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03. 09. 2015 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Die fast 1300 Mann starke Militärkapelle der Volksbefreiungsarmee (VBA), die aus ausgewählten Mitgliedern der Armee, der Marine und der Luftstreitkräfte zusammengesetzt ist, wird bei der Militärparade am 3. September zum Anlass des 70-jährigen Endes des Zweiten Weltkrieges eine zweistündige Darbietung geben. Die Militärkapelle der Volksbefreiungsarmee wurde 1952 gegründet und ist die einzige Kapelle in China mit einem großen Blasorchester. Sie ist der politischen Hauptverwaltung der VBA direkt untergeordnet.
Wenn das 19. Jahrhundert eine Ära der nationalen Demütigung für China war, dann gilt die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts als Ära weit schlimmerer nationaler Zerstörung. Nach dem Zerfall der Qing Dynastie im Jahre 1911 dominierten Chaos, Unruhen und Zersplitterung die nächsten 40 Jahre, in denen Warlords willkürlich und lokal Macht ausübten und die Nationalisten und Kommunisten um die nationale Vormachtstellung konkurrierten.
Blick nach Japan. Der wachsende Militarismus, die ideologische Vorstellung von einer rassenbegründeten Überlegenheit und die kaiserliche Expansionspolitik auf der Suche nach natürlichen Ressourcen führten allesamt zu den aggressiven Handlungen des japanischen Kaiserreichs. Über ganz Asien hinweg verfolgte Japan eine neue Form des Kolonialismus, die lokale Nationalisten-Bewegungen dazu ermutigte, der westlichen Dominanz zu trotzen und eine „Großostasiatische Wohlstandssphäre“ unter dem Banner „Asien für die Asiaten“ aufzubauen.
Auf ähnliche Weise startete Deutschland in Europa eine ideologische Kampagne, die rassische Überlegenheit, Militarismus und eine aggressive Außenpolitik kombinierte, um mit den Verbündeten Italien und Japan auf einer Berlin-Rom-Tokio-Achse die Weltherrschaft zu erlangen.
Dieser globale antifaschistische Krieg, und damit der Zweite Weltkrieg, begann am 7. Juli 1937 mit dem Zwischenfall an der Marco Polo-Brücke (Lugouqiao Incident), der zu Kämpfen zwischen den einfallenden Japanern und China führte, die sie um die Kontrolle des Beijing-Tianjin-Gürtels und dem Gebiet rund um Shanghai im Verlauf des Jahres austrugen.
In der Tat könnte man die Ausgänge des Zweiten Weltkrieges auch auf den Mukden-Zwischenfall am 18. September 1931 datieren. Zu jenem Zeitpunkt, als die japanischen Soldaten der Kwantung-Armee eine Bahngleis-Explosion nahe des heutigen Shenyang initiierten, um territorial Zugeständnisse von China zu erwirken.
Zwei Jahre vor dem offiziellen Start des Krieges in Europa, fiel auch Chinas politische Hauptstadt Nanjing im Jahre 1937 in einer Orgie aus Mord und Vergewaltigung. In den letzten vier Jahren des offiziellen Zweiten Weltkrieges kämpften die Alliierten Kräfte Frankreich, die Sowjet-Union, Großbritannien und die USA zusammen mit China gegen die Bedrohung für Weltfrieden und Sicherheit an.
Nach 1940 konnten die chinesischen Streitkräfte mit größerem Militärwiderstand in Kämpfen und Gefechten gegen die japanischen Besatzungstruppen vorgehen und das Vordringen der Japaner auf dem asiatischen Kontinent eindämmen. Vereinzelte Einsätze in Kooperationen der chinesischen Kommunisten und Nationalisten und die zunehmende sowjetische und amerikanische Unterstützung konnten letztendlich ein Ende der brutalen Militäraggression der Japaner herbeiführen. Am 2. September 1945 kapitulierte Japan vor den Alliierten Mächten, darunter auch China; am 3. September feierte man den ersten Tag nach Kriegsende.
In diesem Jahr will China des Höhepunkts dieser tragischen Zeit gedenken und hat eigens dafür einen neuen nationalen Feiertag bestimmt und wird den Tag mit einer massiven Militärparade durch Beijing feiern. Der Feiertag soll dazu dienen, die chinesische Bevölkerung an die Verwundbarkeit des Landes in der Vergangenheit und dem wiederhergestellten Vertrauen in die nationale Sicherheit nach der Befreiung im Jahre 1949 zu erinnern.
Der Tag soll auch daran erinnern, welche großen Opfer die chinesische Bevölkerung gebracht hat, um das Vorrücken der Japaner hinauszuzögern bis die westlichen Länder, ihrerseits von Rückschlägen durch die Kämpfe mit den Japanern gezeichnet, nahen und den Sieg sichern konnten. Schätzungen zufolge sind etwa 15-20 Millionen Chinesen in dem Krieg umgekommen, darunter vermutlich acht Millionen Zivilisten, die durch Militärschläge ihr Leben verloren.
Der chinesische Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression wird somit zu einem Schlüsselmoment der Geschichte des modernen China, dessen historische Erinnerungen die öffentliche Haltung auch heute noch prägen.
Der Bereitschaft der Kommunistischen Partei Chinas, sich Guerillataktiken anzueignen und es mit den Japanern aufzunehmen, wurde in ganz China großer Respekt erwiesen. Heute verurteilen China und Korea die Art und Weise, wie japanische Schulbücher den Krieg darstellen und halten die öffentlichen Entschuldigungen japanischer Beamter für unglaubwürdig. Darüber hinaus versucht der amtierende japanische Premierminister Shinzo Abe derzeit Japan als “normale Nation” zu etablieren, das die Fähigkeit besitzt, seine Militärkräfte im Ausland wieder zu zeigen, während die Länder in Nordostasien mit ihren Ansprüchen an vorgelagerte Inseln einen Disput veranstalten, der an die japanische Aggression erinnert.
Manche mögen sich vielleicht darüber wundern, dass das Gedenken an den 3. September 1945 so ausschweifend gefeiert wird, aber niemand kann die immense Bedeutung leugnen, die der Verteidigung des chinesischen Volkes und der chinesischen Souveränität vor grundloser Aggression zukommt.
Mit diesem neuen nationalen Feiertag werden die künftigen Generationen Chinas die Bürden ihrer Vorfahren, die sie trugen, um die mehrere Jahrtausende alte Zivilisation zu schützen, nicht vergessen. Erinnerungen an die Geschichte dienen immer auch als Lektionen für die Zukunft, so bleibt zu hoffen, dass auch dieser Anlass künftig gegenseitiges Verständnis fördern und verhindern wird, dass sich die Welt erneut in solche Zerstörung stürzt.
Der Autor ist als außerordentlicher Professor in der Abteilung für Staatswissenschaften an der California State University in Sacramento tätig und Fulbright Stipendiant (2011-2012) an der China Foreign Affairs University.
Meinungsbeiträge präsentieren die Meinung der Autoren und nicht unbedingt die von China.org.cn.
Quelle: german.china.org.cn
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