Ein junges Paar hat Spaß im Schnee am Universitäts-Campus in Beijing.

Am Montag veröffentlichte die Akademische Presse für Soziale Wissenschaften ihren jährlichen Report über die soziale Mentalität in China 2012-2013, der auch einen Untersuchungsbericht enthält über die Kriterien, wie sich Menschen ihre Partner aussuchen. Weniger als ein Prozent der männlichen Teilnehmer sagten, sie würden hoffen, dass ihre zukünftige Partnerin mehr verdient als sie selbst. Währenddessen stieg die Anzahl der Männer, die hoffen, eine gleichverdienende Frau zu finden von 18,3 Prozent im Jahr 2005 auf 25,7 Prozent im Jahr 2010. Gleichzeitig zeigt sich bei den Erwartungen der Frauen an die Einkommen ihrer Partner keine nennenswerte Änderung. 44 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, sie würden von ihren Partner erwarten, dass sie mehr verdienen als sie selbst.

"Generell stellen Frauen höhere Anforderungen an die Einkommen der Männer. Aber mit der schnellen sozialen Entwicklung steigen auch die Kosten für das Gründen und die Unterstützung einer Familie, daher geht der neue Trend dahin, dass Männer nicht mehr die alleinigen Brotverdiener in der Familie sind", sagte Zhang Zhen, einer der Autoren der Reportage und Wissenschaftler am Institut für Psychologie an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Ähnlich mit der sich ändernden Rolle von Ehemann und Ehefrau hat sich auch der akzeptierte Altersunterschied zwischen Männern und Frauen verändert. In dem Report sagten die weiblichen Befragten im Allgemeinen, sie möchten einen älteren Mann heiraten, doch der erwartete Altersunterschied hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Im Jahr 2005 belief sich der allgemein akzeptierte Altersunterschied noch zwischen 4,14 und 12,58 Jahren, während es im Jahr 2010 zwischen 1,1 und 8,47 Jahren war.

Die Umfrage wurde gemeinsam vom Institut und der Online-Datingseite Baihe.com erhoben. Mehr als 35.000 zufällig ausgewählte User wurden für die Umfrage ausgewählt, und die Analyse basiert auf den Aussagen von 31.435 antwortenden Teilnehmern zwischen 18 und 40 Jahren. "Die Kriterien der Menschen, wie sie ihre Partner auswählen, hängt mit der Art zusammen, wie sie sich während der Ehe verhalten, und das hat einen Einfluss auf soziale Probleme und die Scheidungsrate. Weil Online-Dating bei der jungen Generation immer populärer wird haben wir uns entschlossen, die Psychologie der User von Online-Datingseiten zu studieren, um Trends bei der Liebe und der Ehe ablesen zu können", sagte Zhang.

Die 30jährige Han Shuang, die ihren Ehemann über die Online-Datingseite Jiayuan.com kennengelernt hatte sagte, das Einkommen ihres Ehemannes wäre ihr nicht so wichtig: "Ich habe einen gutbezahlten Job, also habe ich mich bei der Auswahl meines Ehemannes nicht um dessen Einkommen gekümmert. Es war mir nur wichtig, dass er einen sicheren Job hat, damit wir das Familieneinkommen planen können und Sicherheiten haben", sagte Han. "Ich weiß, dass manche Frauen gutverdienende Männer heiraten wollen, aber ich denke, diese Frauen haben selbst niedrigere Einkommen, also hoffen sie, durch ihre Heirat eine Lösung ihrer finanziellen Situation zu finden. In meinem Fall sind mein Ehemann und ich bei den Finanzen gleichberechtigt."

Nach einem Untersuchungsbericht, der unlängst von Jiayuan.com in Auftrag gegeben worden war, werden Frauen finanziell mehr und mehr unabhängig. 39 Prozent der Frauen weigern sich, nach der Hochzeit Hausfrauen zu werden, und 98 Prozent gaben an, sie würden ihre Männer nicht darum fragen, ihnen deren Gehalt anzuvertrauen. Wang Siran, eine Ratgeberin für Beziehungen bei Jiayuan.com sagte, die sich ändernde Einstellung gegenüber der Ehe sei Teil eines viel größeren Wandels in der Gesellschaft. "In den 1970ern hatten die intellektuellen Eliten einen viel höheren sozialen Status, daher war der Hintergrund bei Bildung und Erziehung für Partnerauswahl viel wichtiger. Die Priorität wurde in den Jahren des schnellen wirtschaftlichen Wachstums in den 1980er und 1990ern auf das Einkommen gelegt. Der neue Trend zeigt das Erwachen eines neuen, weiblichen Selbstbewusstseins. Mehr Männer und Frauen glauben, dass Frauen eine größere Rolle beim Einkommen der Familie spielen sollten."