Nach dem französischen Cognac-Hersteller Roullet-Fransac hat Changyu nun auch den spanischen Weinproduzenten Marqués del Atrio übernommen. Der „Durst“ von Chinas ältester Weinfirma dürfte damit aber noch lange nicht gelöscht sein.

Die Changyu Pioneer Wine Co., Ltd. hat den spanischen Weinhersteller Marqués del Atrio übernommen. Das im Jahr 1892 vom chinesischen Diplomaten Zhang Bishi in der Hafenstadt Yantai gegründete Unternehmen ist der älteste Weinproduzent Chinas.

Marqués del Atrio verkauft seine Weine in über 40 Länder. Das in der nordspanischen Stadt Mendavia beheimatete Unternehmen erwirtschaftet fast 55 Prozent seines Umsatzes im Ausland und arbeitet eng mit den international tätigen Einzelhandelsriesen Carrefour, SA und Tesco zusammen.

Die Übernahme von Marqués del Atrio sei ein weiterer wichtiger Schritt in der Auslandexpansion von Changyu, ließ Zhou Hongjiang, der CEO der Weinfirma, verlauten. Vor zwei Jahren hatte das Unternehmen aus der Provinz Shandong bereits den französischen Cognac-Hersteller Roullet-Fransac übernommen. Über den Kaufpreis und andere Details des Deals wollte sich Zhou nicht äußern.

Der Anteil von Marqués del Atrio auf dem chinesischen Markt beträgt aktuell weniger als ein Prozent. Mit dem Import von spanischen Weinen, die in Europa und Nordamerika beliebt sind, will Zhou das nun ändern. „Changyu sollte eine Reihe von weltbekannten Marken besitzen, wenn es eines der besten Weingüter der Welt werden will. Erstklassige Anbaugebiete sind im Moment überall auf der Welt nur schwer zu kriegen. Changyu muss zum Erwerb solcher Ressourcen mehr investieren. Nur mit einem vollen internationalen Portfolio können wir mit den anderen Herstellern konkurrieren.“

Industriekenner gehen denn auch davon aus, dass die Einkaufstour von Changyu mit dem Kauf des spanischen Unternehmens noch nicht abgeschlossen ist. „Die Übernahme von Marqués del Atrio ist Teil der globalen Strategie von Changyu. Die Firma wird wahrscheinlich auch in Zukunft Akquisitionen tätigen“, meint etwa Zhang Yuguang von der Shenzhener Firma Ping An Securities.

Changyu hat mit seiner internationalen Expansion bereits vor Jahren begonnen. Zur besseren Verwaltung seiner globalen Investitionen hat das Unternehmen an seinem Hauptsitz in Yantai fünf Abteilungen eingerichtet, die jeweils für einen seiner fünf wichtigsten Auslandsmärkte Frankreich, Spanien, Italien, Australien und USA zuständig sind.

Offenbar hat sich die interne Neuorganisation gelohnt. Denn in der ersten Hälfte 2015 konnte Changyu seinen Umsatz um 22,8 Prozent auf 2,83 Milliarden Yuan (397 Millionen Euro) steigern.

In der aktuellen Hurun-Liste der wertvollsten chinesischen Marken wird Changyu mit einem Marktwert von rund sechs Milliarden Yuan (841 Millionen Euro) als wertvollste private Weinfirma geführt.