Mehr als 70 Prozent der Chinesen gehen davon aus, dass der Anstieg der Scheidungsrate dem zunehmenden Materialismus geschuldet ist. Die China Youth Daily meldet am Donnerstag, dass die Zahl der Scheidungen im Jahr 2014 um weitere vier Prozent gestiegen ist.

Laut den durch das Ministerium für Zivile Angelegenheiten veröffentlichten Daten wurden demnach 2014 in China etwa 3,64 Millionen Ehen geschieden – ein Anstieg um 3,9 Prozent gegenüber 2013.

Die Befragung von 1.875 Personen durch China Youth Daily und eine Consulting-Firma namens ePanel zeigt, dass 71,9 Prozent der Befragten glauben, dass allgemeiner Materialismus und Wechselhaftigkeit in der Gesellschaft für die zerbrochenen Ehen verantwortlich seien.

Darüber hinaus meinen 60,9 Prozent, dass die Paare zunehmend intolerant und unfähig seien, die Probleme des Alltags zu bewältigen; 55,9 Prozent sehen eine Verschiebung in der öffentlichen Wahrnehmung der Ehe; 53,7 Prozent geben der "Blitz-Heirat" die Schuld – ein Begriff, der eine Heirat beschreibt, bei der die Partner sich zuvor nur eine sehr kurze Zeit kannten.

Im Hinblick auf die Frage, ob es heute mehr Scheidungen gebe als bisher, meinten 54,8 Prozent, dass die Zahl der Scheidungen leicht gestiegen sei, während 22,5 Prozent der Ansicht waren, dass das Wachstum signifikant sei. Weitere 36,3 Prozent hielten "Blitz-Scheidungen" für ein normales Phänomen.

Die Studie stellt außerdem fest, dass 61,2 Prozent der Befragten glauben, dass die Persönlichkeit und unterschiedliche Wesensart der Partner der Hauptgrund für die Scheidung einer Ehe sei. Je einer von fünf Befragten war zudem der Meinung, dass in vielen Fällen häusliche Gewalt zur Scheidung führe.

Chen Youhua, Professor an der Universität Nanjing, sagte, dass es in zeitgenössischen Ehen größere "Versuchungen" gebe, da die Sozialen Medien den Menschen mehr Möglichkeiten böten, sich anderweitig umzusehen. Chen schlug außerdem vor, dass China dem schwächeren Partner in einem Scheidungsverfahren mehr gesetzlichen Schutz bieten sollte – und das sei oft die Frau.