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30. 09. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Abgas-Skandal: Gegen Ex-VW-Chef Winterkorn wird ermittelt

Schlagwörter: Abgas-Skandal Ex-VW-Chef Winterkorn ermittelt

Deutsche Staatsanwälte haben vorgestern Ermittlungen gegen den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn aufgenommen. Dem früheren VW-Boss wird Betrug vorgeworfen – der Autobauer hatte bei den Abgastests seiner Dieselfahrzeuge geschummelt.

Das deutsche Unternehmen hat – in dem Versuch, die gegenwärtige Krise unter Kontrolle zu bringen – außerdem seine drei höchsten Ingenieure suspendiert. Der Skandal hat mehr als ein Drittel des Marktwerts von VW vernichtet und droht, die globale Automobilindustrie kräftig durchzuschütteln. Er könnte darüber hinaus die deutsche Wirtschaft schwer beschädigen.

Volkswagen hat den Betrug bei den Diesel-Emissionstests in den Vereinigten Staaten zugegeben, aber laut dem deutschen Verkehrsminister habe das Unternehmen auch die Tests in Europa, wo es viel größere Umsätze hat, manipuliert. Volkswagen steht vor der schlimmsten Krise in seiner 78-jährigen Geschichte.


Martin Winterkorn


Um Deutschlands Entschlossenheit in der Sache zu demonstrieren und herauszufinden, wer für die Krise, die das Bild der Industrie des Landes auf der internationalen Bühne beschädigt hat, verantwortlich war, hat die Staatsanwaltschaft angekündigt, dass gegen Winterkorn wegen "des Verdachts auf Betrug beim Verkauf von Autos mit manipulierten Emissionsdaten" ermittelt werde.

Winterkorn, der am Freitag von Unternehmensveteran Matthias Müller ersetzt wurde, sagte, dass er sich zum Zeitpunkt seines Rücktritts vor einer Woche keiner Schuld bewusst gewesen sei – er habe dem Unternehmen nur einen Neustart ermöglichen wollen. Der Ex-VW-Chef stimmte auch dem Vorschlag zu, dass eine US-Kanzlei mit der Durchführung einer vollständigen Untersuchung beauftragt werden soll.

Als ein weiteres Zeichen der Bemühungen Volkswagens, die Krise dank eigener Anstrengungen zu bewältigen, habe das Unternehmen laut internen Quellen Heinz-Jakob Neusser, den Leiter der Markenentwicklung seiner Kernmarke VW, beurlaubt.

Ebenfalls suspendiert wurden demnach Ulrich Hackenberg – Leiter der Forschung und Entwicklung (F&E) bei der Premiummarke Audi, der die technische Entwicklung in der gesamten VW-Gruppe kontrolliert – und Wolfgang Hatz, F&E-Chef von Porsche und Leiter der Motor- und Getriebeentwicklung des Konzerns.

Aus einer anonymen Quelle hieß es, dass Hackenberg rechtliche Schritte gegen seine Suspendierung einleiten wolle. Volkswagen und Audi kommentierten das Gerücht nicht, während die suspendierten Führungskräfte selbst zunächst nicht erreicht werden konnten.

Eine Quelle aus dem Umfeld des VW-Vorstands sagte, dass selbiger morgen darüber diskutieren werde, ob man die US-Anwaltskanzlei Jones Day mit der externen Untersuchung beauftragen soll.

Die Umweltkampagnen-Gruppe Verkehr & Umwelt (V&U) veröffentlichte vorgestern neue Daten, die zeigen, dass einige neue Autos von Mercedes, BMW und Peugeot etwa 50 Prozent mehr Kraftstoff verbrauchen als die Labortests zeigen. Dies sei ein Beweis für ein viel größeres Problem, das die gesamte Autoindustrie betreffe, so die V&U-Gruppe.

Die V&U-Gruppe, die eng mit der Europäischen Kommission zusammenarbeitet, erklärte, dass ihre Daten keine Beweise dafür geliefert hätten, dass noch andere Autobauer bei den Tests betrogen hätten.

Aber sie sagte auch, dass die Lücke zwischen Laborwerten und Fahrleistungen bei der Emission von Kohlendioxid und Stickoxiden so groß geworden sei, dass weitere Ermittlungen notwendig wären, um zu entdecken, wie die Autohersteller Emissionen verstecken.

"Der Volkswagen-Skandal war nur die Spitze des Eisbergs", sagte Greg Archer, Manager der Abteilung Umweltfreundliche Fahrzeuge bei V&U, und fügte hinzu, dass die Lücke zwischen Labor und realer Leistung jeden Fahrer etwa 450 Euro pro Jahr koste.

Der europäische Automobilherstellerverband sagte unterdessen, dass es keine Hinweise gebe, dass die Verwendung von Täuschungsgeräten in der gesamten europäischen Autoindustrie ein gängiges Problem sei. In einer Erklärung sagte der Verband, dass er die Forderung nach einer Verbesserung des Testverfahrens unterstütze. Amerikanische und europäische Regulierungsbehörden haben unterdessen erklärt, dass sie bereits an strengeren Regeln arbeiten.

Der Kurs der VW-Aktie stürzte seit Bekanntwerden des Skandals um über 35 Prozent ab, mehr als 25 Milliarden Euro des VW-Marktwerts wurden dabei vernichtet. VW stehen Untersuchungen und mögliche Geldstrafen durch Regulierungsbehörden und Staatsanwälte bevor, sowie mehrere Sammelklagen vonseiten seiner Kunden.

Die Krise ist zugleich peinlich und gefährlich für Deutschland, das Volkswagen seit Jahren als Beweis für die Kunst seiner Ingenieure präsentiert und sich gegen einige strengere Vorschriften für Automobilhersteller gewehrt hatte. Die deutsche Automobilindustrie beschäftigt mehr als 750.000 Arbeitnehmer und ist eine der wichtigsten Einnahmequellen sowie einer der größten Arbeitgeber des Landes – eine Pleite von VW könnte für Deutschland katastrophale Folgen haben.

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Quelle: german.china.org.cn

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