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04. 03. 2015 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Marc-Stephan Arnold (33) studierte Wirtschaftssinologie und Translationswissenschaften in Konstanz, Beijing und Mainz. Beruflich war er über 5 Jahre lang in China als Unternehmensberater und bei einer staatlichen chinesischen Nachrichtenseite tätig. Seit 2013 ist er als freier Übersetzer selbstständig.
China.org.cn: Wie betrachten Sie die derzeitige Wirtschaftslage in China?
Marc-Stephan Arnold: Die chinesische Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Phase des Umbruchs und der Restrukturierung. Die Regierung versucht, Überkapazitäten abzubauen. Außerdem will man künftig nicht mehr nur auf Masse und für den Export produzieren. Stattdessen sind Qualität und die Stärkung des Binnenkonsums gefragt.
Was halten Sie für die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren? Was ist die größte Veränderung?
Die größte Veränderung der letzten 30 Jahre ist zweifelsohne die unter Xi Jinping begonnene Restrukturierung der chinesischen Wirtschaft. Diese ist nötig, da Chinas Wirtschaft dank der Öffnungspolitik, die unter Deng Xiaoping begann, zwar extrem schnell gewachsen ist, dieses Wachstum aber auch Probleme mit sich gebracht hat. Zwar sind viele Chinesen im Zuge dieser Öffnung reich geworden, und auch die Mittelschicht wächst sehr schnell. Doch dafür hat das Land auch einen hohen Preis bezahlt. Chinas größtes Problem ist die extreme Umweltverschmutzung, danach kommen die Ineffizienz großer Teile seiner Industrie sowie die fast ausschließliche Fixierung auf den Export, die dem Land seit dem Beginn der nach wie vor andauernden Weltfinanz- und Währungskrisen (2008-2015) massive Überkapazitäten in fast allen Industrien beschert hat. All diese Fehlentwicklungen will die Zentralregierung nun beseitigen – das Ziel ist die "Neue Normalität".
Das ist auch bitter nötig, da die Weltwirtschaft in den nächsten drei bis fünf Jahren meiner Meinung nach nochmal stark einbrechen wird. Wahrscheinlich werden wir weltweit einen der größten Wirtschaftszusammenbrüche der Geschichte erleben – einen Crash, stärker noch als 2008/09 – und China wird diese Abkühlung natürlich auch zu spüren bekommen. Darauf muss sich das Land vorbereiten, was ja auch gerade geschieht.
Die nächste große Veränderung, die sich anbahnt, ist die Wiederbelebung der Seidenstraße als Handelskorridor, der ganz Eurasien miteinander verbinden soll. Diese "Seidenstraße 2.0" wird besonders nach dem Crash, von dem ich gerade sprach, schnell an Bedeutung gewinnen.
Warum haben Sie (Ihre Firma) sich für den chinesischen Markt entschlossen?
Als Übersetzer und manchmal auch Dolmetscher im Sprachenpaar Chinesisch—Deutsch habe ich mich gewissermaßen an China gebunden.
Wird Ihr Leben im Alltag von der chinesischen Wirtschaft beeinflusst?
Da meine Kunden chinesische Unternehmen sind – und deutsche Unternehmen, die mit China Handel treiben – kann man das wohl so sagen, ja.
Wie beurteilen Sie die chinesischen Unternehmen in Deutschland?
Die machen ihre Sache ganz gut, glaube ich. Aber sie haben auch einige Schwierigkeiten, sich an die deutsche (Wirtschafts-)Kultur anzupassen. Die Kosten, Löhne, Steuern, Umweltvorschriften und andere (soziale) Verpflichtungen sind in Deutschland um ein Vielfaches höher als in China. Das bringt einen hohen Verwaltungsaufwand mit sich. Auch das Problem, dass nur sehr wenige Deutsche die chinesische Sprache auf hohem Niveau beherrschen, macht es ihnen nicht unbedingt leichter, effektiv zu kommunizieren. Interkulturelle Kommunikation ist in diesem Zusammenhang auch ein Problem, da es in diesem Bereich in China bei weitem noch nicht so viele Angebote gibt, wie beispielsweise in Deutschland. Außerdem wird dieser Trainingsbereich von vielen Unternehmen nicht so ernst genommen.
Wie betrachten Sie die regen hochrangigen Besuche zwischen China und Deutschland?
Das sehe ich mit großer Freude, und ich hoffe, dass die Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland in den nächsten Jahren weiter intensiviert wird.
Quelle: german.china.org.cn
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