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04. 11. 2008 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Die Terrakottabeamten und ihre Bambusrollen

Ein Fund, der in Xi'an in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi gemacht wurde, veranschaulicht, wie Bambusstreifen vor 2200 Jahren verwendet wurden. Im Jahr 2001 machten Archäologen in der Nähe des Mausoleums von Kaiser Qinshihuang, des ersten Kaisers der Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.), die wichtige Entdeckung.

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Kopie antiker Bambusstreifen

In der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.) wurden zum Schreiben weithin Bambusstreifen verwendet. Einige Experten sind der Ansicht, dass die ersten Bambusrollen bereits zur Zeit der Westlichen Zhou-Dynastie (11. Jh. – 771 v. Chr.) verwendet wurden. Im 2. Jahrhundert ersetzte Papier Bambus als wichtigstes Schreibmaterial.

Ein Fund, der in Xi'an in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi gemacht wurde, veranschaulicht, wie Bambusstreifen vor 2200 Jahren verwendet wurden. Im Jahr 2001 machten Archäologen in der Nähe des Mausoleums von Kaiser Qinshihuang, des ersten Kaisers der Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.), im Landkreis Lintong bei Xi'an eine wichtige Entdeckung. In dem Grabkomplex wurden zwölf lebensgroße Figuren ausgegraben, von denen, zur Überraschung der Experten, acht zivile Beamte darstellen. Alle der 1,89 Meter großen Figuren tragen Kopfbedeckungen, die unter dem Kinn befestigt sind. Ihre lange Robe wird durch einen Ledergurt zusammengehalten und sie tragen alle lange Hosen und quadratische Schuhe. Die anderen vier Figuren sind 1,9 Meter groß und stellen Streitwagenfahrer dar.

Seit Bauern im Jahr 1974 in rund 15 Kilometer Entfernung von dem Mausoleum die ersten Terrakottakrieger entdeckten, haben sich die Archäologen immer wieder eine Frage gestellt: Warum finden sich bei dem Mausoleum des ersten Kaisers, obwohl es denselben Grundriss hat wie Xianyang, die Hauptstadt der Qin-Dynastie, nur Terrakottasoldaten und keine Terrakottadarstellungen von zivilen Beamten? Beamte waren für jeden kaiserlichen Hof unverzichtbar. Die Entdeckung aus dem Jahr 2001 beantwortet diese Frage. Die Wissenschaftler glauben, dass die acht Figuren Beamte aus dem sogenannten zentralen Amt nachempfunden sind, das dem ersten Kaiser diente.

Die Archäologen waren von den Figuren fasziniert, da sie alle respektvoll die Augen nach unten gerichtet haben. An einer Seite ihres Gürtels hängt ein Taschenmesser und am Rücken tragen sie einen Schleifstein. In ihrer linken Armbeuge halten sie eine Rolle Bambusstreifen. Die Experten sind der Ansicht, dass diese seltsam anmutende Aufmachung mit der Gründung des Qin-Reiches zusammenhängt. Im Jahr 221 vor Christus hat Ying Zheng, zu dieser Zeit Herzog von Qin, sechs miteinander Krieg führende Reiche geeint und die Qin-Dynastie gegründet. Die Qin-Dynastie war das erste zentralisierte Feudalreich in der chinesischen Geschichte. Als erster Kaiser ließ Ying Zheng Gesetze, Maßeinheiten und Währungen vereinheitlichen. Das von ihm eingerichtete zentrale Amt umfasste drei Herzöge und neun kaiserliche Minister.

Viele der Beamte empfanden es als ausgesprochen unpraktisch, beim Verfassen von Dokumenten die verschiedenen Schreibsysteme der früheren sechs Herzogtümer verwenden zu müssen. Der sprachliche Durcheinander führte zu Kommunikationsproblemen und bedrohte sogar den Thron. Li Si, kaiserlicher Premierminister, schlug eine Standardisierung der Schreibsysteme vor. Daraufhin bestimmte der Kaiser, dass alle schriftlichen Dokumente künftig im Schreibstil der kleinen Siegelschrift, dem Xiaozhuan-Schreibstil, zu verfassen seien. Die kleine Siegelschrift war zuvor vom Herzogtum der Qin verwendet worden.

Das Schreiben der Dokumente auf Bambusstreifen war ermüdend. Nachdem Li Si ein Dokument kommentiert hatte, wurde es Zivilbeamten zugesandt, die dann den Text sorgfältig überprüften. Die Zeichen, die nicht dem standardisierten Stil entsprachen, wurden ausgekratzt. Anschließend wurden die korrekten Zeichen in die Streifen geritzt. Zum Entfernen der falschen Zeichen wurden die Taschenmesser verwendet. Da die Beamten die Messer oft nutzten, mussten sie häufig ihre Messer schärfen, daher trugen sie einen Schleifstein mit sich, um Zeit zu sparen. Mit der Zeit wurde es unter Zivilbeamten Mode, ein Taschenmesser und einen Schleifstein mit sich zu tragen.

Die Archäologen sind der Ansicht, dass es sich bei den Figuren um hochrangige Beamte handelt, da sie alle über hohe Kopfbedeckungen verfügen. Sehr wahrscheinlich waren es diese Beamte, die falsche Schriftzeichen von den Bambusstreifen entfernten und so zur Verbreitung der standardisierten Schrift im ganzen Reich beitrugen. Zur Zeit der Han- und Wei-Dynastie entwickelten sich die Schriftzeichen von der kleinen Siegelschrift zur Regelschrift, auf Chinesisch als Kaishu bezeichnet, die als Grundlage der chinesischen Schriftsprache für die folgenden Jahrtausende diente.

 

Quelle: China Daily

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