Der amerikanische E-Kommerz-Handelsgigant Amazon scheint es auf die wachsende Kaufkraft chinesischer Kunden abgesehen zu haben. Die Amerikaner wollen sich mit einer neuen Handelsplattform in der neuen Freihandelszone (FHZ) von Shanghai breit machen. Die FHZ garantiert dem Konzern maximale Handlungsfreiheit auch bei grenzüberschreitenden Geschäften.

Ein Logistikzentrum von Amazon.

Amazon und die FHZ Shanghai haben am Montag eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, laut der der amerikanische Onlinehändler in der FHZ eine Handelsplattform für den grenzüberschreitenden Handel gründen wird. Außerdem will das US-Unternehmen ein Logistikzentrum mit Lager in der FHZ aufbauen. Importierte Güter sollen China künftig durch die Amazon-Plattform in der FHZ Shanghai erreichen. In umgekehrter Richtung können Produkte kleiner und mittelständischer chinesischer Unternehmen künftig von Amazon Shanghai in alle Welt verkauft werden.

Die Unterschriftenzeremonie wurde im Beisein von Shanghais stellvertretendem Bürgermeister Ai Baojun, der auch als Direktor des FHZ-Managementkomitees fungiert, und Diago Piacentini, Senior Vizepräsident von Amazon International, durchgeführt.

Amazons chinesische Webseite bietet 25 Millionen Produktgruppen in 32 Kategorien. Das Unternehmen verfügt in China über 13 Abwicklungszentren, durch die Bestellungen in über 3000 chinesische Städte und Landkreise geliefert werden können – bei 146 Städten kann die Lieferung sogar innerhalb von ein bis zwei Tagen abgewickelt werden.

Laut iResearch Consulting hatte Amazon im vergangenen Jahr in China einen Marktanteil von nur 2 Prozent. Das Unternehmen kam damit in China auf Platz 5 der großen Onlinehändler. Alibaba dominierte mit einem Anteil von 57,7 Prozent den Markt, gefolgt von JD.com und Suning.

Alibaba hatte im Februar die Webseite Tmall Global gegründet, über welche die zunehmend wohlhabenden – allerdings auch sehr wählerischen – chinesischen Konsumenten sich Originalprodukte von bekannten Marken aus aller Welt direkt nach China liefern lassen können.

In dieser Hinsicht jedoch hat Amazon einen eindeutigen Vorteil: das Unternehmen ist bereits ein multinationaler Großkonzern, der in vielen verschiedenen Ländern äußerst erfolgreiche Onlineplattformen betreibt. Die ausländischen Produkte, die Amazon nach China importiert, sind garantiert echt, und das Unternehmen hat bereits funktionierende Kanäle für den grenzüberschreitenden E-Kommerz aufgebaut.

Laut Analysys International (AI) lag Chinas grenzüberschreitender Onlinehandel 2013 bereits bei 2,7 Billionen Yuan (330 Mrd. Euro), wobei gut 90 Prozent (2,4 Billionen) davon Exporte waren. Die AI-Analysten gehen davon aus, dass die Importe dank der Kauflust der chinesischen Shopper schon bald massiv steigen werden.