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09. 03. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft in den Augen eines deutschen Ingenieurs Exklusiv

Schlagwörter: Wirtschaftswunderjahre, Infrastruktur

Roland Raab

Jahrgang 1973

Maschinenbauingenieur, arbeitet seit 2002 bei Bosch im Bereich Automotive

Er war von 2006 bis 2009 für Bosch als Expat in Suzhou China.

1 Wie betrachten Sie die derzeitige Wirtschaftslage in China?

Die Chinesische Wirtschaft ist eine Mischung aus Kommunismus und Kapitalismus. Kommunismus zeichnet sich durch Umverteilung von Fleißig auf Mächtig aus. Im Kapitalismus wird von Fleißig auf Reich umverteilt. Beides sind Grundfunktionen des jeweiligen Systems. Leider hat das einen anwachsenden Unterschied zwischen Arm und Reich zur Folge. In China wächst dieser Unterschied deutlich schneller als in westlichen Ländern, weil die Politik den Kapitalisten nicht nur weniger Grenzen setzt, sondern sogar mit ihnen über Korruption kollaboriert. In Deutschland ist das momentane kapitalistische System 65 Jahre alt, in China erst 25. Trotzdem ist der Unterschied zwischen Arm und Reich viel größer als in Deutschland. Wenn der Unterschied zu groß wird, flacht das Wirtschaftswachstum ab und das System kollabiert. In den westlichen Ländern geschieht dieser Zusammenbruch gerade in Form der zyklisch stattfindenden Wirtschaftskrisen. In China wird es noch etwas dauern, bis es so weit ist.

2 Welche Meinung haben Sie zur Entwicklung der chinesischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren? Was ist die größte Veränderung Ihrer Meinung nach?

Die Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft erinnern an die Wirtschaftswunderjahre der frühen Bundesrepublik. Dies hat auch eine schnelle Entwicklung der Infrastruktur zur Folge. Leider entwickelt sich das Land nicht gleichmäßig. Die Schuld daran trägt die Politik. Somit reicht das Spektrum Chinas von einem Entwicklungsland bis zu einem hochentwickelten Land.

3 Seit langem ist Bosch in China sehr aktiv und beliebt. Hat die Entwicklung in China auch Einflüsse auf Ihre Firma?

Bosch fertigt mittlerweile viele seiner Produkte in China und verkauft diese in der ganzen Welt. Dabei zählt vor allem das Argument der billigen Arbeitskräfte. Trotz der Produktionsverlagerungen nach China hat Bosch in Europa kein Personal abbauen müssen. In China können nur Produkte geringer Komplexität gefertigt werden. Hoch komplexe Produkte können in China nicht kostengünstig produziert werden. So ist ein ESP Hydroaggregat aus China teurer als eines aus Deutschland. Dies liegt vor allem an der unzureichenden Qualifikation von Facharbeitern und Ingenieuren.

4 Wird Ihr alltägliches Leben in Deutschland auch von der chinesischen Wirtschaft beeinflusst?

Die meisten Consumer Produkte werden mittlerweile in China produziert und in die Welt exportiert. Die chinesische Wirtschaft wächst, und für die Produktion dieser Consumer Produkte werden oft deutsche Maschinen verwendet. Aus diesem Grund ist Deutschland relativ unbeschadet aus den letzten Wirtschaftskrisen heraus gekommen, und der allgemeine Zusammenbruch der westlichen Wirtschaft ist nicht so spürbar wie in den europäischen Nachbarländern oder den USA. Somit wird es in Deutschland nicht zu einer Massenarbeitslosigkeit kommen, so lange die chinesische Wirtschaft noch wächst.

5 Wie beurteilen Sie die chinesischen Unternehmen in Deutschland?

Ich kenne keine chinesischen Unternehmen in Deutschland. Somit kann ich mir kein Urteil bilden.

6 Wie betrachten Sie die regen hochrangigen Besuche zwischen China und Deutschland? Welche Aussichten hat die deutsch-chinesische Zusammenarbeit Ihrer Ansicht nach?

Die Zusammenarbeit unterliegt grundsätzlich den Regeln des Marktes. Darauf hat die Politik erst mal keinen Einfluss. Die Politik kann aber die Zusammenarbeit durch Einfuhrzölle und Importbeschränkungen stören. Diese Störungen können durch Verständigung der Regierungschefs abgebaut werden.

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Quelle: german.china.org.cn

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