Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>China Schriftgröße: klein mittel groß
13. 01. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Chinesisches Äquivalent zu WikiLeaks hilft beim Kampf gegen Korruption

Schlagwörter: WikiLeaks, Onlineforum, Korruption

Die Verwaltung einer ostchinesischen Stadt kämpft gegen Korruption, indem sie in einem Onlineforum, das sich als lokale Version von WikiLeaks versteht, nach Hinweisen forscht.

Chinesische Whistleblower benutzen die Seite 703804.com, um angebliche Verbrechen und Fehltritte von Offiziellen bekannt zu machen. Mit mehreren tausend Beiträgen pro Tag, die sich um politische Fragen und um das soziale Wohlergehen drehen, zieht die Seite aus der Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang nicht nur täglich rund 150.000 Besucher an, sondern laut einem Bericht des Magazins Oriental Outlook auch Beamte von Regierungsorganisationen, welche die Webseite nach Hinweisen auf Disziplinarverstöße durchforsten.

Onlinebeiträge, die auf 703804.com (das im lokalen Dialekt von Wenzhou wie das Wort für Geplauder ausgesprochen wird) publiziert wurden, haben seit der Gründung der Seite in der Lokalverwaltung für eine Reihe von Skandalen gesorgt. Manche der veröffentlichten Vorwürfe haben sogar dazu geführt, dass Offizielle ihre Stellen verloren und dass es personelle Umstrukturierungen gab. Im November wurde etwa ein Beitrag verfasst, nachdem sieben Senioren geschlagen worden waren. Sie hatten 60 Haushalte repräsentiert, die einen Immobilienentwickler der Verletzung ihrer Rechte anklagten. Die Regierung von Wenzhou musste daraufhin eine genaue Untersuchung der Vorfälle anordnen. Vier Menschen wurden in der Folge verhaftet.

Die Beziehungen zwischen der Webseite und der Regierung waren nicht immer sehr herzlich. Die Webseite, so der Bericht, sei der Regierung jahrelang ein Dorn im Auge gewesen. In den ersten beiden Jahren war die Seite oft nicht zugänglich, nachdem sie begonnen hatte, Vorwürfe gegen die Regierung zu erheben, sagte Ye Zhe, einer der Gründer der Webseite. Laut dem Bericht musste Ye immer wieder die Server wechseln. In den Jahren 2003 und 2005 war die Seite sogar im Ausland gehostet.

2005 veröffentlichte die Seite einen Beitrag, in welchem dem Polizisten Shen Nuo aus Wenzhou vorgeworfen wurde, dass er nach einem Unfall Fahrerflucht begangen hatte. Pikantes Detail: Der Polizist war in einem Auto mit einem gefälschten Nummernschild unterwegs gewesen. Andere Webseiten und die nationalen Medien nahmen sich der Geschichte an. Zahlreiche Internetnutzer drückten ihre Wut über dieses Vergehen aus. Die Online-Diskussionen rissen nicht ab, bis das Amt für Öffentliche Sicherheit Shen bestrafte. Nach diesem Zwischenfall war die Webseite mit Cyberattacken konfrontiert. Huang Xuemin, Mitgründer der Seite, traf hohe Offizielle der Regierung zu Gesprächen. Doch diese endeten in einem bissigen Ton, von dem Huang sich nicht beeindrucken ließ.

Der Wendepunkt kam im Sommer 2005 als die Polizei und die Gründer der Webseite übereinkamen, dass es sinnvoller sei, sich der publizierten Probleme anzunehmen statt einfach die Seite zu schließen, hieß es im Bericht weiter.

Der heißeste Bereich im Forum ist der, in dem die Benutzer dem Parteichef von Wenzhou, Chen Derong, Vorschläge übermitteln können. Dieser hatte vergangenes Jahr sein Amt angetreten. "Ich besuche die Seite jeden Tag. Sobald ich ein Problem entdecke, fordere ich die relevanten Ämter auf, es entweder zu lösen oder es einer höheren Stelle zu melden", sagt Ke Binxiang, stellvertretender Direktor des Amts für Öffentlichkeitsarbeit im Longwan Distrikt der Stadt Wenzhou. Einige Internetnutzer haben bereits die Furcht ausgedrückt, dass die Seite so ihre Unabhängigkeit verlieren könnte. Doch die Administratoren betonen, dass sie sich nicht durch PR-Kampagnen der Regierung kaufen ließen.

Quelle: Shanghai Daily

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr