Die Mitglieder der nach 1990 geborenen Generation haben hohe Anforderungen an einen Job – dies zeigen aktuelle Studien. Demnach hat sich die Einstellung der jungen Chinesen zur Arbeit nach mehreren Jahrzehnten schneller Entwicklung deutlich verändert.

Eine weitere Veränderung: werden Post-90er zu einem Jobinterview eingeladen, dann haben die meisten von ihnen keine Hemmungen, nicht zum Interview zu erscheinen, ein Angebot abzulehnen, oder – falls ihnen die Arbeit nicht gefällt – direkt wieder zu kündigen.

Dies sind einige der Hauptergebnisse einer Umfrage von 51job.com, einem der größten chinesischen Online-Jobportale. Von den Befragten Arbeitgebern etwa gaben 45,1 Prozent an, dass mindestens die Hälfte der Kandidaten gar nicht erst pünktlich zum Vorstellungsgespräch erscheint. Mehr als 60 Prozent der Universitätsabsolventen nehme zudem bei der Jobsuche die Hilfe der Eltern in Anspruch. Die Webseite führte die Umfrage nach eigenen Angaben 2013 durch, wobei innerhalb von 15 Tagen im ganzen Land 2357 Unternehmen und 1230 Hochschulabgänger befragt wurden.

Laut Liu Jinjin, stellvertretende Direktorin der Abteilung Arbeitsmarkt bei Social Sciences Academic Press, seien die Mitglieder der Post-90-Generation sehr wählerisch, was Beschäftigungsangebote anbelange und es sei normal für sie, dass etwa Termine für Vorstellungsgespräche nicht eingehalten werden. "Die meisten der Post-90er sind Einzelkinder, ihre Lebensumstände sind deutlich besser, als es etwa die der 70er- und 80er-Generationen noch waren. Sie haben in ihrem bisherigen Leben nicht so viel finanziellen Druck gehabt und achten daher bei der Jobsuche mehr auf ihre persönlichen Präferenzen und Interessen", sagte Liu.

Den Post-90ern sei es auch nicht so wichtig, wieviel Geld sie bei der Arbeit verdienten. Stattdessen hätten die Arbeitsumwelt, der Spaß, den ihnen ihre Arbeit macht sowie der Respekt von anderen ihnen wichtiger, so Liu. "Die Post-90er haben überhaupt kein Problem damit, ihre Stelle noch vor Ende des ersten Arbeitsjahres zu verlassen. Wenn ihnen der Job keinen Spaß mehr macht oder sie keine Zukunft darin sehen können, sind sie weg", erklärte Liu. Darüber hinaus, so die Arbeitsforscherin, seien die Mitglieder dieser Generation deutlich individualistischer. Sie wollen mehr Zeit für sich selbst und seien eher nicht dazu bereit, Überstunden zu machen. Ihre Einstellung zum Leben sei insgesamt deutlich lockerer.

Zhang Gao, Markenmanager beim chinesischen Internet-Giganten Baidu, sagte, dass es der Post-90er-Generation laut einer aktuellen Studie hauptsächlich auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit ankomme. "Die brauchen auf der Arbeit etwas mehr Freiraum und wollen nicht, dass ihnen der Chef ständig über die Schulter schaut", erklärte Zhang und fügte noch hinzu, dass Angehörige dieser Generation sich ihre Arbeit häufiger auf Basis ihrer Interessen aussuchten und ihre eigenen Ansichten und Ideen bezüglich der Arbeit hätten.

Dabei stellen die Post-90er für viele Arbeitgeber eine Herausforderung dar.

Laut Feng Lijuan, Beraterin bei 51job.com, können sich die Mitglieder von 51job.com auf dessen Webseiten viele Informationen über die angebotenen Jobs und die Arbeitgeber anschauen. Es gebe viele Angebote und Möglichkeiten, so dass die jungen Leute natürlich vergleichen – und falls ihnen eine Arbeit nicht gefällt, dann bleiben sie eben nicht so lange bei dem jeweiligen Unternehmen. Diese Generation sei sehr sensibel und verfüge über eine Menge Selbstbewusstsein, weswegen die Arbeitgeber vor allem auf das Temperament der Post-90er sowie ihre Art der Kommunikation achten sollten, sagte Feng.