Home | Aktuelles |
Multimedia |
Service |
Themenarchiv |
Community |
Home>China | Schriftgröße: klein mittel groß |
13. 03. 2015 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Viele Menschen aus dem Westen tendieren dazu, Tibet zu überidealisieren und zu mystifizieren, doch der deutsche Ethnologe Ingo Nentwi, der mehr als einen Monat in Tibet verbracht hat und dabei über eine Woche bei einer Hirtenfamilie gelebt hat, meint, das stereotype westliche Image von Tibet sei weit entfernt von der Realität.
Um einen umfassenden Eindruck von den Tibetern zu bekommen, bemühte er sich, mit Menschen aus allen Schichten zusammenzutreffen, darunter ehemalige Aristokraten, tibetische Regierungsbeamte, Wissenschaftler, Mönche und Fahrer. Über diese Kontakte stellte er fest, dass vieles von dem, was er über Tibet gehört hatte, lächerlich war.
Durchschnittliche Tibeter, wie die Menschen von anderen ethnischen Gruppen in China, seien bodenständig, und hätten dieselben Freuden und Leiden wie andere Menschen, so Nentwig. Unterschiede lägen hauptsächlich in kulturellen Traditionen und im Verhalten. Abgesehen von mutwilligen Verzerrungen und Anti-China-Propaganda gebe es auch Fehlvorstellungen im Westen wie die Verwechslung von Modernisierung mit "Sinisierung", wenn es um moderne Infrastrukturprojekte oder neue Publikationen gehe, so Nentwig.
Ein Beispiel sei die Qinghai-Tibet-Bahnstrecke, die Xining in der Provinz Qinghai mit Lhasa verbindet. Einige Kritiker sagen, es handele sich um ein Werkzeug für eine von der Regierung gesponserte Migration einer großen Zahl von Han-Chinesen. “Aber ich habe viele tibetische Mönche unter den Reisenden entdeckt“, so Nentwig. “Die Zugstrecke macht sehr wohl Reisen nach Tibet um einiges einfacher, aber sie macht es auch für tibetische Pilger viel einfacher, innerhalb Tibets zu reisen. Der Bau von Zugstrecken, Fabriken und anderen lokalen Entwicklungsprojekten ist nur Teil eines normalen Modernisierungsprozesses, nicht die Komponenten von Sinisierung“, so Nentwig.
Für den deutschen Wissenschaftler ist der so genannte "Völkermord" in Tibet reiner Unsinn. “Es steht fest, dass die ethnische Gruppe der Han die größte unter den 56 ethnischen Gruppen in China ist. Es ist normal für Chinas Modernisierung, mehr oder weniger kulturelle Elemente der Han zu haben. Aber das Vorkommen einer Reihe von Kulturen hat eigentlich Vorteile für Kulturen ethnischer Minderheiten und inspiriert sie”, so Nentwig.
2008 wurde nach über zwanzig Jahren der Sammlung durch Experten die Tibetischen Tripitaka, eine riesige Sammlung von 232 Bänden klassischer buddhistischen Skripten, in tibetischen Schriftzeichen vom Verlag China Tibetology Press veröffentlicht. Nentwig führte dies als gutes Beispiel für die Bemühungen Chinas an, die alte tibetische Kultur zu schützen und zu fördern. Er merkte an, dass es vor den 1950er Jahren in Tibet nur wenige Bücher außer religiösen Klassikern gegeben habe, doch mittlerweile gebe es eine Vielzahl an tibetischen Publikationen in Philosophieklassikern, der westlichen Literatur und in wissenschaftlicher Literatur. „Kultur ist nicht nur Religion. Die Tibeter haben mittlerweile perfekte Bedingungen, um ein voll entfaltetes spirituelles Leben mit ihrer eigenen Sprache zu genießen. Das ist in der Tat eine großartige Entwicklung”, kommentierte Nentwig. “Für jede Kultur kann die Erhaltung um ihrer selbst willen ohne Erneuerung nur zu ihrem Verfall führen. Für die tibetische Kultur ermöglicht ihr das Vorkommen und der Austausch mit Kulturen von allen chinesischen ethnischen Gruppen, einschließlich der Han-Chinesen, langfristig zu überleben und zu prosperieren“, sagte Nentwig.
Quelle: german.china.org.cn
Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur
Kommentar schreiben |
Kommentare |
Keine Kommentare.
|
mehr |