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27. 08. 2014 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Vorsicht bei gezielten Senkungen des Mindestreservesatzes

Schlagwörter: Mindestreservesatz ,China

Um die heimische Wirtschaft wieder anzukurbeln, hat die People's Bank of China (PBC) in der ersten Jahreshälfte den Mindestreservesatz (MR) für Banken, die Darlehen an landwirtschaftliche Unternehmen und Kleinstbetriebe vergeben haben, gesenkt, um mehr Geld für Kredite freizusetzen.

Im punkto Wirtschaftswachstum hat diese Maßnahme nachweislich funktioniert. Das BPI-Wachstum steigerte sich vom ersten zum zweiten Quartal um 0,1 Prozentpunkte. Prompt wurden Rufe nach einer Fortsetzung dieser Politik laut.

Da die Senkung des MR auch in der nächsten Zeit beibehalten wird, werden zweifellos noch mehr landwirtschaftliche Unternehmen, Bauern, kleine und Kleinstunternehmen davon profitieren. Die Marktaussichten erscheinen vielversprechend. Dennoch sollte diese Strategie nicht langfristig verfolgt werden.

Zunächst einmal sollten währungspolitische Entscheidungen mit Rücksicht auf die vorhandene Geldmenge getroffen werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es ausreichende Geldvorräte in China. Laut Statistik der PBC lag das M2, ein Maßstab für die Geldmenge, der alle Einlagen und das im Umlauf befindliche Bargeld berücksichtigt, Ende Juni bei 121 Billionen Yuan, drei Mal höher als Ende Juni 2008 und doppelt so hoch wie das BPI des Jahres 2013. Obwohl die Senkung des MR nur für bestimme Banktypen gilt, wird sie die gesamten Geldvorräte beeinflussen.

Es ist eine Tatsache, dass die gezielte Senkung des MR durch die Zentralbank ein Zeichen dafür ist, dass die Regierung hofft, die Geldmenge vor Schwankungen schützen zu können. Um die Erschütterungen durch die weltweite Finanzkrise im Jahr 2008 abzufedern, schnürte die Regierung ein 4-Billionen-Yuan-Anreizpaket, was zu einer drastischen Erhöhung der Geldmenge und anschließend zur Inflation führte.

Eine gezielte Senkung kann unglaublich nützlich sein, um miteinander verwandte Branchen zu stimulieren, vorausgesetzt, man setzt sie nur sporadisch ein. Wird sie über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten, wird dies sicherlich die Geldmenge beeinflussen und die Formulierung wirtschaftspolitischer Strategien stören.

Da es ausreichende Geldvorräte gibt, handelt es sich bei den finanziellen Schwierigkeiten der landwirtschaftlichen Unternehmen sowie kleiner und Kleinstunternehmen um ein strukturelles Problem. Laut Bericht zur Geldpolitik der PBC für das zweite Quartal 2014 erreichten soziale Finanzierungen in der ersten Jahreshälfte eine Summe von 10,57 Billionen Yuan, 414,6 Milliarden Yuan mehr als im Vorjahr, ein Rekordzuwachs. Dennoch gelang es den Unternehmen nicht, davon zu profitieren.

Gleichzeitig führte die gezielte Senkung des MR zu überschüssiger Liquidität. Natürlich steht die wirtschaftliche Erholung im zweiten Quartal in Zusammenhang damit. Entschlösse sich die PBC aber zu einer langfristigen Senkung, würden der Verschuldungsgrad und andere Risiken steigen.

Zudem fällt die Senkung in die Kategorie administrativer Maßnahmen, sie schränkt unabhängige Entscheidungen der Handelsbanken ein und stört die gesamte Entwicklung des Finanzmarkts. Daher sollte die PBC bei solchen Maßnahmen vorsichtig sein.

Noch wichtiger: Die langfristige Senkung des MR untergräbt die Rolle des Marktes bei der Steuerung des Kapitalflusses und beeinträchtigt die Einheitlichkeit des Mindestreservesatzes.

Alles in allem liegt der Schlüssel für langfristige und nachhaltige Hilfen für die Unternehmen im Markt. Wenn Landwirtschaft sich in China als gewinnbringend erweist, wird auch Geld in diesen Bereich fließen. Wenn Start-ups in China genauso attraktiv wie in Silicon Valley sind, wird der Cashflow kein Problem sein. Unternehmen brauchen mehr Spielraum am Markt, um sich zu entwickeln.

Chinas Wirtschafts- und Kreditstruktur ist zurzeit bis zu einem Ausmaß irrational. Die eigentliche Ursache dafür ist der stark verdrehte Preismechanismus am Finanzmarkt. Wenn das Erwartungsmanagement in der Währungspolitik und die entscheidende Rolle preisbasierter geldpolitischer Maßnahmen für den Markt vernachlässigt werden, wird sich die gezielte Senkung nur in eine weitere übermäßige Ausweitung kommerzieller Bankkredite verwandeln.

Da die gezielte Senkung des MR bereits ein deutliches Signal an den Markt gesendet hat, sollte man sie nicht länger vorantreiben, als sie willkommen ist. Mittel- und langfristig kann nur institutionelle Umstrukturierung ein stabiles Wachstum gewährleisten. Daher sollte die PBC flexiblen Operationen am offenen Markt, rationalem Liquiditätsmanagement, der Kontrolle der Geldmenge und der Sicherstellung einer stabilen Kapitalbewegung oberste Priorität geben.

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Quelle: Beijing Rundschau

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