"Wir sollten nicht einfach 'Nein' zu den Schattenbanken sagen, denn bis zu einem gewissen Grad befriedigen sie schon einige Finanzierungsanforderungen einer diversifizierten Wirtschaft", sagte Hu.

Ihre Ausführungen auf der Konferenz der internationalen Bankenaufsichtsbehörden im nordchinesischen Tianjin am Donnerstag standen in starkem Kontrast zu den Reden anderer Teilnehmer, die den Schattenbankensektor allesamt als ein Risiko für die Wirtschaft bezeichneten.

Die Banken hätten ihre eigenen Probleme – lockere Regulierung und Aufsichtsarbitrage – aber die Regulierungsbehörden sollten den Sektor dahingehend steuern, dass er den vorhandenen Investitions- und Finanzierungsbedarf befriedigen kann, sagte Hu.

Das Wachstum der Schattenbanken ergebe sich aus dem hohen Anteil der indirekten Finanzierung oder Bankdarlehen in Chinas Wirtschaft. Da für die Banken immer strengere Kapitalanforderungen gelten, wendeten sich diese laut Hu immer häufiger an Finanzintermediäre wie die Schattenbanken, um die Belastung zu verringern.

In Bezug auf die Regulierung der Schattenbanken sagte Hu, dass die Regulierungsbehörden die Bewertung von Risiken im Sektor basierend auf dem Geld, dass von den Schattenbanken wegfließt bewerten – und entscheiden – sollten, ob diese Gelder tatsächlich der Realwirtschaft dienen würden oder den lizenzierten Banken einfach nur mehr Möglichkeiten böten, ihren traditionellen Geschäften nachzugehen.

Das Schattenbankensystem umfasst unlizenzierte und unregulierte Kreditvermittler wie beispielsweise Internet-Finanzierungsgesellschaften, aber auch das Vermögensmanagement sowie Verbriefungsgeschäfte, die lizenzierte Banken aus ihren Bilanzen herausgenommen haben.

Im Juli hatte die Regulierungsbehörde den Banken die Einrichtung eines Schutzwalls zwischen den Produkten der Vermögensverwaltung und dem Geschäftsbereich der Kreditvergabe – dem Eckpfeiler des Bankengeschäfts – befohlen. Der Verkauf von solchen außerbilanziellen Produkten hat in den letzten Jahren zugenommen, Banken und Treuhandfirmen vermarkten sie als hochverzinste Alternativen zur klassischen Bankeinlage.

Chinas Schattenbankensektor könnte laut einem Bericht von ANZ Research inzwischen ein Volumen von rund 33 Billionen Yuan (4,2 Billionen Euro) erreicht haben. Dies entspräche 58 Prozent des chinesischen BIP beziehungsweise 20 Prozent der gesamten Bankaktiva des Landes.