuan abgeschrieben werden. Des Weiteren können Kredite, die zwei Jahre nach der Insolvenzerklärung eine Kreditnehmers noch nicht zurückgezahlt werden konnten, als uneinbringlich deklariert und abgeschrieben werden. Bisher hatte die Wartefrist in solchen Fällen drei Jahre betragen.

Der letzte Schritt der chinesischen Zentralbank (PBOC) war die Einführung eines Leitzinses im Oktober vergangenen Jahres gewesen. Dieser wurde vom Zentrum für Interbankengeschäfte aus dem Durchschnitt einer Art Vorzugszins – den die Banken bisher nur ihren besten Kunden gewährten – von neun großen chinesischen Banken gebildet.

Der Finanzmarkt erwartet jedoch, dass die Liberalisierung der Einlagenzinsen den größten Effekt auf den Markt haben wird, da er die Gewinne der Banken schmälert. Die PBOC muss außerdem die Zinsobergrenze für Spareinlagen entfernen – die Regierung hat versprochen, dass spätestens bis 2020 alle Reformmaßnahmen abgeschlossen sein werden.

PBOC-Gouverneur Zhou Xiaochuan geht davon aus, dass die Zinsen für Spareinlagen nach der Entfernung der Zinsobergrenze steigen werden. Die PBOC sei jedoch nicht bereit, einige aufgrund der steigenden Zinsen vielleicht nicht mehr wettbewerbsfähigen Banken in Zukunft noch zu unterstützen, so Zhou.

Der Anteil der faulen Kredite am gesamten Kreditvolumen chinesischer Banken lag gegen Ende des dritten Quartals 2013 bei 0,97 Prozent. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte dieser Anteil laut den Daten der chinesischen Bankenregulierungsbehörde noch bei 0,9 Prozent gelegen. Dieser Wert wäre im internationalen Vergleich eigentlich sogar sehr niedrig. Viele Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass die Banken einen effektiven Weg gefunden haben, uneinbringliche Kredite zu verstecken.