Im vergangenen Jahr hat China zum ersten Mal die Ein-Million-Marke der heimischen „Superreichen“ (high net worth individuals - HNWI) geknackt. Dies lässt sich der vom Beratungsunternehmen Bain & Co und der China Merchants Bank jährlich gemeinsam durchgeführten Studie entnehmen, deren Ergebnis gestern veröffentlicht wurde.

Als „Superreiche“ gelten Personen, die über ein Vermögen von 1,5 Millionen Euro (10 Millionen RMB) verfügen. China zählte unter diesem Kriterium letztes Jahr 1,04 Millionen „Superreiche“, doppelt so viele wie noch im Jahr 2010, laut einem Bericht des China Private Wealth. Obwohl Shanghai und Beijing, sowie die Provinzen Jiangsu, Zhejiang, Shandong und Sichuan jeweils rund 50.000 solche Millionäre beheimaten, ist die Provinz Guangdong mit 100.000 Vermögenden der Spitzenreiter auf dem chinesischen Festland.

Aus dem Bericht, bei dem rund 2.800 Millionäre befragt wurden, geht weiter hervor, dass Chinas verfügbares Vermögen im Zeitraum von 2012 bis 2014 jährlich um 16 Prozent gestiegen ist und sich im vergangenen Jahr auf 16 Billionen Euro (112 Billionen RMB) belief. Für dieses Jahr sei ein weiterer Anstieg auf 19 Billionen Euro (129 Billionen RMB) zu erwarten.

Die meisten dieser „Neureichen“ entstammten den innovativen Sektoren, wie der Informationstechnologie, der Biotechnologie oder dem Alternativenergie-Sektor, 80 Prozent von ihnen unter 50 Jahren alt. Rund die Hälfte der befragten Millionäre äußerte, dass sie ihre Investitionen in die innovativen Sektoren, sowie im Finanzbereich und in Übersee-Geschäfte hochfahren will, 43 Prozent will keine Veränderung vornehmen.

„Chinas Millionäre treiben das Wachstum der Realwirtschaft, besonders der wichtigsten Innovativsektoren an und dies trägt entscheidend zum Wirtschaftswachstum und zur Innovationsförderung bei“, so Alfred Shang, Mitautor des Berichts. „Es lässt sich ein aggressiveres Investitionsverhalten, mehr Offenheit gegenüber alternativen Investments und eine verstärkte Aufmerksamkeit für den Vermögensaufbau beobachten. Erst an zweiter Stelle wird die Vermögenserhaltung als Teil der Vermögensverwaltung genannt.“

Reichtum im Westen

Der deutlichste Zuwachs bei der vermögenden Bevölkerung ließ sich in den vergangenen zwei Jahren in Zentral- und Westchina feststellen, mit einem 30 prozentigen Anstieg pro Jahr in den Provinzen Hubei und Shaanxi, sowie in der Autonomen Region Xinjiang.

„Aufgrund der ‚neuen Seidenstraße-Initiative‘ und der Entwicklung der Wirtschaftszone entlang des Jangtse-Flusses, ist ein weiterer Zuwachs in Zentral- und Westchina zu erwarten“, so der Bericht weiter.

Laut einem weiteren, dem gestern veröffentlichten 2015 Billionaire Report von UBS und PwC wird die Volksrepublik China die USA als neuen Herkunftsort einer Wohlstandsgeneration in den nächsten fünf bis zehn Jahren überholen. Bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres sei jede Woche ein neuer Milliardär hinzugekommen.