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17. 08. 2015 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Kinder spielen in einer temporären Unterkunft an einer Grundschule in Tianjin.
Einige Anrainer in Tianjin sagten, sie würden nicht mehr in ihre Wohnungen zurückkehren, da sie nun wüssten, dass in der Nähe giftige Chemikalien gelagert wurden. Liu Xuerui dachte, er könnte ein neues Leben beginnen, als er 2013 eine Wohnung in der Nähe des Hafens von Tianjin kaufte. Bis Mittwoch wusste er auch nichts davon, dass er in der Nähe eines Lagerhauses für giftige Chemikalien lebte. Dafür musste er einen hohen Preis bezahlen: Eine Welle an Explosionen mit einer Sprengkraft von 21 TNT hat seine Fenster bersten lassen und die Eingangstüre aus den Angeln gehoben. Er selbst wurde nicht verletzt, aber er steht nach wie vor unter Schock. In seiner Nachbarschaft sagten nun einige Personen, dass sie nicht mehr hier leben wollen würden.
„Wir dachten, das wären nur einige Container und Parkplätze für importierte Autos. Niemand hat uns erzählt, dass hier Chemikalien lagern, ansonsten hätte ich mich nie dafür entschieden, hier zu leben“, sagte der 27-Jährige. Die Nähe der Wohngebäude zum Lagerhaus war nach Ansicht von Industrieexperten nur eine der vielen Regelüberschreitungen, die durch den Unfall ans Tageslicht kamen. Lius Wohnanlage mit dem Namen Vanke Haigangcheng wurde im Dezember 2013 eröffnet. Dennoch hat eine öffentliche Mitteilung auf der Webseite der Binhai New Area am 10. September des Vorjahres darauf hingewiesen, dass die Betreiberfirma den Zweck ihres Lagerhauses für die vorübergehende Lagerung von gefährlichen Chemikalien zwischen Export- und Importabwicklungen geändert habe. Das renovierte Lagerhaus wurde im April des letzten Jahres in Betrieb genommen, fast sechs Monate, nachdem Lius Wohnanlage ihrem Gebrauch übergeben wurde.
Doch die Fragen, die von den Anrainern erhoben wurden, deuten nur auf den ersten von vielen Regelverstößen hin, die durch die Tragödie enthüllt wurden. Bis jetzt kamen durch das Unglück 112 Personen ums Leben. Eine der Fragen ist, wie die Firma Ruihai International Logistics CoLtd eine so große Menge an gefährlichen Chemikalien im Lagerhaus lagern konnte, einige davon sogar außerhalb der Halle. Southern Metropolis Daily hat berichtet, dass die Firma 700 Tonnen hochgiftiges Natriumcyanid außerhalb der Halle lagerte, als sich die Explosion ereignete. „Die erste Frage ist, wie es der Firma erlaubt werden konnte, eine so große Menge giftiger Chemikalien zu lagern“, sagte Dong Wengeng, ein Professor für Sicherheitsarchitektur an der Hebei University of Science and Technology.
Der Zeitungsbericht sagte, die Firma hätte die Erlaubnis für die Einlagerung von ungefähr 10 Tonnen Natriumcyanid gehabt. Die Webseite der Firma sagte, man könne Lagermöglichkeiten für sechs Kategorien an gefährlichen Chemikalien anbieten. Nach Ansicht von Experten für Chemie ist der Mix an Chemikalien in dem Lagerhaus hochgradig unprofessionell. „Man kann niemals sechs unterschiedliche Kategorien an Chemikalien in derselben Einrichtung unterbringen, da sie bei einer Vermischung eine Explosion ergeben könnten“, sagte Dong. „Es macht die Arbeiten für die Feuerwehrleute auch extrem schwierig. Im Falle eines Feuers können einige Stoffe bei Kontakt mit Wasser explosionsartig reagieren. Man müsste diese also mit Trockenpulver löschen, was wiederum andere Stoffe zur Explosion bringen kann.“
Zhang Lu, der ebenfalls in der Nähe der Unglücksstelle lebte, sagte, er sei glücklich, dass er nicht verletzt wurde: „Wir verdienen eine Erklärung, warum dieses Lagerhaus in der Nähe meiner Wohnung ohne mein Wissen errichtet wurde.“ Sowohl Zhang als auch Liu sagten beide, dass sie nicht wieder zurückkehren würden: „Egal, ob die Lagerhäuser wieder errichtet werden oder nicht oder ob uns die Regierung helfen wird, den Schaden zu reparieren, ich werde nicht wieder zurückkehren. Ich will diesen Alptraum einfach nur vergessen“, sagte Zhang.
Quelle: german.china.org.cn
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