Home | Aktuelles |
Multimedia |
Service |
Themenarchiv |
Community |
Home>Kultur | Schriftgröße: klein mittel groß |
13. 11. 2008 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
von Oliver Zwahlen, aus Guangzhou
Jedes Jahr schließen landesweit hunderte chinesische Studenten das Fach Germanistik ab. Doch gerade in Guangzhou sehen die Jobaussichten nicht rosig aus. German.china.org.cn hat sich vor Ort bei den Studenten umgehört.
Guangzhou. Lisa Cai steht auf der Großen Bühne, das Mikrofon in der Hand. Hinter der jungen Frau mit der weißen Baseball-Mütze flimmert auf einem Großbildschirm das Konterfei von ein paar Deutschen, die Bier trinken. Das Oktoberfest sei ein wichtiger Bestandteil der deutschen Kultur erklärt sie gerade. Vor ihr stehen einige Passanten und hören ihr zu. Ein paar nicken hin und wieder zustimmend.
Lisa studiert in Guangzhou Germanistik an der Fremdsprachenhochschule Guangdong. An diesem Bildungsinstitut und der Sun-Yat-sen-Universität sind beiden wichtigsten Germanistik-Abteilungen Südchinas angesiedelt. Beide haben engen Kontakt mit DAAD. Gestern Nachmittag hat Lisa zusammen mit ihren Studienkolleginnen auf der "Deutschland-Promenade" über die deutsche Kultur referiert. Die Promenade ist ein Bestandteil von "China und Deutschland – Gemeinsam in Bewegung", einer Wanderveranstaltung, die vor allem der deutschen Wirtschaft dient, sich zu präsentieren. In ihren Vorträgen sollen die Studierenden über ihr Fach berichten. Auf der Bühne stehen ausschließlich junge Frauen. Wie bei anderen Sprachunis in China beträgt auch hier die Quote zwischen Männern und Frauen etwa 1:2.
Die Freundin von Lisa, (Foto von Oliver Zwahlen)
Die Gründe, weswegen die jungen Leute angefangen haben, deutsch zu studieren, sind vielfältig. Lisa erklärt im anschließenden Gespräch: "In der Mittelschule hatten wir einen interessanten Englischlehrer aus Österreich. Er hat uns neben dem Sprachunterricht auch viel über die Kultur in Mitteleuropa erzählt. Danach war ich immer sehr an Deutschland interessiert." Doch dies ist nicht der einzige Grund, wie ihre Freundin erklärt: Wer bei den Eintrittsprüfungen nicht genügend Punkte erreicht, kann manchmal sein Wunschfach nicht erreichen. Deutsch sei dann eben bisweilen die zweite Wahl, erklärt sie.
Die Schülerinnen hegen große Hoffnungen auf ihr Studium. Die 22-jährige Cathleen Chen möchte später einmal in Deutschland studieren und dort ihren MBA machen. Am liebsten in Baden-Württemberg, verrät sie. Das sei wohl auch für ihre kranken Eltern am besten, die sie gleich mitnehmen will. Wieso gerade das südliche Bundesland sich dafür eignet, verrät sie indes nicht. "Aber bevor ich mich entscheide, möchte ich zuerst eine längere Reise durch Deutschland machen, um zu sehen, wo es mir am besten gefällt."
Dass längere Reisen möglich sind, beweist Nadine Cui. Im vergangenen Januar ist die Kantonerin für rund einen Monat lang durch Deutschland gereist und hat in dieser Zeit 27 Städte besucht. Alleine, nur mit einem Lonely-Planet-Reiseführer im Rucksack. Um Geld zu sparen, hat sie per Couchsurfing bei Deutschen zu hause gewohnt. Dies sei sehr interessant gewesen und sie habe viele Kontakte knüpfen können. Eine Reisegruppe wäre für sie nicht in Frage gekommen: "Ich war einmal mit einer Reisegruppe unterwegs und das war total blöd. Wir haben immer nur Souvenirläden angeschaut." Dank der Hilfe des DAAD ist es für die Studenten nicht mehr so schwer, das begehrte Visum zu bekommen. Jedes Jahr können im dritten Studienjahr jeweils fünf Studenten nach Deutschland.
Lisa Cai, (Foto von Oliver Zwahlen)
Das Interesse an Deutschland habe in den letzten Jahren generell zugenommen, sagt Beate Rogler vom DAAD in Guangzhou. Dies zeigen auch die Zahlen: Als sie vor drei Jahren begonnen habe, hätte der neue Jahrgang nur 21 Studenten gehabt. Inzwischen liege die Zahl um 30. Dies hänge auch mit der Werbung zusammen, welche für den Studienstandort Deutschland gemacht werde. "Gerade die Ausbildungszweige Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften genießen einen hervorragenden Ruf", so Rogler.
Die Aussichten für eine Stelle seien allerdings alles andere als rosig. Dies erklärt Cathleen Chen und spricht damit aus Herzen der ganzen Gruppe. Es gebe in der Stadt nur wenige deutsche Firmen, bei denen sie allenfalls eine Stelle finden könnte. So würden denn auch die meisten Germanisten nach Shanghai oder Beijing abwandern, wo sie bessere Chancen hätten. "Oder sie arbeiten als Reiseleiter für Gruppen aus Deutschland." Cathleens Interesse steht allerdings schon fest: "Ich möchte später im Marketing-Bereich arbeiten."
Quelle: german.china.org.cn
Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur
Kommentar schreiben |
Kommentare |
Keine Kommentare.
|
mehr |